Abo

Unterkunft im Volvo-GebäudeFlüchtlinge bleiben an der Ringstraße in Köln-Rodenkirchen

Lesezeit 4 Minuten
310 Menschen leben im ehemaligen Volvo-Gebäude.

310 Menschen leben im ehemaligen Volvo-Gebäude.

Köln-Rodenkirchen – Der Zuzug von Flüchtlingen, vor allem aus den West-Balkanstaaten hat Ende des vergangenen Jahres in Köln zugenommen. Das teilte das Wohnungsamt kurz vor Weihnachten mit. Deshalb können einige Notunterkünfte doch nicht wie geplant aufgelöst werden. Das betrifft auch den Standort an der Ringstraße. Ende Dezember 2018 war eigentlich der Auszug aller Flüchtlinge aus dem ehemaligen Volvo-Bürogebäude geplant. Jetzt hat die Stadt den dreijährigen Mietvertrag mit dem Eigentümer, der PE Ringviertel GmbH, um ein Jahr bis Dezember 2019 verlängert.

Das hat auch Auswirkungen auf die weiteren Planungen für das Bezirksrathaus. Wie jetzt durchgesickert ist, sollte das ehemalige Volvo-Gebäude nach dem Auszug der Flüchtlinge als Interimsquartier für die Belegschaft des Bezirksrathauses genutzt werden. Die Stadtteilpolitik, die Verwaltung mit Bürgeramt und Meldehalle brauchen vorübergehend eine neue „Heimat“, wenn das marode Bezirksrathaus voraussichtlich in diesem Jahr abgebrochen und dann neu gebaut werden soll.

Möglicherweise sind nun die Pläne durcheinander geraten, mit einer Verzögerung des Umzugs ist jedenfalls zu rechnen. Dennoch bleibt Bezirksbürgermeister Mike Homann gelassen. Er geht davon aus, dass das Gebäude für die Flüchtlinge nur noch einige Monate und nicht das ganze Jahr gebraucht wird. „So schnell hätten wir sowieso nicht umziehen können“, sagte er. Abgesehen davon gäbe es noch andere Quartiere, die in Frage kämen. Konkrete Alternativen nennt er nicht. Wie es von anderer Seite heißt, käme auch eine Teilnutzung des Ringstraßen-Gebäudes in Frage. Derzeit wird noch verhandelt.

Willkommensinitiative hatte schon Abschied gefeiert

Die Ankündigung, dass die Flüchtlingsunterkunft noch länger beibehalten wird, kam am Jahresende für viele völlig überraschend. So auch für die Diakonie Michaelshoven, die dort die Bewohner betreut in Zusammenarbeit mit der Stadt, freien Trägern, Initiativen und Ehrenamtlern. „Zum Glück haben sich zwei Drittel der vorab gekündigten Mitarbeiter kurzfristig bereit erklärt, weiter zu machen“, sagt eine Sprecherin aus Michaelshoven. Auch das übrige Drittel der Stellen sei bis März wieder besetzt.

Die ehrenamtlichen Helfer von der Willkommensinitiative „Wisü“ hatten ihre Aktions-Räume bereits leer geräumt und die Ausstattung bei Kirchengemeinden untergebracht. „Wir hatten auch schon Abschied gefeiert“, erzählt Monika Wilke von Wisü. „Wir freuen uns nun, dass wir mit unserer Fahrradwerkstatt und der sehr gut angenommenen Handarbeits- und Näh-AG weitermachen können“, sagt Wisü-Organisatorin Ellen Behnke.

Notunterkünfte sollen langfristig aufgegeben werden

Am 31. Dezember 2018 war die Ringstraße mit 310 geflüchteten Menschen aus verschiedenen Nationen voll belegt, zuletzt vor allem mit Menschen aus Albanien, Mazedonien und Serbien. Wie es bei der Stadt heißt, komme es häufig vor, dass im Spätherbst und Winter Familien aus dem West-Balkan unerlaubt nach Deutschland einreisen und bei den städtischen Behörden um Schutz bitten würden. Die Stadt sei verpflichtet, sie unterzubringen, so Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig.

Das könnte Sie auch interessieren:

Langfristig will die Stadt bis auf einige Reserveplätze alle Notunterkünfte aufgeben. Die Flüchtlinge sollen in Wohnungen und Häusern unterkommen, die allerdings erst nach und nach zur Verfügung stehen. Im Bezirk Rodenkirchen soll der Neubau an der Josef-Kallscheuer-Straße in Sürth in diesem Sommer bezugsfertig sein.

Ringviertel soll auf ehemaligem Volvo-Gebäude entstehen

Ein neues Wohnviertel, das „Ringviertel“, mit rund 360 Wohnungen soll künftig auf dem rund 25 000 Quadratmeter großen Areal an der Ringstraße 38 bis 46 entstehen. Auf dem Gelände befindet sich auch das ehemalige Volvo-Gebäude, in dem bislang Flüchtlinge untergebracht sind und das nach deren Auszug möglicherweise als Interimsquartier für die Belegschaft des Bezirksrathauses genutzt werden soll. Der Eigentümer und Bauherr des Grundstücks, die PE Ringviertel GmbH – bestehend aus Bauwens Development und Convalor – führt derzeit Gespräche mit der Stadt über die weitere Nutzung des ehemaligen Volvo-Gebäudes.

Es wird damit gerechnet, dass sie spätestens im Juni abgeschlossen sind. Die Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan ist in diesem Frühjahr vorgesehen. Acht Mehrfamilienhäuser werden nach Entwürfen des Architektenbüros „ASTOC“ in mehreren Abschnitten errichtet mit 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau und einer Kita mit sechs Gruppen. Alle bestehenden Gebäude werden abgebrochen. Baubeginn für die ersten rund 120 Wohnungen soll in einem hinteren Bereich des Areals sein, das an einen Discounter angrenzt.

KStA abonnieren