Kölner Apotheker erzählt„Vor zwei Wochen standen die Kunden in Dreier-Reihen“

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Apotheker Simon Gosk nimmt sich sehr viel Zeit für seine Kunden. Seine persönliche Beratung wird gerade jetzt besonders geschätzt.

  • Viele Apotheken werden derzeit überrannt. So auch die von Simon Gosk in Rodenkirchen.
  • Hamsterkäufe beschränken sich nicht nur auf Supermärkte, erzählt der Apotheker. Dabei müssen die Apotheken auch Praxen versorgen.
  • Ein Lagebericht

Köln-Rodenkirchen – In Zeiten von Corona fallen Veranstaltungen aus, Schulen sind zu, in Kneipen ist es leer. Nur in Apotheken herrscht Hochbetrieb. „Bei uns brennt die Hütte“, sagt eine Apothekerin, „hier ist gerade sehr viel los“, heißt es woanders. „Desinfektionsmittel gibt es wieder am Nachmittag“, sagt die Frau im weißen Mantel hinter dem Thekenpult und „ja, das bestellte Medikament ist da“.

Mittel gegen Hals- und Kopfschmerzen, etwas für die Bronchien und zur Stärkung des Immunsystems werden derzeit besonders häufig verlangt. „Hilft das auch?“, fragt eine Kundin. Wer weiß?

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In Hektik geraten die Apothekerinnen und Apotheker meistens trotzdem nicht, auch wenn es angesichts des aktuellen Ansturms verständlich wäre.

Der Preis spielt keine große Rolle

„Vor ungefähr zwei Wochen standen hier die Kunden in Dreier-Reihen“, erzählt Simon Gosk von der Wieselapotheke in Rodenkirchen. Ein wenig habe sich das Bedürfnis nach Hamstereinkäufen in den Apotheken inzwischen gelegt. Er bedient gerade ein Paar, bewertet aus seiner Sicht das Coronarisiko und berät in Sachen Prophylaxe – und wiederholt gebetsmühlenartig den gleichen Spruch: „Händewaschen, Händewaschen, Händewaschen, ausgiebig und so oft es geht“. Ein einfaches Stück Seife gilt als wirksam, dennoch sei die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln ungebrochen, erzählt Gosk.

Das Paar hat Glück und ergattert noch zwei Flaschen mit jeweils einem halben Liter. Richtig preiswert sind die sterilen Lösungen nicht gerade, das macht aber vielen Kunden offenbar wenig aus.

Die meisten Apotheken mischen die Desinfektionsmittel inzwischen in den hauseigenen Labors an – literweise und von früh bis spät. „Wir arbeiten am Limit“, erzählt der Apotheker und betont, dass die Mittel streng nach WHO-Richtlinien zusammengestellt würden. Es fehle aber am Nachschub der Rohstoffe.

Medikamente per Bote als besonderer Service

Besonders Abfüllflaschen seien Mangelware geworden. Nur Etiketten und steriles Wasser seien noch jederzeit verfügbar. Nicht alles, was er produziert, könne er aber an Kunden weiter geben, denn vor allem die Arztpraxen müssten versorgt werden, betont Gosk. Zum Glück würden die Kunden besonnen reagieren, die Stimmung sei aus seiner Sicht noch gut.Immerhin einen positiven Aspekt kann der Apotheker der Corona-Krise abgewinnen. In solchen Zeiten zeige sich, wie wichtig die Apotheke vor Ort sei. „Die Menschen suchen das persönliche Gespräch, legen Wert auf vertrauliche und individuelle Beratung und wollen beruhigt werden“, sagt der Apotheker, „all das können wir bieten, im Gegensatz zu den Online-Versendern.“

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Ein besonderer Service sei auch, dass Medikamente per Bote bis an die Haustür gebracht würden, wenn sich etwa ältere Menschen nicht mehr auf die Straße trauen würden. Besonders geschäftstüchtig agieren einige Apotheken und haben „Corona-Pakete“ zusammengestellt mit Mitteln, die gegen Symptome wie Fieber und Husten helfen sollen.

Insgesamt sei die Versorgung der Apotheken mit allgemeinen Arzneien wie Blutdruckmitteln, Cholesterinsenkern oder Ibuprofen und Paracetamol weiterhin sehr gut, betont der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis. Es gebe bislang keine Versorgungsengpässe. Mit einem Gegenmittel gegen das Coronavirus werde 2021 gerechnet, möglicherweise noch in diesem Jahr.

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