„Little Boy“Kölner Auktionshaus versteigert Replik von Hiroshima-Atombombe

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Uwe H. Breker mit der Replik der Atom-Testbombe

Uwe H. Breker mit der Replik der Atom-Testbombe

  • Das Kölner Auktionshaus Breker in Godorf ist spezialisiert auf technische Antiquitäten. Eine Replik einer Atombombe ist jedoch auch für sie besonders.
  • Am 6. August 1945 brachte die Bombe in Hiroshima Hunderttausenden den Tod.
  • Im Interview spricht der Auktionator Uwe H. Breker über das Objekt und seine Bedeutung als Mahnmal des irsinnigen Vernichtungsaktes.

Köln – Das Auktionshaus Breker in Godorf ist auf technische Antiquitäten spezialisiert – historische Schreibmaschinen, Blechspielzeug, Musikautomaten. Kommenden Samstag wird aber ein Objekt angeboten, das heraussticht: ein drei Meter langer und 310 Kilogramm schwerer Nachbau einer Testbombe, wie sie die Amerikaner vor ihrem Atombomben-Abwurf 1945 auf die japanische Stadt Hiroshima einsetzten.

Solche mit Zement gefüllten Testbomben wurden auch Pumpkins genannt: Kürbisse. „Little Boy“ nannte das US-Militär schließlich den tatsächlichen Sprengkörper, der Tausenden den Tod brachte. Ein Name, in dem viel Häme stecke, so Auktionator Uwe H. Breker.

Für wen bieten Sie das Objekt an?

Breker: In diesem Fall handelt es sich um ein tschechisches Museum, das Platz braucht. Sie haben uns gebeten, den Bomben-Nachbau zu versteigern, weil wir weltweite Kontakte haben.

Wie haben Sie reagiert, als Ihnen die Kopie einer Atombombe angeboten wurde?

Zuerst waren wir skeptisch. Wenn man zum ersten Mal hört, dass es um den Nachbau einer Atombombe geht, denkt man: Was soll das? Aber dann haben wir uns Unterlagen schicken lassen und verstanden, dass es um ein Symbol geht, ein Mahnmal dieses irrsinnigen Vernichtungsakts. Dieses Objekt hat eine gewisse gesellschaftliche und historische Bedeutung.

Was genau versteigern Sie am kommenden Samstag?

Es ist eine mit originalen und Nachbauteilen der US-Luftwaffe hergestellte Replik einer Kürbis-Bombe. Solche Bomben wurden im Zweiten Weltkrieg von der US-Luftwaffe zu Trainingszwecken eingesetzt, bevor sie ihre Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abwarfen. Der von uns angebotene „Kürbis“-Nachbau hat die gleiche Form, die gleiche Größe und das gleiche Gewicht wie die Atombombe „Little Boy“.

Wer hat den Nachbau hergestellt?

Ein amerikanischer Hersteller zur Versorgung von Luftfahrt-Museen.

Wie war es, als die Rakete in Godorf eintraf?

Seltsam, dass so ein kleiner Gegenstand ein ganzes Land verwüsten kann. Ich dachte, die Bombe wäre viel größer gewesen. Dazu kam auch noch die Häme der Amerikaner, so eine Bombe intern verniedlichend als „Little Boy“ zu bezeichnen.

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Hatten Sie schon mal ein solches Objekt im Programm?

Im Mai haben wir ein mehr als drei Meter langes Raketen-Testmodell von 1980 versteigert, das im Windkanal eingesetzt wurde. Unser Schätzpreis lag bei 12 000 Euro, schließlich ging es für mehr als 30 000 Euro an einen Sammler in den USA.

Was wollen Sie für die Kürbis-Rakete haben?

Wir gehen immer sehr vorsichtig mit unseren Schätzpreisen um. In diesem Fall liegt er bei 6000 Euro. Den Preis haben wir zusammen mit dem Anbieter ermittelt.

Gibt es schon Interessenten?

Der Sammler aus den USA hat schon wieder angefragt, Interesse gibt es aber auch aus Italien und Deutschland. Es gibt überall Sammler und Museen, gerade im Bereich Luftfahrt.

Haben Sie keine Sorge, dass Ihre Atombombe in falsche Hände gerät?

Es kann ja niemand etwas damit anfangen, es gibt weder einen Zünder noch Sprengstoff, sondern nur Zement. Es ist ein reines Exponat. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass es in seriöse Hände kommt. Es handelt sich um ein Mahnmal. Das ist Geschichte. Und es gibt nirgendwo ein Original, das Original ist explodiert.

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