Private Müllsammel-AktionMeschenicherin fühlt sich von Stadt alleingelassen

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Seit Februar sammelt Jamina Silah den wild entsorgten Müll zwischen Rondorf, Meschenich und Immendorf ein, zum Teil ist auch gewerblicher Unrat dabei.

  • Seit Februar trägt eine 24-jährige Meschenicherin bei jedem Spaziergang Unrat zusammen, der auf den Feldern illegal abgeladen wird.
  • Sie wandte sich an die Abfallwirtschaftsbetriebe, die verwiesen sie an die Stadt Köln.
  • Die Hilfegesuche der jungen Frau bei der Stadtverwaltung blieben bis heute unerhört.

Meschenich – Alles begann Anfang des Jahres mit einer selbst auferlegten Aktion. „Ich bin oft mit meinen Hunden Gin und Crosby hier auf den Feldern zwischen Meschenich, Immendorf und Rondorf unterwegs und habe an immer denselben Stellen diverse wilde Müllkippen entdeckt“, erzählt Jamina Silah. Aber auch an den Feldrändern sah die 24-Jährige Meschenicherin immer wieder achtlos weggeworfenen Verpackungsmüll. „Das ist doch widerlich“, fügt sie hinzu. Silah ärgerte sich jeden Tag ein bisschen mehr über den Müll und fasste einen Plan.

Immer mehr Müll auf den Feldern um Meschenich

Zehn Teile Müll wollte die junge Frau, die derzeit eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin macht und sich der nachhaltigen Lebensweise verschrieben hat, bei jedem Spaziergang einsammeln. Doch schnell stellte sie fest, dass es damit nicht getan ist und es noch weitere, teils größere Müllansammlungen gibt. „Ich fing an, den Müll einzusammeln, in Tüten zu verpacken und entsorgte ihn zunächst in meiner privaten Mülltonne.

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Jamina Silah stellte eine Mülltonne auf, doch sie wird nur von den AWB entsorgt, wenn die junge Frau sie an den Feldrand stellt.

Erst später erfuhr ich, dass die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe eingesammelten und verpackten Müll abholen. Also schickte ich ihnen die Koordinaten zu, wo genau die von mir gesammelten Tüten stehen“, sagt Silah. Auch eine große Metalltonne stellte sie dort an einer der Stelle auf, hing eine Mülltüte hinein und befestigte die Tonne mit einem stabilen Fahrradschloss. „Sie wird sehr gut angenommen.“

Ein halbes Jahr ehrenamtlich Unrat gesammelt

Nachdem sie ein halbes Jahr Müll gesammelt hatte, spürte Silah einen Widerstand in sich aufkommen. „Das ist weder nachhaltig noch effizient, wenn andere Leute hier ihren zum Teil gewerblichen Müll entsorgen, ich die AWB informiere und deren Mitarbeiter irgendwann den Müll abholen. Das ändert langfristig gar nichts“, sagt sie und zeigt auf einige Säcke, die sie erst kürzlich gemeinsam mit anderen Anwohnerinnen und Anwohnern

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zusammengetragen hat. Stattdessen, dachte Silah, „müssen die Verursacher zur Verantwortung gezogen werden. Gedacht, getan: Silah wendete sich erneut schriftlich an die AWB und regte an, Kameras oder Schilder aufzustellen, die auf mögliche Strafen hinweisen. Die Antwort der AWB stellte die junge Frau nicht zufrieden: Die AWB seien lediglich Dienstleister der Stadt. Mit ihrem Anliegen müsse sich Silah an die Stadtverwaltung wenden.

Keine Antwort, keine Hilfe von der Stadt Köln

Das tat sie. Mehrmals. Sie versuchte es telefonisch, doch niemand hob ab. Bis heute habe sie keine Antwort erhalten. Zwar könne es nicht sein, dass eine Bürgerin, die Ideen einbringt und das Gespräch sucht, keine Antwort erhalte, doch so einfach sei die Problematik möglicherweise nicht, heißt es seitens der Verwaltung auf Anfrage dieser Zeitung. Zunächst müsse geklärt werden, ob die Fläche städtisch ist, dies könne in der Zuständigkeit des Liegenschaftsamtes liegen aber auch beim Umweltamt.

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Jamina Silahs Beute von einem Spaziergang

Silah aber schrieb das Ordnungsamt an. „Ich recherchierte und fand einen Ansprechpartner, der für den Kölner Süden zuständig ist. Ich schilderte ihm in einer Mail vom 23. Juni das Problem und bat um ein Gespräch. Geantwortet hat der Herr bis heute nicht“, sagt Silah. Immerhin: Kurz nach der Anfrage dieser Zeitung erhielt Silah dieser Tage eine Eingangsbestätigung ihrer Schreiben von vor knapp drei Monaten.

Verursacher auf frischer Tat ertappen

Gerne würde Silah einen Verursacher auf frischer Tat ertappen, um ihn anzeigen zu können. Doch egal zu welcher Uhrzeit sie über die Felder spaziert – bislang hat sie noch niemanden erwischen können. „Kameras wären die Lösung oder eben Schilder, die auf mögliche Strafen hinweisen, genau darüber wollte ich mit Mitarbeitern der Stadt sprechen – oder gemeinsam andere Lösungen finden“, sagt sie – und wirkt dabei recht resigniert.

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