Manfred Giesen war fünf Jahre lang Rathaus-Chef in Rodenkirchen. Was ist ihm gelungen im Stadtteil, was weniger, eine Bilanz zum Abschied.
Abschied vom AmtScheidender Bezirksbürgermeister Rodenkirchens zieht Bilanz

Bezirksbürgermeister Manfred Giesen zieht nach fünf Jahren Bilanz.
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Treffpunkt ist eine gemütliche Bank an der Straße Auf der Ruhr an einem Dienstag. Hier hält seit März dieses Jahres einmal pro Woche der Sparkassenbus. Für den Haltepunkt in Weiß hatte sich Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, mit Unterstützung der Dorfgemeinschaft Weiß und dem Bestatter Michael Brodesser eingesetzt. Die Filiale wird extrem gut angenommen. „Hier fehlt eigentlich nur ein Kaffeewagen“, meint Giesen.
„Ich habe das eine oder andere im Kleinen bewegen können. Es befriedigt, hier zu wohnen und dem Bezirk auch etwas zurückzugeben. Das kann ein normaler Bürger so ohne weiteres nicht.“ Auf seine Amtszeit schaut der 71-Jährige positiv zurück. Meistens fühlte er sich wertgeschätzt, die Arbeit habe Spaß gemacht. Kritik gab es natürlich auch. „Man kann es auch nicht jedem recht machen.“ Seit Amtseintritt gehen eigentlich wöchentlich Beschwerden ein. „Es ist ein weiterer Teil der Arbeit. Manchmal rutschen die E-Mails nach hinten, dann vergesse ich das“, entschuldigt er sich.
Manfred Giesen hat sich für die Sürther Aue eingesetzt
Fast sein ganzes Leben hat Giesen in Sürth verbracht. Seit vielen Jahren mit seiner Frau Elisabeth, die Tochter wohnt nebenan. Er kennt den Bezirk. Ein Vorteil, wie er meint. Zu den Grünen kam er damals über seinen Einsatz für den Erhalt der Sürther Aue. „Die Grünen waren die einzige Partei, die uns damals als Bürgerinitiative konsequent unterstützt hat (und auch Geld gegeben hat für Umweltgutachten)“. So kam er 2000 in die Bezirksvertretung. Von Beginn an war er Fraktionsvorsitzender.
Von der Parkbank in Weiß aus reflektiert Giesen über seine größten Erfolge und Misserfolge im südlichsten Bezirk Kölns, der 112.834 Einwohner zählt. Raderthal/Zollstock ist aus seiner Sicht Schauplatz einer seiner größten Erfolge. Dort wurde ein Interimsstandort für die sanierungsbedürftige Europaschule gefunden. „Beschleunigen“ konnte Giesen die Suche durch einen Begleitkreis für die Entwicklung der Europaschule, die ihm seitens der Schulleitung, aber auch der Fachverwaltung und der Unterstützung seiner BV Lob einbrachte. Einmal im Quartal gibt es ein virtuelles Treffen. „Das hat letztendlich dazu geführt, dass wir diesen Standort gefunden haben.“ Ein großer Erfolg nach über 15 Jahren. „Wir haben den Platz gefunden. Das war die Leistung. Mir ist einfach wichtig, dass die Schule endlich eine Perspektive hat.“ Die soll, wenn alles gut läuft, zum Schuljahr 2027 / 2028 ins Interim einziehen können.

Die ehemalige Thomaskirche in Meschenich ist heute eine Begegnungsstätte.
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In Meschenich war es dem scheidenden Bezirksbürgermeister wichtig, das soziale Miteinander zu erhalten. Mithilfe vieler Kräfte vor Ort wurde aus der ehemaligen Thomaskirche eine Begegnungsstätte. Einmal in der Woche ist hier auch eine Kinderärztin vor Ort.
Mit dem Unternehmen Shell in Godorf musste er sich nach einer Verunreinigung des Grundwassers auseinandersetzen. Über Monate war hier Gasöl tröpfchenweise durch eine veraltete Leitung gesickert. Als Teil der Begleitgruppe versuchte er die Arbeiten der Shell, die „sich sehr offen zeigte“, zu forcieren. Schlussfolgerung: Alle unterirdischen Leitungen wurden nach oben verlegt. Das sollte eigentlich bis 2034 erledigt sein. Das war ihm zu spät. Mittlerweile sei die Schadensursache erledigt und die Arbeiten nahezu abgeschlossen.
Den Plan für die Einbahnstraße für Rodenkirchens City musste Giesen schließlich aufgeben
Gegenwind erfuhr er im Amt, als er auf einen Anwohnervorschlag eingehen wollte, die Hauptstraße in Rodenkirchen, ab dem Kreisel, Höhe Barbarastraße in Richtung Innenstadt, in eine Einbahnstraße umzuwandeln. Nicht nur der Treffpunkt Rodenkirchen rief im Juni 2022 zu einem „Aufstand im Veedel“ auf. „Die Energie hätte ich besser in andere Projekte gesteckt“, meint er rückblickend. Auch wenn er auch heute noch überzeugt ist, dass es für die Verkehrsführung sicherer wäre. Er gibt aber zu: „Es hätte aber auch Nachteile für die Händler gehabt.“

An Protesten scheiterte die Idee, die Hauptstraße in Rodenkirchen in eine Einbahnstraße zu ändern.
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Rondorf Nordwest, die Parkstadt Süd oder die Stadtbahnverlängerung? Diese Großvorhaben werden in seinen Augen auch zum Ende der kommenden Periode nicht beendet sein. Manchmal hat er Sorge, dass die Stadt ihre Projekte nicht in den Griff bekommt. Der Neubau des Bezirksrathauses dauert ihm zu lange. „Die Gebäudewirtschaft ist manchmal amateurhaft. Ich habe es mitbekommen, wie lange alleine der Umzug der Meldehalle gedauert hat.“ Grundsätzlich habe er persönlich aber ein gutes Verhältnis zur Verwaltung pflegen können. Es sei nur manchmal kompliziert.
Die nächsten Entwicklungen in Rodenkirchen wird er von der Zuschauerbank aus verfolgen. Zwischenzeitlich hatte er gesundheitliche Probleme. „Vielleicht war das auch ein Warnschuss?“ Auch die Familie wartet auf seinen Ruhestand. Der muss allerdings noch ein wenig warten. Am 3. November ist die konstituierende Sitzung der nächsten Bezirksvertretung. Bis dahin bleibt er kommissarisch im Amt.