Die Grünen-Politikerin lebt seit 2009 in dem Stadtteil am östlichen Rand der Stadt und findet dort nach anstrengenden Arbeitstagen Ruhe.
VeedelsspaziergangAn Brück schätzt Kölner OB-Kandidatin Berivan Aymaz die Herzlichkeit

Berivan Aymaz will am 14. September Kölner Oberbürgermeisterin werden.
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Als Berivan Aymaz den Marktplatz in Brück betritt, ist sie sofort umringt von Menschen, die sie herzlich begrüßen und umarmen. Der rechtsrheinische Stadtteil gilt zwar seit jeher als Hochburg der CDU, dennoch ist die Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen dort sichtlich beliebt. Aymaz lebt seit 2009 am östlichen Rand Kölns, sie fühlt sich dem Veedel eng verbunden.
Marktplatz in Brück gilt als wichtiger Treffpunkt
Zu Beginn des Rundgangs durch Brück besucht Aymaz kurz den Wahlkampfstand der Grünen auf dem Marktplatz. „Wir sehen zu, dass Brück die Homezone bleibt“, sagt Maria Schweyzer-May, die Flyer an die Marktbesucher verteilt. Schräg gegenüber hat die CDU ihre Zelte aufgeschlagen, ihr Oberbürgermeisterkandidat Markus Greitemann ist an diesem Morgen unerwartet ebenfalls vor Ort. Aymaz und ihr Konkurrent begrüßen sich freundlich und tauschen kurz ein paar Worte aus, während des Wahlkampfs begegnen sich die Beiden regelmäßig.
„Der Marktplatz in Brück ist auch ein Treffpunkt, wenn hier kein Wochenmarkt stattfindet. Hier spricht man miteinander, tauscht sich aus“, sagt Aymaz, die auch noch eine Empfehlung parat hat. Am Stand von „Reibekuchen Heinz“ gebe es freitags die besten Reibekuchen überhaupt. Und im Bücherschrank finde sich immer eine interessante Lektüre. „Das ist ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen kann“, sagt Aymaz.
Ein friedlicher und ruhiger Ort für den Rückzug nach Arbeitstagen
Und Ruhe braucht die Landtagsabgeordnete und Vize-Präsidentin des Landtags – um abzuschalten und Energie zu tanken. In Brück findet sie genau das. „Wenn ich abends in Brück ankomme, nachdem ich den ganzen Tag über beruflich mit sehr vielen Menschen gesprochen habe, dann kann ich hier herunterfahren“, sagt Aymaz. Brück sei ein friedlicher, ein ruhiger Ort, an dem einen morgens das Krähen eines Hahns weckt.
Der wesentliche Teil des Lebens spielt sich entlang der Olpener Straße ab, Teil der Bundesstraße 55, die den Ort durchschneidet. „Brück ist ein Drei-Minuten-Veedel – alles Wichtige ist innerhalb kurzer Zeit erreichbar“, sagt Aymaz. „Und ich liebe es, dass die Menschen von einem Oberdorf und einem Unterdorf sprechen.“ Am Eiscafé Panciera sind an diesem Morgen noch die Rolladen heruntergelassen. Laut Aymaz gibt es dort das beste Eis in Köln, aus der gesamten Stadt kämen Menschen nach Brück, um sich dort eine Waffel oder einen Becher zu gönnen.
Nur wenige Meter entfernt steht Simone Dickert in ihrem Geschäft Remy Moden. Berivan Aymaz gehört schon seit langer Zeit zu ihren Kundinnen. Im Laden findet die Landtagsvizepräsidentin auch dann noch etwas mit Chic zum Anziehen, wenn die Zeit knapp wird und die Abendveranstaltung kurz bevorsteht. Dass die Zeit knapp wird, ist Aymaz gewohnt. Die Arbeit im Landtag sei herausfordernd. „14-Stunden-Tage sind keine Seltenheit“, sagt sie. Deshalb habe sie auch keine Sorge vor langen Arbeitszeiten, die zwangsläufig auf sie zukämen, wenn die Kölnerinnen und Kölner sie zur Oberbürgermeisterin wählen würden.

Bei Simone Dickert im Geschäft „Remy Moden“ kauft Berivan Aymaz Kleidung.
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Ein Stück weiter die Olpener Straße herunter betritt Aymaz die Bäckerei Pelzer, die auch für ihre ausgezeichneten Frikadellen bekannt sei. „Das ist tagsüber der Treffpunkt schlechthin, für alle Altersgruppen und Milieus“, sagt sie. Die Brücker seien Menschen, die gleichzeitig eine Bescheidenheit und eine Herzlichkeit besitzen. Das schätze sie besonders. „2015 war Brück mit seiner Willkommens-Initiative für geflüchtete Menschen ein bundesweites Wahrzeichen für eine Willkommenskultur“, sagt die 53-Jährige.
Aymaz kam selbst als Kind im Alter von sechs Jahren aus der Türkei nach Deutschland, nachdem ihre Familie und sie das Land aufgrund ihrer kurdischen Herkunft verlassen hatten. Mit acht Jahren zogen sie nach Köln. Im Gespräch betont die Politikerin, dass sie sich in der Stadt sehr schnell willkommen gefühlt und eine neue Heimat gefunden habe. Sie wolle auch deshalb Oberbürgermeisterin werden, um Köln etwas zurückzugeben.
Familie wohnt in der Nähe und unterstützt die OB-Kandidatin
Weiter geht es zum Gasthaus Alte Schule. Aymaz verweist auf den schönen Außenbereich und das herausragende Essen, sie komme gerne dorthin. Sie vermisse aber auch das Gut Wistorfs auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das bereits seit fünf Jahren geschlossen ist. „Das war früher ein wunderschöner Biergarten, da war ich immer sehr gerne“, sagt Aymaz und blickt auf das mit Gräsern und Sträuchern zugewachsene Grundstück.
Ein weiteres Stück die Straße herunter begrüßt Inhaber Ditmar Dölger Aymaz, als sie sein Geschäft, die Brücker Manufaktur, betritt. Auch hier gibt es Eis, die Landtagsvizepräsidentin empfiehlt aber besonders die Flammkuchen, die auch ihre Mutter zu schätzen weiß. Ihre Familie lebt ebenfalls in der Nähe von Brück, auch das sei für sie sehr wichtig, sagt Aymaz. Ihre Nichte unterstützt sie zurzeit auch aktiv im Wahlkampf und gehört zu ihrem Team.

Ditmar Dölger serviert in der Brücker Manufaktur Flammkuchen.
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Kurz vor Ende des Rundgangs besteht Aymaz darauf, unbedingt noch das Geschäft mit dem Namen „Meine Freundin und ich“ zu besuchen. Das Angebot lässt sich am besten mit „schöne Dinge“ zusammenfassen. Wenn Aymaz ein besonderes Geschenk suche, komme sie dorthin. Hinter der Ladentheke steht an diesem Tag Inge Vierkotten. Die beiden Frauen begrüßen sich mit einer herzlichen Umarmung. „Das ist hier auch ein Treffpunkt der Brücker Frauen, man tauscht sich aus und gibt sich Ratschläge“, sagt Aymaz.

Mit Inge Vierkotten im Geschäft „Meine Freundin und ich“
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Endspurt im Wahlkampf
Als letzte Station hat sich Aymaz das Traditionslokal „Em Hähnche“ ausgesucht, das seit fünf Jahren geschlossen ist. „Seitdem fehlt uns ein Saal für größere Formate – hier haben früher alle wichtigen Veranstaltungen stattgefunden, das war sozusagen der Gürzenich von Brück“, sagt die OB-Kandidatin. Ganz aktuell gibt es aber immerhin einen Hoffnungsschimmer. Das Gebäude wird derzeit ausgeräumt, ein örtlicher Investor hat es gekauft und will das Gasthaus wohl wieder eröffnen.
Im Wahlkampf geht es jetzt für Berivan Aymaz in den Endspurt, der Takt der Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen wird bis zum Wahltag am 14. September jeden Tag dichter und dichter. Bis dahin kann sie sich darauf verlassen, abends zu Hause in Brück zur Ruhe zu kommen und den Trubel weit hinter sich zu lassen.