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OberbürgermeisterwahlBerivan Aymaz will Vielfalt und soziale Gerechtigkeit

4 min
Berivan Aymaz beim Wahlkampfhöhepunkt der Grünen auf dem Neptunplatz

Berivan Aymaz beim Wahlkampfhöhepunkt der Grünen auf dem Neptunplatz

Beim Wahlkampfhöhepunkt auf dem Neptunplatz in Ehrenfeld werben politische Redner und Musiker für die Demokratie und die Freiheit.

Als Wahlkampfhöhepunkt hatte sich die Grüne Oberbürgermeisterkandidatin Berivan Aymaz ein Fest gewünscht, das Demokratie, Vielfalt und Freiheit feiert. Die Menschen, die am Samstag ihren Weg auf den Neptunplatz in Ehrenfeld fanden, bekamen genau das geboten: Eine fast dreistündige Mischung aus einem Konzert mit tanzbarer Musik und einer Wahlkampfveranstaltung mit politischen Reden.

Genossenschaften sollen auf Grundstücken der Stadt Köln bauen

„Köln ist mehr als nur eine Stadt, Köln ist ein Gefühl und eine Heimat von Menschen unterschiedlicher Herkunft“, sagte Aymaz während ihrer Rede auf der Bühne. Die Demokratie stehe derzeit unter Druck, und Haltung entscheide darüber, wie die Zukunft aussieht. Köln sei und bleibe eine weltoffene Stadt. „Weil es kölsch ist, in Köln sein zu können, was man sein will“, sagte Aymaz.

Als Oberbürgermeisterin wolle sie verlässliche politische Mehrheiten organisieren, die nicht von Lobbys abhängen, und klare Entscheidungen treffen. „Mein Köln besteht aus Ideen und Lösungen“, sagte Aymaz. Dazu gehöre es, dass die Menschen einen Wohnraum haben, den sie sich leisten können. Städtische Grundstücke wolle sie daher an Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Träger geben, damit sie dort Wohnungen bauen können. 

„Ich halte am Ziel fest, Köln bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu machen“, sagte Aymaz. Es müsse mehr Bäume, mehr Solaranlagen und mehr Entsiegelungen geben. Köln benötige zudem einen verlässlichen Nahverkehr mit dichteren Taktungen, sauberen Haltestellen und Buslinien der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), die quer durch die Stadt bis in die Außenbezirke fahren. Und es müsse mehr Radwege geben, die ihren Namen auch tatsächlich verdienen. Einen neuen U-Bahn-Tunnel auf der Ost-Achse benötige Köln hingegen nicht.

Warnung vor einer Vermischung verschiedener Themen

Auch zur zunehmenden Obdachlosigkeit und einer sich ausweitenden Drogenszene äußerte sich Aymaz. Köln brauche eine bessere soziale Infrastruktur, damit Menschen erst gar nicht auf der Straße landen. Sie mahnte zudem, verschiedene Themen nicht miteinander zu vermischen und unter dem Begriff der Verwahrlosung zusammenzufassen. „Den Verpackungsmüll einer hippen Burgerbude mit einem obdachlosen Menschen gleichzusetzen, das werde ich nicht zulassen“, sagte Aymaz.

Angesichts der angespannten Haushaltslage stelle sich die Frage, wie sich ihre Ideen finanzieren lassen, räumte die OB-Kandidatin ein. Sie setze darauf, dass eine bessere Planung innerhalb der Stadtverwaltung, eine Optimierung der Prozesse und ein klares Setzen von Prioritäten finanzielle Freiräume schaffen würde. „Wir müssen in das investieren, wovon alle profitieren und nicht nur die mit den besten Kontakten“, sagte Aymaz.

Michel Friedman wirbt für Vielfalt, Selbstbestimmtheit und Demokratie

Zu Gast war auf dem Neptunplatz auch der Publizist und frühere CDU-Politiker Michel Friedmann, der die Partei Anfang dieses Jahres verlassen hatte, nachdem ein migrationspolitischer Antrag der Union im Bundestag nur durch die Stimmen der AfD eine Mehrheit bekommen hatte. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, wir erleben eine Gefährdung der Demokratie durch Antidemokraten“, sagte Friedman. Er erlebe die Demokraten derzeit jedoch als weniger leidenschaftlich als die Antidemokraten. „Dabei haben wir die besseren Argumente“, sagte er. Der Nörgler dürfe in einer Demokratie immer weiter nörgeln, in einer Diktatur lande er hingegen auf dem Friedhof.

06.09.2025, Köln: Dr. Michel Friedmann. Berivan Aymaz, Kandidatin der Partei Bündnis 90/Die Grünen, bei ihrem Wahlkampfhöhepunkt unter dem Motto "Musik – Kultur – Politik. Für die Stadt mit Herz" auf dem Neptunplatz. Foto: Uwe Weiser

OB-Kandidatin Berivan Aymaz mit Publizist Michel Friedman auf der Bühne

Friedman rief die Wählerinnen und Wähler dazu auf, für sich selbst die Frage zu entscheiden, wie sie in den kommenden zehn bis 20 Jahren leben wollen. „In Freiheit? Selbstbestimmt? Erst wenn das geklärt ist, funktioniert auf dieser Grundlage Politik“, sagte er. „Ich habe keine Angst vor der Vielfalt der Menschen, aber vor ihrer Einfalt.“

Katharina Dröge will Politik, die das Gelingen in den Vordergrund stellt

Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, forderte in ihrer Rede ein Zusammenhalten derjenigen, die auf ein Land mit Anstand bestehen. „Das Stärkste, was Köln machen kann, um auf die Rechtsextremisten zu reagieren, ist ein Signal der Vielfalt und Toleranz zu senden“, sagte sie. Berivan Aymaz habe sich in ihrer politischen Laufbahn stets für die Schwächsten der Gesellschaft eingesetzt und denen eine Stimme gegeben, die sonst keine hätten. Köln brauche eine Politik, die das Gelingen in den Vordergrund stellt.

Die Forderung nach Vielfalt spiegelte sich auch in der Auswahl der musikalischen Gäste auf dem Neptunplatz wider: Der Kölschrocker Stephan Brings, die kurdische Band Koma Amed, die ukrainische Sängerin Tamara Lukasheva, der Allgäuer Multiinstrumentalist Matthias Schriefl und der türkische Musiker Nedim Hazar mit dem Sanat Ensemble traten an diesem Nachmittag auf.