„Die Lage ist ein Sahneschnittchen“Kölner schwärmen vom Wohnen in der Musiker-Residenz in Rodenkirchen

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Ein Paar sitzt auf einer Dachterrasse an einem Holztisch.

Die Terrasse ist ein Lieblingsplatz von Birgit und Oliver Kind.

In einer Villa am Rhein in Rodenkirchen von 1908 war der Musikverlag Peter Tonger untergebracht. Oliver und Birgit Kind wohnen gleich nebenan.

„Hier hat, glaube ich, mal der Chauffeur gewohnt“, sagt Oliver Kind. Das 90 Quadratmeter große Häuschen an der Straße Auf dem Brand war als kleine Musiker-Residenz inseriert, als sie vor vier Jahren hier hergezogen sind. Ein Neustart in alter Umgebung. Kind ist das Stiefkind von Peter Tonger. Auch der Großvater hat hier schon gewohnt. 16 Jahre haben die beiden zusammen im Dachgeschoss gewohnt. „Das war zu klein, außerdem hat das Haus keinen Balkon. Man blickt nur auf den Rhein und das Haupthaus hat einen hohen Sanierungsstau“, sagt Kind. Deshalb zogen sie aus und wohnten von November 2013 bis 2019 an der Weißer Hauptstraße. 

Blick auf den Rhein in Köln-Rodenkirchen

Sie vermissen das Haus nicht, haben es mit Gewinn verkauft. „Irgendwie war es wie nach Hause ziehen, obwohl ich gar keine Kölnerin bin“, sagt Birgit Kind. Das Häuschen auf zwei Ebenen liegt zentral und dennoch absolut ruhig. Die Straße ist eine der ältesten im Dorf. Es sind nur ein paar Schritte bis zum Rhein. Von ihrer gut 30 Quadratmeter großen Terrasse können sie den Rhein durch die Fenster der Schwiegereltern jederzeit sehen. „Man guckt den Schwiegereltern quasi in die Wohnung“, sagt die 55-Jährige.

An einer Hauswand prangt ein rundes Logo mit zwei miteinander verwobenen Noten darin.

BIs 2007 war im Haupthaus der Musikverlag Tonger ansässig.

„Die Lage ist in Rodenkirchen nicht zu toppen, ein absolutes Sahneschnittchen. Die Infrastruktur mit zahlreichen Geschäften und gastronomischer Vielfalt liegt in fußläufiger Entfernung. Direkt am Rhein bietet das kleine Stadthaus Zurückgezogenheit und Ruhe in urbaner Dorflage“, sagt Anja Senff, Immobilienexpertin von Domizil. Ein Familienrabatt wird den Kinds allerdings nicht eingeräumt, die beiden zahlen ganz normal Miete.

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Ein Wohnzimmer mit Polstermöbeln und einer Essecke ist zu sehen.

Der große, offene Wohnbereich ist lichtdurchflutet.

Seit 1951 war der Musik- und Musikbuchverlag, der 1822 gegründet wurde, in Rodenkirchen ansässig, bis er 2007 seine Geschäfte einstellte. Musik spielte im Haupthaus immer eine große Rolle. Regelmäßig findet hier „Musik in den Häusern der Stadt“ statt, und Musiker leben zur Miete im Haupthaus. „Ich bin leider nicht talentiert genug für die Musik. Meine Eltern haben das allerdings auch nie gefördert“, sagt der leidenschaftliche Jazzfan Kind, den eine „Hassliebe“ zu Köln verbindet, wo er vor 63 Jahren im Klösterchen auf die Welt kam.

Wenn wir hier wegziehen, dann ganz sicherlich nur aus Altersgründen
Anwohnerin Birgit Kind

Für ihn war die Musikszene in den 80er Jahren in Köln noch glorios. Er kannte fast alle Kölner Can-Jungs persönlich, eine der Leitbands der Krautrock-Bewegung in den 60er und 70er Jahren. Die Kinds leben auf zwei Ebenen. Das Haus ist komplett saniert, wurde vor ihrem Einzug gewerblich genutzt, davor war es jahrelang an eine alte Dame vermietet. Die Küche ist neu. Eine steile Wendeltreppe führt in den Schlafzimmerbereich mit Bad und Ankleidebereich.

Ein kleines Haus ist einem größeren vorgelagert.

Das kleine Wohnhaus rechts gehört zur Villa, in der bis 2007 der Musikverlag Tonger untergebracht war. Hier wohnte früher wohl der Chauffeur der Familie.

 Birgit Kind gefällt am besten das Licht auf der oberen Ebene und das Offene, denn der obere Bereich mit Küche und Wohnzimmer besteht aus einem Raum, den man ohne Flur betritt. „Es ist relativ klein und wirkt trotzdem so hell. Die Fenster sind einfach toll.“ Im Sommer liebt sie die Terrasse, im Winter das behagliche Ledersofa. Und die Nachbarschaft. Sie ist extrem harmonisch und ruhig, man kennt sich mit Namen. „Hier wohnen wirklich nur nette Leute.“ Gemeinsam organisiert man auch jährlich das Lüchbaumfest.

So wohnt Köln: Hund Tony muss nicht weit bis zum Rhein laufen

Kennengelernt haben die beiden sich Ende der 1990er Jahre in Nippes im Emils. Irgendwann sind sie im Pink Champagne gelandet und redeten, bis es hell wurde. 2007 heiratete das Paar. „Wir haben nur ein vierbeiniges Kind.“ Hund Tony hatte vor zwei Jahren einen Schlaganfall, hinkt seitdem ein wenig. Für ihn hat sich Birgit Kind ein Lastenrad angeschafft, auch wenn Tony mit Vorliebe einfach nur die paar Schritte zum Rhein läuft. 

Das Auto rührt die Teamleiterin, die bei der Targobank arbeitet, nur dann an, wenn sie zu ihren Wirkungsstätten nach Radevormwald und Duisburg fahren muss. Ihr Mann Oliver ist Weinfachberater, führte über viele Jahre einen Weinfachhandel in Rodenkirchen. Die Treppen am Haus außen und die steile Wendeltreppe werden vielleicht irgendwann im Alter ein Problem, denn barrierefrei ist das Wohnen nicht. „Wenn wir hier wegziehen, dann ganz sicherlich nur aus Altersgründen.“

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