Ende des Straßenstrichs?Polizei stellt 21 Wohnwagen am Kölner Eifeltor sicher

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Wohnwagen stehen am Straßenstrich in Köln-Rondorf am Eifeltor.

Wohnwagen stehen am Straßenstrich in Köln-Rondorf am Eifeltor.

Polizisten hatten eine auffällige Entdeckung gemacht. Jetzt stehen die Wohnanhänger erst einmal beim TÜV. Die Kripo leitete Strafverfahren ein.

Die Polizisten, die Ende voriges Jahr am Wohnwagen-Straßenstrich am Eifeltor vorbeikamen, ahnten gleich, dass da möglicherweise etwas nicht stimmt: Einer der vielen Anhänger, die am Straßenrand des Gewerbegebietes geparkt waren, hatte eine nagelneue TÜV-Plakette. Das kam den Beamten verdächtig vor. „Man konnte sich das vor Ort nicht so richtig erklären“, formuliert es ein Polizeisprecher im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Denn der Anhänger habe schon von außen erkennbar erhebliche Mängel aufgewiesen.

Die Polizei ließ das Fahrzeug sicherstellen und übergab es dem TÜV zur weiteren Prüfung. Anfang Februar kehrten die Beamten dann für einen Schwerpunkteinsatz zum Eifeltor zurück. Sie kontrollierten den Zustand von insgesamt 45 dort geparkten Wohnwagen. Bei 21 bestehe der Verdacht, dass die betreffenden TÜV-Plaketten manipuliert oder Einträge in den Fahrzeugpapieren falsch seien, berichtet der Polizeisprecher. Die Kripo leitete Strafverfahren ein. Infrage kommen zum Beispiel ein möglicher Betrug oder Urkundenfälschung. Die 21 Anhänger werden nun ebenfalls von Sachverständigen untersucht.

Studien: Mehr als 90 Prozent der Sexarbeiterinnen werden zur Prostitution gezwungen 

In den Wohnwagen im Rondorfer Industriegbiet gehen Frauen der Prostitution nach. Hartnäckig hält sich seit vielen Jahren der Verdacht, dass eine Rockergruppierung im Hintergrund die Geschäfte kontrolliert, etwa die Wohnwagen aufstellt und Geld von den Frauen kassiert. Eindeutige Beweise dafür hat die Polizei aber nicht. Fragt man die Prosituierten, erhält man meistens die Auskunft: „Ich kenne keine Rocker, ich arbeite in die eigene Tasche.“

Das Bündnis „NRW pro Nordisches Modell“ zitiert Studien, wonach sich grundsätzlich „mehr als 90 Prozent“ der Sexarbeiterinnen nicht freiwillig prostituierten. „Das bestätigen auch die Bündnispartner und -partnerinnen aus ihrer Arbeit mit und für die Betroffenen, auch in Köln“, sagt eine Sprecherin. Im Hintergrund stünden Zuhälter und Menschenhändler, „die gut am Elend der Frauen verdienen“.

Köln: Bündnis fordert Schließung des Straßenstrichs am Eifeltor

Die zumindest vorübergehende Entfernung von gut der Hälfte der Wohnwagen am Eifeltor durch die Polizei sieht das Bündnis als mögliches „Anfang vom Ende dieser Elends-Prostitution in Köln“. Man fordere Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auf, „diesen furchtbaren Wohnwagen-Strich auf dem Kölner Stadtgebiet zu schließen“.

Beim Eifeltor handele sich um eine „besonders frauenverachtende und menschenunwürdige Prostitutionsstätte“, sagt Simone Kleinert vom Bündnis „NRW pro Nordisches Modell“. „Freier nutzen die Notlagen der Frauen aus. Ganz offensichtlich schrecken sie nicht einmal vor den Ladeflächen in Kastenwagen zurück, um dort sexuelle Handlungen zu vollziehen“, berichtet Simone Kleinert. „Dabei sind die Wohnwagen kaum besser.“

Die hygienischen Zustände am Eifeltor seien katastrophal. „Es gibt keine Waschgelegenheit und nur wenige, verdreckte Dixi-Toiletten. Die meisten der Wohnwagen sind schrottreif, viele haben notdürftig geflickte Fenster und verfügen nicht über vernünftige Heizungen.“ Die Frauen litten unter ihrer Situation „psychisch und physisch.“

Das Bündnis setzt sich in der Prostitutionspolitik für die Einführung des „Nordischen Modells“ in Deutschland ein. Das gilt bereits in Ländern wie Schweden, Norwegen oder Frankreich. Es stellt Sexkauf sowie das Betreiben von Prostitutionsstätten unter Strafe, sieht aber keine Sanktionen gegen die Prostituierten selbst vor.

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