Wettbewerb „Tischlein deck dich“Sürther wetteifern auf dem Marktplatz um die schönste Deko – wie sich Mitstreiter vorbereiten

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Viele geschmückte Biertische stehen auf einem Marktplatz, Menschen stehen und sitzen um sie herum. Luftballons in Blau und Weiß sind zu sehen.

Auf dem Sürther Marktplatz regieren einmal im Jahr die Farben Blau und Weiß.

Das Bürgerfest in Sürth ist ein Highlight im Kölner Süden. Beim „Dinner in Blau-weiß“ kann man nicht nur essen, trinken und tanzen, sondern auch gewinnen.

Der Countdown läuft, die Vorbereitungen für das „Tischlein deck dich“ Event am Samstag, 12. August, haben begonnen. Seit acht Jahren, immer am ersten Samstag nach den Sommerferien, entdecken die Sürther ihre Dorfmitte. Auf dem sonst als Parkfläche genutzten Marktplatz findet eine Open-Air-Party statt. Essen und Getränke bringt jeder selber mit, die weiß eingedeckten Biertische stellt der Veranstalter gegen einen Mietpreis von 60 Euro zur Verfügung. Vorbild ist das klassische französische Pique-nique. Der Dresscode und die Dekorationen in den Farben Blau und Weiß sind ein Muss, ansonsten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. 

Sürther Marktplatz erstrahlt in Blau-weiß

„Wer einmal dabei war, der kommt immer wieder. Die Atmosphäre ist fantastisch, alles ist Blau-weiß, die Tischdekorationen, die Kleidung. Die Leute haben einen Spirit, eine positive Einstellung. Wer da hingeht, der will einen schönen Sommertag erleben“, sagt Claudia Rose, die seit Jahren gemeinsam mit ihren Nachbarn Matthias und Marion Krause dabei ist. Dabeisein ist das eine, aber auf der Bühne zu stehen und für die schönste Tischdekoration prämiert zu werden, das ist natürlich das Salz in der Suppe.

Ein Paar steht hinter einem selbstgebauten Regal mit einem Fischernetz, einer Lichterkette und allerlei Deko.

Matthias und Marion Krause mit ihrer selbst gebauten Dekoration.

Das Sürther Fest ist kein Oktoberfest, wo man sich an einen Tisch setzt und seinen Humpen hebt. Will man gewinnen, muss man sich schon einiges einfallen lassen. Letztes Jahr gab es zum Beispiel stilisierte Schiffe mit Bullaugen, Dampf und Schiffshupe; zwei Familien haben mit ihren Kindern sogar über die Länge von zwei Tischen einen Weltraum gebastelt“, erzählt Matthias Krause, der mit seiner Frau Marion und Freunden seit 2016 immer dabei ist. Ihr Tisch hat bislang einmal den dritten und zweimal den zweiten Platz gewonnen, für den ersten hat es noch nicht gereicht. 

Dekoration wird prämiert beim „Tischlein deck dich“ in Köln-Sürth

„Beim ersten Mal haben wir beim Eindecken festgestellt, dass die Biertische mit ihren 50 cm ziemlich schmal sind. Geschirr für bis acht Personen und die Speisen, da ist der Tisch schnell überfüllt. Dann bin ich auf die Idee gekommen, eine Art Etagere zu bauen, um die Situation zu entspannen. Jetzt haben wir unten auf der Tischplatte genug Platz für Teller und Besteck und eine Etage höher für die Speisen“, berichtet Matthias Krause. Um den selbstgebastelten Aufbau bequem auf den Marktplatz zu transportieren, hat Krause das lange Brett im folgenden Jahr zu einem Klappbrett umfunktioniert.

Mit einem Fischernetz, Muscheln, Treibholz vom Rhein und einer Leuchten-Girlande mit Solarstrom ist die Etagere nicht nur praktisch, sondern auch nachhaltig. „Die Idee ist genial, der Aufbau entspannt die Lage auf dem Biertisch, eigentlich müsste ich das gute Stück patentieren lassen“, sagt der Hobbybastler Krause. Für die Prämierung der schönsten Tische gibt es von den Organisatoren keine festen Kriterien, die Juroren sind frei in ihrer Entscheidung, wer den ersten Preis bekommt.

Dieses Jahr wird es nicht einfach werden, unter die Sieger zu kommen, die Latte hängt hoch, denn der „Tischoptimierer“ Matthias Krause ist mit seinem Team in der Jury. „Wir werden schauen, ob das Ganze stimmig und vor allem, ob es selbst gebastelt ist. Kauft einer bei Ikea die Regale leer, dann ist das eher einfallslos. Ein gebackener Kuchen in Blau-weiß wäre dagegen schon ein Schritt in Richtung Siegertreppchen. Man sollte einfach sehen, dass da jemand viel Herzblut in die Gestaltung des Tisches gesteckt hat.“ Die Preise sind in der Regel Gutscheine der ansässigen Geschäftsleute in Sürth. 

Das Sürther Bürgerfest ist unter den Kölner Veedelsfesten schon wegen seines Dresscodes etwas Einzigartiges. Durch die einheitliche blau-weiße Farbgebung entsteht auf dem Marktplatz das Gefühl einer funktionierenden Dorfgemeinschaft. Das Konzept, das sich die Macher von Verein „Côte da Sürth“ vor acht Jahren ausgedacht haben, wirbt für Miteinander und Kommunikation. Freunde, Nachbarn, Familien finden sich zusammen zum Dinner. Dabei geht es nicht nur um das Essen, der Weg hin zum „Tischlein deck dich“ ist für viele Sürther schon ein Event und fördert die nachbarschaftliche Gemeinschaft. 

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