Wohnen am Rhein„Das ist wie ein Gemälde“ – Ein Penthouse in Köln-Sürth zum Staunen

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Elke und Bernd Hecker auf ihrem Balkon hoch über dem Rhein

Elke und Bernd Hecker auf ihrem Balkon hoch über dem Rhein

Die Heckers wohnen in einem Penthouse hoch über dem Sürther Rheinufer. Von der Landseite aus würde man diesen Luxus nicht vermuten. 

„Als wir das erste Mal vor dem Haus standen, dachten wir: Na ja, das ist aber nicht so toll“, erzählt Elke Hecker. In der Tat: Das Mehrfamilienhaus am Sürther Rheinufer ist ein schmuckloses, um nicht zu sagen uninteressantes Gebäude aus den 1980er Jahren. Jedenfalls zur Straßenseite hin. Eigentlich ist es auch zu groß für die beschauliche Nachbarschaft, in der sich das Navi in den Sträßchen nicht mehr zurechtfindet, der Friseursalon „Glückssträhne“ heißt und man von Passanten gegrüßt wird.

Ehepaar stieß durch Zufall auf die Penthouse-Wohnung

Betritt man jedoch die Wohnung, stockt dem Besucher der Atem. Wie damals vor drei Jahren den Heckers auch. Denn zur Rheinseite hin ist das Haus terrassenartig angelegt und jede Etage hat einen großen Balkon mit freier Sicht auf den Strom. Die Heckers waren durch Zufall in einem Immobilienportal auf die Wohnung in der obersten Etage gestoßen. Sie hatten mit sechs Kindern als Patchworkfamilie mitten in Rodenkirchen gewohnt – doch irgendwann waren dann alle ausgezogen und viel zu viele Räume übrig. Elke Hecker – „Stadtkind aus Riehl“ und von Beruf Stadtführerin – sagte zu ihrem Mann: „Entweder wir ziehen mitten in die Stadt oder direkt an der Rhein.“ Ehemann Bernd, gebürtiger Norddeutscher mit eigener Sanitär- und Heizungsbaufirma, antwortete: „Nie und nimmer in die Stadt.“

Zum Rhein hin ist das Gebäude terrassenförmig gebaut, jede Wohnung hat einen Balkon.

Zum Rhein hin ist das Gebäude terrassenförmig gebaut, jede Wohnung hat einen Balkon.

Das Ehepaar nahm also die Wohnung in der obersten Etage und fühlte sich darin königlich. „Doch dann wurde nach einem Jahr das Penthouse frei. Mit so einem Glück hätten wir nie und nimmer gerechnet. Das ist natürlich ein Traum“, sagt Bernd Hecker (62). „Bekannte meinten zu uns: Seid ihr verrückt? Nochmal umziehen, nach nur einem Jahr?“ Sie taten es. Für noch mehr freien Blick. Einen 270-Grad-Blick genau.


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Durch das Küchenfenster sieht man den Kölner Dom

„Das ist wie ein Gemälde“, schwärmt Elke Hecker (63) und zeigt auf die endlos scheinende Fensterfront. „Daran gewöhnt man sich nie, das ist immer wieder toll, wenn man hier hereinkommt.“ Auf dem Balkon, der ums Eck geht, können sie vom Siebengebirge bis zum Dom schauen, die Kathedrale sieht man sogar aus dem Küchenfenster. „Da wird auch deutlich, was für große Bögen der Rhein hier macht.“ Dadurch scheinen zum Beispiel beide Brückenköpfe der Rodenkirchener Brücke ganz nah beieinanderzustehen.

Das Kunstwerk „Windsbraut“

Das Kunstwerk „Windsbraut“ lieben die Heckers.

Im Januar 2022 hatten die beiden mit der Kernsanierung des Penthouse begonnen. Sie haben alles licht und eher dezent gestaltet. So kann der Rheinblick am besten wirken. Von der Vormieterin geblieben ist nur das Kunstwerk „Windsbraut“ auf dem Balkon. „Das mögen wir sehr, es passt einfach gut hierhin“, so Elke Hecker. „Da ist nichts Statisches auf dem Rhein, hier passiert immer etwas“, sagt Bernd Hecker. Die beiden verfolgen den Schiffsverkehr oft über die „Marinetraffic“-App, die in Echtzeit jedes Schiff, das hier vorbeifährt, mit all seinen Daten anzeigt. „Wir machen dann manchmal einen Wettbewerb: Wie lang, schätzt du, ist das Schiff?“ Wie früher beim Autoquartett. Die Flusskreuzfahrt-Reedereien können die beiden schon von weitem unterscheiden. Die Viking-Schiffe zum Beispiel haben einen sehr flachen Bug.

Ausblick auf den Rhein aus dem Wohnzimmerfenster

„Wie ein Gemälde“: So empfindet Elke Hecker die Ausblicke.

Ein eigenes Schauspiel sind auch die immer wieder neuen Wolkenformationen. Heute sehen sie aus wie von Emil Nolde gemalt. „Man sieht so viel Himmel.“ Elke Hecker hat viele Fotos von Wetterphänomenen gemacht, die man hier direkt unter dem Himmel viel besser beobachten kann als anderswo. Da sieht man einen kompletten Regenbogen mit Anfang und Ende oder dräuende Gewitterwolken, die schwer über dem anderen Ufer liegen. Ein bisschen kann man sich auf dem Balkon wie auf einem Schiff fühlen, denn das Geländer ist einer Reling nachempfunden.

Besucher findet Köln-Sürth besser als Mallorca

Wer auch immer bei den Heckers zu Besuch ist, ist baff. Vor kurzem sei ein Lampenmonteur dagewesen, der zuletzt auf Mallorca gearbeitet hatte. Der habe gesagt: „Auf Mallorca kann man zwar aufs Meer schauen, aber das hier ist viel interessanter.“ Am gegenüberliegenden Ufer wird oft gezeltet und an dem Betonpilz gefeiert. Abends leuchten dann manchmal ganz romantisch Feuer auf und es wehen Gitarren-Klänge herüber. Vor kurzem habe sich ein älteres Paar auf der kleinen Rampe links vom Haus einen festlichen Abend gemacht. Mit gedecktem Tisch, Kerzenschein und Wein. „Das war richtig ergreifend“, sagt Elke Hecker. „Das ist hier wie Kino. Wir brauchen den ganzen Sommer keinen Fernseher.“

Der Ausblick Richtung Siebengebirge

Der Ausblick Richtung Siebengebirge, im Vordergrund das Sürther Bootshaus

Faszinierend finden die Heckers, wie schnell der Rhein an- und wieder abschwellen kann – wobei ihr Gebäude selbst in der untersten Etage nie in Gefahr ist. Im Blick hat das Ehepaar auch das Sürther Bootshaus. „Da sind wir oft zu Gast. Wenn ich dann anrufe, um zu reservieren, und der Wirt meint, es sei nichts frei, dann hole ich das Fernglas und sage: Das stimmt ja gar nicht, ich sehe doch, dass da noch Platz ist. Und drohe ihm mit der Faust“, erzählt Bernd Hecker lachend.

Zwei Umzüge und die Sanierung waren anstrengend, aber die Entscheidung sei richtig gewesen. Das Penthouse sei ihre letzte Adresse, hier wollen sie nicht mehr weg, sagen die beiden. „Danach kommt nur noch Brodesser.“ Brodesser ist der örtliche Bestatter. Auf dem Balkon unter dem der Heckers gießt die Nachbarin die Blumen. Man grüßt sich, die Markise flattert leise im Wind. Ansonsten ist es ganz still. Hummeln brummen über den Blumenkästen der Heckers. Zwei große Containerschiffe fahren vorbei und verursachen auf dem ansonsten ruhig dahinfließenden Strom starke Wellen, die gegen das Ufer platschen. Und für einen Moment hört es sich so an, als sei man am Meer. Dabei ist man nur auf der Rückseite eines schmucklosen Hauses in Sürth.

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