Bescheidene WünscheWas sich Senioren in der Kölner Diakonie Michaelshoven zu Weihnachten wünschen

Lesezeit 3 Minuten
Weihnachtsgeschenke in der Diakonie Michaelshoven

Die Wünsche der Bewohner der Diakonie Michaelshoven sind meist sehr bescheiden.

Weihnachten ist für viele das Fest der Familie. In der Diakonie Michaelshoven in den Senioreneinrichtungen wird gemeinsamen gefeiert.

Uwe Strauss ist seit August letzten Jahres im Albert-Schweitzer-Haus der Diakonie Michaelshoven untergebracht. „Ich fühle mich hier wohl“, sagt der 60-Jährige, der an COPD, einer chronischen Lungenerkrankung, leidet. Letztes Jahr war er zu Weihnachten im Krankenhaus, dieses Jahr hofft er, mit seiner Hauswohngemeinschaft feiern zu können.

Im Albert-Schweitzer-Haus wohnen rund 80 Bewohner auf drei Etagen, in sechs Wohnungsgemeinschaften verteilt. Die Bewohner werden, so gut es geht, in den Alltag integriert. Weihnachten wird darauf geachtet, etwas Besonderes zu bieten. Im Advent ist jede WG festlich geschmückt, jedes Wochenende dürfen sich die Bewohner ein besonderes Essen wünschen. Rotkohl und Klöße, ein Braten mit Maronen, Bockwurst und Kartoffelsalat, stehen in diesem Jahr auf der Wunschliste. Jeden Sonntag gibt es ein adventliches Programm und Heiligabend gibt es Geschenke, die sich nach den Wünschen der Bewohner richten.

Bewohner Uwe Strauss wünscht sich vor allem Gesundheit.

Bewohner Uwe Strauss wünscht sich vor allem Gesundheit.

Eigentlich wünsche ich mir nur Gesundheit, aber die passt nicht unter den Weihnachtsbaum
Uwe Strauss

In jeder der sechs Senioreneinrichtungen der Diakonie mit je rund 80 Pflegeplätzen wird die Wunschbaumaktionen durchgeführt. Herzenswünsche werden gesammelt, die von Firmen, kleineren Unternehmen, aber auch privaten Initiativen erfüllt werden. Die Wunschbäume stehen in den Firmen, damit Mitarbeitende sich einen Wunsch aussuchen können. Strauss wünscht sich ein Eau de Cologne, welches ist ihm egal. „Eigentlich wünsche ich mir nur Gesundheit, aber die passt nicht unter den Weihnachtsbaum.“

Die Wünsche der Bewohner sind oftmals Markenprodukte, die man sich früher leisten konnte. „Es sind bescheidene Dinge, eine Lindt-Schokolade, Nivea Creme, aber auch Tabak zum Drehen, Zigaretten oder Wollsocken“, sagt Einrichtungsleiter Thomas Heller und erklärt, dass von 80 Bewohnern rund 70 Prozent einen gesetzlichen Betreuer haben, viele leiden überdies an Demenz oder sind Schlaganfallpatienten.

Pflegedienstleiter Muhittin Dalgic und Einrichtungsleiter Thomas Heller feiern mit ihren Bewohnern und dem Team.

Pflegedienstleiter Muhittin Dalgic und Einrichtungsleiter Thomas Heller feiern mit ihren Bewohnern und dem Team.

Strauss erhält als gelernter Betonbauer, der später als Lokführer arbeitete, eine Erwerbsunfähigkeitsrente und einen Zuschuss vom Sozialamt. Alle Bewohner erhalten ein Taschengeld von monatlich 135 Euro. „Davon muss aber einiges gestemmt werden“, sagt Heller. So gehen Medikamente, Friseur, Brille oder eine medizinische Fußpflege vom Taschengeld ab. „Da bleibt nichts für Schokolade oder Zigaretten. Wer es sich heute leisten kann, der bleibt, solange es geht, zu Hause und geht dann in eine stationäre Einrichtung“, sagt Heller.

Gegen Einsamkeit: Weihnachtszeit in der Diakonie Michaelshoven spendet Trost und soziale Kontakte

Die meisten Bewohner im Albert-Schweitzer-Haus haben keine Kinder oder die Angehörigen sind verstorben. „Es geht um finanzielle, aber auch geistige Armut“, sagt Pflegedienstleiter Muhittin Dalgic, der weiß, dass Weihnachten auch ganz oft geweint wird. Besonders dann, wenn einige wenige Besucher zu Heiligabend nach Hause geholt werden. „Warum ich nicht, hören wir oft. Es ist die Zeit, an der man an die Familie denkt“, sagt Dalgic.

Wie alle anderen im Team feiert auch er und Heller im Haus Weihnachten. „Meine Frau kennt das schon, sie ist selbst im Hauswirtschaftsbereich tätig“, sagt Heller, der froh ist, nicht mehr im Schichtdienst zu arbeiten. Die Weihnachtszeit spendet auch Trost, denn es gibt soziale Kontakte. „Einige hängen sehr aneinander“, erzählt Dalgic.

In allen Einrichtungen sind aktuell 150 Ehrenamtliche tätig, die ältere Menschen in den Einrichtungen wie auch in den Tagespflegen besuchen, an Heiligabend zum Gottesdienst begleiten, vorlesen und einfach Zeit spenden. Ehrenamtliche Mitarbeiter werden in allen Bereichen der Diakonie Michaelshoven gesucht, sei es bei der Nachbarschaftshilfe „Helfende Hände“ oder vielen anderen Bereichen.

Für Sonderwünsche hat die Diakonie den „Topf Lebensqualität“ ins Leben gerufen, mit dem schnell und unbürokratisch geholfen wird und auch Ausflüge finanziert werden. Nach dem Gottesdienst am Heiligen Abend sitzen alle gemeinsam, feierlich gekleidet, zusammen. Am späten Nachmittag geht es los, mit Kaffee, Kuchen und Plätzchen. Es wird gesungen und dann werden auch die Geschenke verteilt.

KStA abonnieren