Selbst der kleinste Balkon bietet Platz für grünes Klima-Engagement, findet die Kölner Gartendesignerin Margit Müller-Vorländer. Ihre Tipps.
Schottergärten sind tote LebensräumeKölner Gartengestalterin lädt in ihren Garten ein

Gartengestalterin Margit Müller-Vorländer mit Hund Hank im eigenen Garten.
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Der Sommer und der frühe Spätsommer gehören zu den Lieblingsjahreszeiten von Margit Müller-Vorländer. Die Gartengestalterin wohnt bezeichnenderweise in der Straße Im Garten und hat aus ihrem eigenen Außenbereich ein Refugium für Mensch, Tier und Natur geschaffen.
„Etwas, das jeder kann und auch tun sollte, ob er nun einen Garten oder nur einen Balkon hat“, sagt Müller-Vorländer. Trotz „Horrornachrichten“ zu Bränden und Hitze in Europa, klimatischen Veränderungen, ist sie positiv gestimmt. „Wir haben noch viele Möglichkeiten. Es ist für viele nur nicht so greifbar“, meint sie. Weil nicht alle einen eigenen Garten haben oder die Kosten scheuen. „Eine Baumscheibe in der Innenstadt zu betreuen oder richtig zu bepflanzen, ist aber ein guter Anfang“, erklärt sie.
Grün gestalten – auch auf kleinstem Raum
Der Grünliebhaberin geht es dabei nicht um große Investitionen, sondern um sinnvolles Pflanzen. Grün, das bei Regen und gegen Hitze hilft und im besten Fall gleichzeitig Insekten etwas bringt. „Es ist für jeden etwas möglich, es muss ja nicht immer gleich ein Baum sein“. Gerne steht sie mit Tipps und Anregungen parat und ihre Liste, ihr Wissen und ihr Pflanzenrepertoire scheinen unendlich.
Für Balkonliebhaber empfiehlt sie eine Pflanztopfkultur. „Ein Topfgarten sollte wie ein Garten gestaltet sein, mit Bäumchen, Stauden und Pflanzen. Lieber drei große Töpfe als viele kleine.“ Einen Apfelbaum befürwortet sie ebenso wie eine Felsenbirne. Bei allen Überlegungen sollte der Fokus zunächst auf den Pflanzen liegen. Bei einem kleinen Balkon rät sie zu einem Baumspalier. „Das Bäumchen kann Jahre im Topf wachsen und spendet gleichzeitig Schatten.“

Kieswege statt Schotter im Garten helfen dem Klima und der Natur.
Copyright: Sandra Milden
Steinwüsten adé – Neue Ideen für Friedhöfe und Schulhöfe
Besonders versucht sie ihre Klienten davon zu überzeugen, städtische Gelder in Anspruch zu nehmen, egal ob als Eigentümer oder Mieter. Die Stadt Köln fördert mit ihrem Programm „Grün Hoch 3“ etwa die Dach- und Fassadenbegrünung, die Entsiegelung und den Schotterabbau. Beim Thema Schotterabbau wird Müller-Vorländer regelrecht leidenschaftlich.
Deshalb engagiert sie sich auch auf Friedhöfen und Schulhöfen. Gerade auf Friedhöfen sieht sie ein großes Potenzial, wo sie sich aus gestalterischer Sicht Gedanken macht. „Auf fast jedem Grab wiederholt sich die Bepflanzung und macht diese Orte noch trauriger, als der Umstand es bereits hergibt. Schon aus Klimaschutzgründen sollten wir uns für neue Ideen entscheiden.“ Für die Gartengestalterin sind Schottergärten Steinwüsten ohne Pflanzen. „Oft sind die Steine auch noch dunkel und heizen sich im Sommer stark auf. Ein Schottergarten bietet Insekten kaum Nahrung. Als Lebensraum ist er so gut wie tot.“
Müller-Vorländer bevorzugt Kiesgärten, lebendige Biotope, mit zahlreichen an Trockenheit angepassten Stauden und Gräsern, die viele Insekten anziehen. Das Gestein verhalte sich dabei wie eine mineralisch wertvolle Mulchschicht. „Solche Gärten kommen besser durch langanhaltende, trockene Zeiten. Im Gegensatz zu Rindenmulch schimmelt Kies auch nicht. Und sieht zudem tausendmal ästhetischer aus.“
Zwei verschiedene Beratungsmöglichkeiten bietet sie vor Ort an. Entweder sie referiert für den Kunden, oder sie liefert ein Gesamtkonzept samt Zeichnungen. Einmal im Jahr öffnet Müller-Vorländer ihren privaten Garten. Die nächste Ausstellung, Im Garten 12, findet am Wochenende, Samstag, 13. September, von 15 bis 19 Uhr und Sonntag, 14. September, von 12 bis 18 Uhr, in Köln-Weiß statt. Neben Gartendesign gibt es Mode, Juwelierkunst, eine Upcycling Ledermanufaktur, Hutdesign und kulinarische Köstlichkeiten.