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AuftragskunstKölner Malerin gestaltet Häuserwände mit dem Pinsel

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau mit Pferdeschwanz steht vor einer Wand, die sie mit Wildblumen bemalt hat.

Lena Ortmann gestaltet Aussen- und Innenwände und gibt dazu auch Workshops. Hier hat sie eine Hausfassade in Weiß gestaltet.

Lena Ortmann gestaltet Wandfassaden wie Kunstwerke. Es sind Auftragsarbeiten, die sie anhand der Begebenheiten vor Ort individuell anpasst.

Gräser und Wildblumen, Schmetterlinge und Insekten zieren eine private Hausmauer in Weiß. Sie fügen sich, wie selbstverständlich, an die Wand ein. Leute bleiben stehen, nicken anerkennend, fotografieren die künstlerische Gestaltung. Die Blumen setzen sich auf der darüber liegenden Terrasse fort, bilden eine Einheit. „Das Motiv muss sich der Fassade anpassen“, sagt Lena Ortmann. Die 37-Jährige gestaltet Fassaden im Innen- und Außenbereich und gibt dazu auch Workshops. Oft arbeitet sie mit dem Pinsel. 

Über einen Schulworkshop in der Brüder-Grimm-Schule in Sürth, wo sie einmal im Monat mit Kindern arbeitet, hat Ortmann die Hauseigentümer kennengelernt. Es ist eine Auftragsarbeit, in die natürlich eigene Ideen mit einfließen. Zuvor war sie zehn Jahre als Kunstdozentin an einer privaten Kunstschule in Ehrenfeld für Malerei und Zeichnung tätig. Seit 2010 arbeitet sie als freiberufliche Künstlerin, vor fünf Jahren hat sie „ArtOrt“ als Unternehmen gegründet.

Ortmann war zehn Jahre Kunstdozentin in Ehrenfeld

Für sie ist ihre Arbeit eigentlich ein Kunsthandwerk. „Bei großen Wänden muss man auch das Technische können.“ Sie bevorzugt den Umgang mit Pinseln. Das Sprayen habe aber auch seinen Reiz. Schon lange kann die 37-Jährige von ihrer Arbeit leben. Eigene Sachen oder Aufträge? „Irgendwann muss man sich entscheiden“, sagt sie. Vier Tage hat sie in Weiß an der Wandmauer gearbeitet, erst grundiert, dann angestrichen, ehe die eigentliche Gestaltung losging.

Neben der Hausmauer thronen an einer anderen Hauswand, hoch oben, ein paar Hühner. Es war die erste Arbeit am Haus, an der zu der Zeit noch ein Gerüst stand. Dann folgte der Eingang, der mit zwei Säulen umgeben ist. Die aufgemalten Fische sehen aus, als würden sie durch ein Aquarium schwimmen. „Die Säulen werden unglaublich oft fotografiert“, weiß Auftraggeberin Anne Robert. Sie wohnt mit ihrem Mann direkt am Rhein. Die Fische sind gleichzeitig ein maritimer Bezug zum nahen Gewässer. Die Fassadenkunst harmoniert mit dem Haus, fügt sich ein, ist dennoch präsent. Es hat etwas Sanftes, der Aspekt der klassischen Malerei kommt zur Geltung.

Man erreicht auch jene, die eigentlich nicht an Kunst interessiert sind

Für Ortmann gehören Bilder nicht nur in Galerien. „Man hat den direkten Kontakt zu Menschen und erreicht auch jene, die eigentlich nicht an Kunst interessiert sind. Hier war das halbe Dorf angetan“, erzählt sie. Mut gehört für sie bei der Arbeit im öffentlichen Raum dazu. Mitunter werde getuschelt, Leute schieben die Kunst oft in die Graffitiszene, verknüpfen es nicht mit Malereien wie dieser. „Köln ist bunt, dafür sorgen auch Leute wie ich. Die Stadt ist zu einem Zentrum von Streetart und Graffiti geworden und hat sich einen Namen gemacht. Mittlerweile gibt es Streetart-Touren. Ein Zeichen, dass die Szene angenommen wird“, ist ihr Eindruck.

Gerade kommt Ortmann aus Mülheim an der Ruhr, wo sie für die Stadtwerke Versorgungsanlagen besprühte, dann folgte ein Workshop in Porz, wo sie Spielcontainer mit Schülern gestaltete. Die Workshops sind Teil ihrer Arbeit, weil sie lange unterrichtet hat.

Auch für die Deutsche Bahn hat sie schon Flächen gestaltet

In Weiß hat sie sich mit den Eigentümern für eine Anti-Grafittischutzschicht entschieden. Durch den transparenten Überlack lassen sich Verschmierungen abwaschen. Ortmann kann an einer Hand abzählen, wann sie noch einmal zu Kunden musste, um einer ihrer Fassadengestaltungen auszubessern. „Viele Leute lassen Flächen mittlerweile professionell gestalten, damit sie nicht verschandelt werden, denn eine Reinigung kostet auch ordentlich Geld“, sagt sie. Einer ihrer Auftraggeber, mit anderen aus der Szene, war die Deutsche Bahn, die Bahnhöfe gestalten ließ, um Verschmierungen zu unterbinden.

In Weiß soll bald für die Dorfgemeinschaft eine Wand am Ortseingang mit Weißer Motiven bemalt werden. In fünfstündigen Workshops bietet Ortmann zukünftig Streetart Masterclasses an, in denen intensiv und großflächig gesprüht werden soll. Der Name Artort steht für sie für Fassadenkunst mit Akademiecharakter.