„Ideale Ergänzung“Ein Bücherschrank lädt zum Verweilen auf Kölner Friedhof

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Vier Männer und eine Frau stehen links und rechts von einem Bücherschrank, an dem eine Tafel angebracht ist.

Manfred Giesen, Hans-Jürgen Greve, Lutz Pakendorf, Christiane Rabbe von der Bürgerstiftung Köln und Manfred Kaune vom Grünflächenamt am neuen Bücherschrank auf dem Südfriedhof

Ruhe zum Lesen gibt es hier sicher: Auf dem Südfriedhof in Zollstock steht jetzt ein Bücherschrank.

„Auf den Friedhöfen findet man eine ganz andere Art der Erholung als im Grüngürtel. Sie sind nicht nur Orte des Abschieds und der Trauer, sondern auch Orte des Lebens, der Kommunikation und der Kontemplation. Ein Bücherschrank ist hier eine ideale Ergänzung“, findet Lutz Pakendorf von der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner. Auf ihre Initiative hin wurde der erste öffentliche Bücherschrank der Stadt auf einem Kölner Friedhof aufgestellt, dem Südfriedhof in Zollstock.

„Vermutlich ist es sogar der erste Bücherschrank auf einem Friedhof in Deutschland“, glaubt Pakendorf. Anfang Juni fanden sich zur Einweihungsfeier neben den Friedhofsgärtnern die weiteren Beteiligten an dem Projekt ein, unter anderem der Leiter des städtischen Grünflächenamtes Manfred Kaune, Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, Sven Johannsen von der Bürgerstiftung Köln und Schrankbauer Hans-Jürgen Greve aus Sürth. „Ohne die Genehmigung des Grünflächenamtes hätten wir das Pilotprojekt nicht umsetzen können“, betont Pakendorf.

Lese-Tausch-Möbel von der Bürgerstiftung Köln

„Wir wollen unsere Friedhofskultur behutsam weiterentwickeln, wir haben mehr Bänke aufgestellt, es gibt ökologische Projekte und gerade in der Pandemie haben die Menschen Friedhöfe verstärkt aufgesucht. Wir möchten diese wunderbaren Orte für andere als die bisherigen Nutzungen öffnen, sofern sie hierher passen. Mit dem Bücherschrank wollen wir Erfahrungen sammeln“, erklärt der Amtsleiter.

Giesen gab zu, erst einmal innerlich zurückgeschreckt zu sein, als er von dem Projekt hörte. „Ich dachte, der Friedhof ist doch ein Ort, um Zwiegespräche mit den Toten zu halten. Aber nein, es ist auch ein Ort der Besinnung auf Wesentliches, und da passt ein Bücherschrank gut hin“, sagt er.

50. Bücherschrank in Köln

Die Bürgerstiftung Köln stellt die Lese-Tausch-Möbel im Rahmen des Projektes „Eselsohr“ seit rund vierzehn Jahren auf. Der öffentliche Bücherschrank auf dem Südfriedhof ist der 50. in Köln. „Das ist bisher der ungewöhnlichste Ort für einen Bücherschrank. Aber wir finden ihn sehr sinnvoll und reizvoll. Hier können Besucher Muße, Trost und Zuspruch finden“, meint Sven Johannsen von der Bürgerstiftung Köln.

„Wir sind selbst gespannt, wie es laufen wird, ob es negative Entwicklungen geben wird, wie Müll am Bücherschrank oder ob alles gepflegt bleibt, ob das Angebot gut angenommen wird. Das hoffen wir und dann könnten gut weitere Bücherschränke auf anderen Friedhöfen folgen“, sagt Pakendorf.

Allgemeiner Bürgerverein Zollstock übernimmt Patenschaft

Die Patenschaft für den Schrank übernimmt der Allgemeine Bürgerverein Zollstock, dessen Mitglieder werden sich darum kümmern, dass es im Schrank ordentlich bleibt. Die Kosten von rund 5.000 Euro für das wetterfeste Möbel haben die Friedhofsgärtner mithilfe von Spenden der Sparkasse KölnBonn, der Bethmann Bank wie auch von der Bezirksvertretung finanziert.

In den Bestattungsgärten auf dem Südfriedhof fügt sich der Schrank harmonisch ein, Bänke in der Nähe laden zum Verweilen ein. Für Zollstock ist es der zweite Bücherschrank. Am Höninger Platz, gegenüber des Südfriedhofs, wurde im vergangenen Sommer der erste Bücherschrank im Veedel installiert.

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