„Eine unserer größten Herausforderungen“Wie die Stadt Köln für mehr Artenvielfalt kämpft

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Zu sehen ist eine grüne Wiese, ein Baum, viele bunte Blumen und mehrere Traktoren.

Die Stadtwiesen sind bunt, müssen aber regelmäßig gemäht werden. Das Grünflächenamt stellt Arbeit rund um artenreiche Wiesen vor.

Der Rückgang der Artenvielfalt ist ein großes Problem. Die Anlage und Pflege artenreicher Wiesen erhält Biodiversität. 

„Der Verlust der Biodiversität, das heißt der Artenvielfalt, ist eine der größten Herausforderungen, der wir zurzeit gegenüberstehen“, erklärt William Wolfgram, Dezernent für Umwelt, Klima, Grün und Liegenschaften der Stadt Köln. Und diesem Verlust hat die Stadt Köln den Kampf angesagt. Am Donnerstagvormittag berichteten die Zuständigen im Pyramidenpark in Deutz über ihre Arbeit zur Anlage und Pflege von artenreichen Wiesen in Köln.

Der konstante Rückgang der Artenvielfalt hat gravierende Auswirkungen auf die Menschen. Daher hat der Rat der Stadt Köln bereits 2010 die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ verabschiedet. 2019 hat die Stadt Köln das Label „StadtGrün naturnah“ erhalten. Neben weiteren Maßnahmen, wie der Erhaltung und Entwicklung kulturlandschaftsprägender Steuobstwiesen und der Einführung von Gartenlaboren, ist ein weiterer Aspekt die Anlage und Pflege von artenreichen Wiesen.

Artenreiche Wiesen tragen zum Insektenschutz bei

Eine artenreiche Wiese ist eine Fläche, auf der eine Vielfalt von Pflanzenarten zu finden ist. Diese muss extensiv gepflegt werden, sodass sie zum Bestand blühstarker Wiesen und damit zum Insektenschutz und zur Steigerung der Biodiversität beiträgt. „Zurzeit gibt es in Köln 64 artenreiche Wiesen in allen Stadtbezirken“, berichtet Wolfgram. Der Rat hatte beschlossen, dass zunächst zehn Hektar umgewandelt werden. Umgerechnet handelt es sich dabei um eine Fläche von etwa vierzehn Fußballfeldern. Eine der Wiesen liegt beispielsweise im Pyramidenpark in Deutz.

Eine bunte Wiese in Nahaufnahme mit vielen Blumen.

Bunte Wiesen sind nicht nur schön für's Auge, sondern auch wichtig für das Klima. Die Stadt Köln möchte dem Rückgang der Artenvielfalt entgegentreten.

Die vorherrschende Überzeugung, die Wiesen müssten einfach sich selbst überlassen werden, um die Artenvielfalt zu fördern, ist falsch, berichtet Manfred Kaune, Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen. Denn die Anlage und Pflege der Wiesen bedarf spezifischem Wissen, das sich die Mitarbeitenden zunächst aneignen mussten. „Für uns als Betrieb war der Beschluss eine Art Paradigmenwechsel“, erklärt Gerhard Stricker, Leiter des Sachgebietes Stadtgrün.

Köln: Grünflächenamt legt vermehrt artenreiche Wiesen an

In Schulungen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Grünflächenamtes gelernt, wie eine artenreiche Wiese anzulegen ist. Denn zunächst muss der Boden vorbereitet werden. Dazu ist es nötig, die Fläche in einem ersten Schritt zu fräsen, wodurch auch der bestehende Kulturrasen entfernt wird. Anschließend bleibt die Fläche für einige Wochen offen liegen. Die verbliebenen Gräser, die in der Zeit gekeimt sind, werden dann im nächsten Schritt durch das Pflügen untergearbeitet.

Eine bunte Wiese mit vielen Blumen und Menschen im Hintergrund.

Gerade in der Stadt sind Grünflächen ein wichtiger Ort für Erholungssuchende.

Durch diese umfangreiche Vorbereitung der Flächen hat das Saatgut in der zweiten Phase, dem Aussäen und Anwalzen, besseren Kontakt zum Boden. Dieser wiederum trocknet nicht so schnell aus. „Es gibt eine Spezialsaat, die auf die Flächen gebracht wird“, berichtet Stricker und ergänzt: „Sie hat einen hohen Anteil an heimischen und gebietsspezifischen Pflanzen.“ Jedoch wurden nicht alle Wiesen neu angelegt. Für Flächen, die bereits eine gewisse Artenvielfalt vorwiesen, entschied sich das Grünflächenamt lediglich die Pflege anzupassen.

Die Pflege von Grünflächen sichert Artenvielfalt

„Die Pflege ist ein sehr wichtiger Faktor, denn darüber entwickeln wir die Flächen beständig weiter“, erklärt Stricker. Die Pflege der artenreichen Wiesen beinhaltet, dass die Flächen zwei Mal im Jahr gemäht werden. „Man schneidet das Gras, um Licht an den Boden zu bringen, damit die Kräuter genügend Vitalstoffe bilden und sich entwickeln können“, so Stricker.

Nach dem ersten Schnitt bleibt das Schnittgut einen Tag liegen, sodass sich die Samen durch das Trocknen der Gräser lösen und auf den Boden fallen. Das Schnittgut wird anschließend zu Ballen gepresst, die dann in eine Biogasanlage transportiert werden. Der zweite Mähvorgang folgt etwa zehn bis zwölf Wochen später.

Insgesamt steht für die Pflege der artenreichen Wiesen ein Etat von 350.000 Euro zur Verfügung. Außerdem arbeitet das Grünflächenamt mit der Naturschutzstation Leverkusen und Köln zusammen, die neben dem Monitoring der Wiesen auch eine beratende Funktion einnimmt.

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