Von der Elfenbeinküste nach ZollstockKölner Reggaeband singt über Liebe, Krieg und Frieden

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Sechs junge Leute sitzen zum Teil mit Instrumenten in der Hand auf einer breiten Treppe im Freien.

Zoumana Meite (Mitte) gründete die Band Zoum Sondy.

Frontmann Zoumana Meite floh aus seiner westafrikanischen Heimat nach Köln. Mit seiner Band träumt er von einem Auftritt bei Summerjam.

Der Bandname setzt sich aus seinem Vornamen und Sondy zusammen. Sondy heißt „gib dein Herz“ 2004 kam Meite als Asylant nach Hannover. „Zuhause herrschte Bürgerkrieg. Immer wenn Präsidentschaftswahlen in meiner Heimat anstehen, haben wir Angst, dass wieder Menschen sterben“, sagt er, der Freunde und Familienmitglieder verloren hat. Im Asyl habe er immer gesungen. Er lebte in einem Wohnheim. „Der Heimleiter dort hat mich immer motiviert und mich gefragt, worüber ich singe. Am liebsten über Frieden habe ich gesagt.“ 

Reggaeband Zoum Sondy: Gründer lebt in Köln-Zollstock

Meite singt auf Englisch, Französisch und Dioula, eine der 79 Sprachen, die in seiner Heimat, dem westafrikanischen Land Elfenbeinküste, gesprochen wird. Die Musik hat ihn dann auch 2007 nach Köln begleitet, nachdem sein Asylantrag bewilligt wurde. Seit dreizehn Jahren lebt der 44-Jährige nun schon in Zollstock, ist mit einer Deutschen verheiratet und hat zwei Töchter.

„Die Menschen hier sind einfach toll. Ich mag die Atmosphäre“, sagt er über seinen Stadtteil. Die Bandgründung hat er einem Zollstocker zu verdanken. Michael Siegenbruck, Vorsitzender des Vereins Freunde des Zollstocker Dienstagszugs, der mit seiner Eventagentur das Sommerfest im Veedel betreibt, war auf ihn aufmerksam geworden, nachdem Meite als Solokünstler beim jährlichen Brunnenfest gesungen hatte.

Erster Auftritt beim Sommerfest im Veedel in Köln-Zollstock

Das sei etwas für die große Bühne, fand Siegenbruck. Acht Jahre ist das jetzt her. Zoumana Meite sagte zu. „Ich habe einfach ja gesagt, weil es eine Gelegenheit für mich war. Dabei hatte ich gar keine Band“. Also fing er an, Musiker zu suchen. Im Frühjahr 2016 kamen erst eine Backgroundsängerin, dann ein Saxofonist, ein Gitarrist und dann ein Bassist hinzu. Heute besteht die Band aus acht Personen. „Gleich beim ersten Auftritt 2016 auf dem Sommerfest sind wir als beste Band ausgezeichnet worden“, sagt Meite und zeigt stolz einen Orden, den Siegenbruck im verliehen hat.

Das war die Initialzündung, das Vertrauen in das eigene Können war da. „Das sind einfach tolle Musiker, eine echte Bereicherung für Köln“, sagt Siegenbruck, der erzählt, dass Zoumana Meite in seiner Heimat mittlerweile ein richtiger Star sei. Zweimal bereits, 2020 und 2022, spielte die Band an der Elfenbeinküste beim „MASA Festival“ in Abidjan. Gefördert über das städtische Kulturamt konnte Zoum Sondy im Juni dieses Jahres am Marahaba Music Expo Festival in Burundi teilnehmen. „Ein toller Brückenschlag“.

16 Lieder hat die Band derzeit im Repertoire, andere sind in Vorbereitung. Mindestens einmal pro Woche trifft sich die Band zum dreistündigen Proben in Wesseling und studiert neue Stücke ein. Die Musik, eine Mischung aus vielen verschiedenen Einflüssen, ist geprägt vom Reggae, aber auch Rock, Jazz, Soul, Hip-Hop. „Hier kann jeder zeigen, was er kann“, sagt Raha, eine der zwei Backgroundsängerinnen.

Der Marketingmanagerin mit iranischen Wurzeln gefällt nicht nur der Mix, fast jedes Lied wird in verschiedenen Sprachen gesungen. „Mich hat besonders der Reggae in französischer Sprache begeistert, denn der Ursprung liegt in Afrika und nicht in der Karibik“, erzählt sie. In Köln ist die Band regelmäßig unterwegs, auch europaweit auf Afrikafestivals. Die Teilnahme am „Summerjam“ wäre noch so ein Traum. Zurück möchte Meite nicht, aber den Brückenschlag halten. „Die Elfenbeinküste hat mich zur Welt gebracht, Deutschland hat mir meine Kinder gegeben.“


Zoum Sondy spielt am Freitag, 4. August, von 19 bis 21 Uhr, bei „Musik unter Bäumen“ in der Wachsfabrik, Industriestraße 170, in Sürth und am 25. August, um 17 Uhr, auf der odonischen Freitagsbühne, Hornstraße 85 im Odonien.

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