Bei den olympischen Ernährungsspielen Anfang Oktober hat die Flönz nur Außenseiterchancen.
WochenrückblickDie Welt zu Gast in Deutz


Messe-Chef Gerald Böse freut sich auf die Olympischen Spiele der Ernährungsbranche Anfang Oktober in Deutz.
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Also mir wäre das um ein Haar entgangen. Köln hat es tatsächlich geschafft und wird Olympische Spiele ausrichten. Und zwar nicht erst 2036 oder 2040, sondern schon in drei Wochen. Anuga! Anuga! Die Welt zu Gast in der Stadt, wo Himmel und Ääd auf einem Teller liegen und einem die Flönz als Auszeichnung für herausragende kulinarische Leistungen auch schon mal um den Hals gehängt wird.
Wie sollte man angesichts der eindrucksvollen Zahlen widersprechen, die der Messechef schon vor den Weltspielen der Ernährungsbranche präsentieren kann? Das sind keine Regionalmeisterschaften, an deren Ende wertlose Medaillen der Lebensmittelgesellschaft für geprüfte Qualität von fettreduzierten Wurstwaren oder alkoholfreien Biersorten in Gold, Silber und Bronze vergeben werden, die in einer Preisdatenbank abzurufen sind.
Nein. Das ist der Genuss-Olymp, das sind Feinschmecker-Festspiele der Extraklasse.
Rund 8000 Aussteller aus 110 Staaten müssen vier Tage lang die Geschmacksnerven von 140.000 Fachbesuchern aus 195 Ländern treffen.
Nur zum Vergleich: Die UNO hat 193 Mitgliedsstaaten plus zwei mit Beobachterstatus: Palästina und die Vatikanstadt. Hinzu kommen einige teils anerkannte Staaten wie Taiwan, Kosovo, Nordzypern, die Westsahara oder Südossetien.
Klassischer Restaurant-Dreikampf
Zu den Top-Favoriten zählt diesmal Korea, eine der dynamischsten Food-Nationen der Welt, mit mehr als 100 Ausstellern, die mit ihrer traditionellen Küche und fermentierten Speisen wie Kimchi, Sojasaucen und Gochujang auf dem Genuss-Boulevard wohl sämtliche Tische abräumen werden.
Und was ist mit den Deutschen? Die stecken tief in der Gastrokrise, sind beim klassischen Restaurant-Dreikampf von Suppe, Hauptgericht und Dessert zum Zuschauen verdammt, weil sich kaum jemand noch daran erinnern kann, wann das zuletzt bestellt worden ist.
Glänzen könnten sie dagegen in der Kategorie Thermoskannen-Kaffee, der gerade eine Renaissance erlebt, seit die To-Go-Variante im Pappbecher aus der Bäckerei so teuer geworden ist, als halte man Meißner-Porzellan in den Händen.
Für das Rahmenprogramm der olympischen Ernährungsspiele hat sich Köln etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Am Messe-Sonntag wird man in der gesamten Stadt im Abstand von ungefähr drei Kilometern auf Verpflegungsstände treffen. Für alle, die sich die Tickets für die Messe nicht leisten können. An denen kann man vorbeirennen und sich kostenlos bedienen.
Das Angebot ist leider etwas dürftig: Wasser, Bananen, Äpfel, und, wenn man Glück hat, ein paar Iso-Drinks oder Coca-Cola. Und Energieriegel. Olympische Spiele ohne (Köln-)Marathon. Das geht gar nicht.