Schädelbräu statt KölschZwei Ehrenfelder haben ihr eigenes Bier kreiert

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Adrian Draschoff (l.) und Matthias Piegsa haben sich mit ihrem eigenen Bier einen Herzenswunsch erfüllt.

Adrian Draschoff (l.) und Matthias Piegsa haben sich mit ihrem eigenen Bier einen Herzenswunsch erfüllt.

Ehrenfeld – Sie lieben Bier. Sie wissen, was sie wollen. Sie gehen keine Kompromisse ein – das ist das Erfolgsrezept von Schädelbräu. Zwei Freunde, die Ehrenfelder Adrian Draschoff und Matthias Piegsa, haben sich mit ihrem eigenen Bier einen Traum erfüllt – und sind heute, sechs Jahre, nachdem sie die erste Flasche in der Hand gehalten haben, selbst überrascht, wie gut es ankommt.

„Die Idee ist 2010 bei einem Segeltrip entstanden“, erinnert sich Adrian Draschoff. „Wir waren sechs Jungs, hatten viel zu viel Bier und jede Menge Zeit – da kommt man schon mal auf verrückte Ideen.“ Doch so verrückt war die Idee gar nicht – wie sich heute zeigt. „Matthias hat hinterher, als wir wieder nüchtern waren, gesagt: »Komm, wir ziehen das jetzt durch!« Und das war dann der Startschuss.“

Kennengelernt haben sich die beiden gebürtigen Hannoveraner in der zwölften Klasse. „Und seitdem sind wir beste Freunde“, sagt der 35-jährige Adrian Draschoff. Ihn hat es für ein Filmregie-Praktikum nach Köln gezogen – heute ist er als Filmemacher selbstständig. Matthias Piegsa, der seinem Kumpel einige Jahre später an den Rhein folgte, hat sich für Medizin entschieden.

„Ich habe mein Examen geschrieben und beginne jetzt mit meinem praktischen Jahr“, erzählt der 36-Jährige. Und ihre Liebe zum Bier zieht sich durch alle die gemeinsamen Jahre. „Doch wir hatten nie ein Lieblingsbier“, erinnert sich Adrian Draschoff. „Irgendwas hat uns immer gestört – ob es jetzt der Geschmack war oder das Design. Auf fast jedem Etikett ist ein altes Wappen abgebildet – das ist echt langweilig.“

Die Suche nach einer Brauerei

Also mussten sie selbst ran. Doch von Anfang an stand für beide fest: „Wir machen es nur, wenn wir komplett hinter dem Produkt stehen.“ Und diesem Grundsatz sind sie treu geblieben. Das wichtigste war natürlich der Geschmack: Und der musste erst gefunden werden. „Uns war klar, dass wir es nicht mit einem Do-it-Yourself-Set aus dem Internet, das man dann in der Badewanne aufbaut, selber machen wollten“, erzählt Piegsa. „Daher haben wir rund ein Jahr nach einer Brauerei gesucht, die uns hilft.“ Dort wurde so lange experimentiert bis der perfekte Geschmack gefunden war: mild, süffig, mit einer leichten Malz-Note.

Die nächste Herausforderung stellten die Flaschen dar: „Wir wollten gerne 0,25er-Flaschen“, erzählt Matthias Piegsa. „Ich bin selbst ein recht schneller Trinker, aber sogar bei mir schmeckt der letzte Schluck bei größeren Flaschen einfach nicht mehr so gut.“ Einen Flaschenproduzenten hatten sie gefunden, doch es gab ein Problem: „In Deutschland gibt es niemanden, der das Bier in solch kleine Flaschen abfüllen kann.“ Da die Zwei keine Kompromisse eingehen wollten, haben sie ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. „Wir haben dann unsere eigene Abfüllanlage gebaut“, sagt Matthias Piegsa. Vier Jahre lang haben sie ihr Bier so selbst abgefüllt und auch selbst etikettiert – mit Hilfe einiger Freunde.

Schädelbräu ist konkurrenzfähig

Familienmitglieder haben geholfen, wo sie nur konnten. „Mein Bruder hat das Etikett entworfen“, erzählt Adrian Draschoff. Der Name stand für die beiden Männer schon früh fest. „Schädelbräu ist ein gängiger Begriff in Hannover – er bezeichnet ein Getränk, von dem man am nächsten Tag Kopfschmerzen hat.“ Mit dem Namen wollten sie sich von der etablierten Konkurrenz abgrenzen.

„Am Anfang wurden wir eher belächelt. Zum Beispiel, wenn wir auf Messen andere Bierbrauer getroffen haben“, erinnert sich Draschoff. „Doch als wir in den darauffolgenden Jahren immer noch auf den Messen vertreten waren, haben sie gemerkt, dass man mit uns rechnen muss.“

Und das muss man wirklich, denn das Bier kommt an. „Die Leute teilen wohl unseren Geschmack“, sagt Draschoff lachend. „Wir grenzen uns ab, stellen einen Gegensatz zu den großen Brauereien da – das wird geschätzt.“

Nach Frankreich und zurück

Offizieller Verkaufsstart war das Körnerstraßenfest in Ehrenfeld im Sommer 2011. Anfangs waren es dann nur ein paar Kioske, die Schädelbräu verkauften. „Das Problem war, dass wir – dadurch dass wir das Bier selbst abgefüllt haben – einfach nur begrenzte Kapazitäten hatten“, sagt Draschoff. Seit vergangenem Jahr lassen sie ihr Bier nun abfüllen. „Es wird gebraut, mit einem Tankwagen nach Frankreich gefahren, dort abgefüllt und etikettiert – und kommt dann zurück“, erzählt Draschoff.

Und seitdem geht es bergauf: In Kneipen, Supermärkten und bei Sonderveranstaltungen wird Schädelbräu verkauft – und das schon lange nicht mehr nur in Köln. „Neben Berlin, Hamburg und Bremen beliefern wir auch kleinere Städte deutschlandweit – insgesamt sind es mittlerweile rund 50“, sagt Piegsa. „Und wir werden gerade international. In Österreich gibt es Schädelbräu bereits, aber wir haben auch schon Anfragen aus New York, China oder Barcelona bekommen.“ Auf dem Erfolg ausruhen wollen sich die beiden nicht. „Momentan haben wir genug zu tun, aber uns schwirren schon einige Ideen im Kopf herum, was man noch so machen könnte“, sagt Piegsa. Ein neues Bier? Ein Schnaps? Oder vielleicht mal eine Limo? „Lasst euch überraschen.“

www.schaedelbraeu.com

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