Schimmel und VerfallWo lagern Kölns Museen künftig ihre Kunstwerke?

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Kölner Kulturschätze: Wo sollen die Objekte der städtischen Museen gelagert werden?

Kölner Kulturschätze: Wo sollen die Objekte der städtischen Museen gelagert werden?

An 15 dezentralen Standorten lagern die städtischen Museen ihre Objekte. Doch dort sind sie laut Verwaltung teils vom Schimmel bedroht.

Vom Schaudepot zur Lagerhalle, vom Vorzeige-Kulturprojekt zum Zentraldepot light. Den Bedarf für eines der zentralen Vorhaben von Kulturdezernent Stefan Charles – ein Zentraldepot für die Objekte der Kölner Museen – wird der Stadtrat am Dienstag ziemlich sicher beschließen. Allerdings wird das Depot am Ende wohl in deutlich bescheidenerer Form als ursprünglich geplant umgesetzt. Das ist das Ergebnis einer Abfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Politik wird demnach zwar wohl den Bedarf für neue Depotlösungen für die Objekte der Museen feststellen, doch es ist offen, ob diese zwingend in einem neu zu bauenden Zentraldepot oder mehreren Depots liegen sollen. Eine Grundlagenermittlung soll weitere Erkenntnisse bringen, sie soll 900.000 Euro kosten.

Schimmel bedroht Kunstwerke

Klar ist: Es braucht eine neue Depotlösung für die städtischen Museen. Eine erste Abfrage bei den Häusern hat einen Flächenbedarf von über 40.000 Quadratmetern ergeben. Viele Kunstwerke werden aktuell an 15 dezentralen Standorten unter schlechten Bedingungen aufbewahrt, es drohen laut Verwaltung Schimmel und Verfall.

Dazu stehen zahlreiche Museumssanierungen an, nach dem Stadtmuseum und dem Römisch-Germanischen-Museum auch das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) und das Museum Ludwig. In der Zeit müssen die Objekte irgendwo eingelagert werden, Stefan Charles präferiert für beide Punkte die Lösung des Zentraldepots.

Kulturdezernent Stefan Charles.

Kulturdezernent Stefan Charles.

Das sollte ursprünglich mal einiges hermachen, im März 2022 hatte Charles nach hundert Tagen im Amt noch gesagt: „Wir wollen es so attraktiv machen, dass man es auch als Schaudepot öffentlich machen kann, dass man hingehen und forschen kann, dass man mit Schulen hingehen kann.“ Es solle nicht nur eine bessere Lagerhalle sein.

Knapp zwei Jahre später ist davon keine Rede mehr, Charles sagte am Montag: „Nein, wir wollen kein Schaudepot, sondern ein rein funktionales Gebäude in guter Qualität.“ Tatsächlich sind die Entwicklungen zum Zentraldepot ein weiteres Beispiel dafür, wie es der Stadt finanziell geht.

Nein, wir wollen kein Schaudepot, sondern ein rein funktionales Gebäude in guter Qualität
Kulturdezernent Stefan Charles

In der Liste der Großbauprojekte ist das Zentraldepot mit 280 Millionen Euro notiert, diese Summe hatte der kulturpolitische Sprecher der CDU, Ralph Elster, aber als „Schwachsinn“ bezeichnet. Laut Charles sind die 280 Millionen Euro eine Summe, die auf einer Berechnung für eine Museumsfläche basiere, doch das sei das Depot nicht.

Eine Kostenprognose für ein Depot wollte er am Montag nicht abgeben. Möglich ist laut Charles, dass die Stadt das Depot selbst baut oder ein Investor es baut und die Stadt Köln es mietet.

Mietvertrag für Interimsdepot verlängert

Um die Bestände der baufälligen Museen KSM und RGM zu schützen, verlängerte die Stadt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erst kürzlich den Mietvertrag über ein Lager des Möbelhauses Porta in Porz.

Das Lager wurde ursprünglich als Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum für das Stadtarchiv benötigt, nun braucht man es als Depot, mindestens bis Ende 2025, danach könnte der Vertrag noch einmal um drei Jahre verlängert werden.

Baubeschluss für 2025 geplant

Doch die Anmietung ist teuer. Und Charles will ein Depot an einem zentralen Standort, für Planung und Bau setzt er rund zwei Jahre an. Laut seiner Aussage ließe es sich modular erweitern. Eine Vorlage für den Planung- und Baubeschluss könnte die Verwaltung demnach Anfang 2025 dem Rat vorlegen.

In einer Stellungnahme der Verwaltung wird die zentrale Lösung trotz Neubau als ressourcenschonende Variante beworben. Dezentrale Optionen wären langfristig keine „das Kulturgut sichernde, betrieblich vorteilhafte, wirtschaftliche und ökologische Lösung“.

Politikerinnen und Politiker haben Redebedarf

Die Kulturpolitikerinnen und -politiker sehen das entschieden anders. „Dass Handlungsbedarf besteht, ist klar“, sagte Brigitta von Bülow (Grüne). „Aber ob wir ein Depot statisch an einem Ort brauchen, ist für mich offen.“ Ralph Elster (CDU) sieht ebenfalls den Handlungsbedarf, er sagte: „Wir brauchen eine Verbesserung der jetzigen Situation.“ Am Montag zeichnete sich ein eigener Antrag von Grünen, CDU und möglicherweise auch Volt zum Thema ab. Die drei Fraktionen bilden das Mehrheitsbündnis im Rat.

Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen sagte: „Wir möchten ein funktionales, angemessenes Depot und kein Schaudepot. Für uns ist die Betrachtung des Kosten-Nutzen-Faktors wichtig, um die jetzige Situation der vielen kleinen Depots mit ihren Problemen zu verbessern.“

SPD-Politikerin Maria Helmis.

SPD-Politikerin Maria Helmis

In der Opposition wird man deutlicher. „Ich bin nicht bereit, alles nur noch in Gebäuden zu denken und nicht zu überlegen, wo wir generell hinwollen“, sagt Maria Helmis (SPD). Die Stadt brauche Depotflächen, doch der Vorschlag von Charles nehme bereits vorweg, dass die Untersuchung „auf ein bestimmtes Ergebnis hinauslaufen soll“.

SPD und FDP hatten bereits im vergangenen Jahr einen Änderungsantrag zum Zentraldepot eingereicht, in dem sie fordern, dass auch dezentrale Lösungen geprüft werden sollen.

FDP-Politiker Lorenz Deutsch im Porträt

FDP-Politiker Lorenz Deutsch

„Die Verwaltung setzt alles auf die Karte Zentraldepot“, sagt Lorenz Deutsch (FDP). Das führe in einer Stellungnahme der Verwaltung zum Änderungsantrag von SPD und FDP zu „erstaunlichen Sätzen“.

So werde zum einen festgehalten, dass an einigen aktuell genutzten Depots „der Verlust von Kulturgütern“ drohe. „Wenn das so ist, dann besteht doch unmittelbarer Handlungsbedarf“, sagt Deutsch. „Für ein Zentraldepot haben wir aber noch keinen Standort, keinen Entwurf. Das ganze Projekt braucht bestimmt fünf Jahre. Also ist der Handlungsdruck entweder nicht so groß, wie die Verwaltung vorgibt, oder wir müssen sofort alternative Lösungen finden.“

Jörg Kobel (Linke) wirbt ebenfalls dafür, „nach bestehenden Immobilien zu schauen“. „Wir können große Lagergebäude nutzen, die müssen auch nicht zwingend im Kölner Stadtgebiet sein.“ Die Museen und Depots seien voll, für die Sanierung des MAKK müssten die Objekte „ja irgendwo hin“.

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