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Schulhöfe weiterhin geschlossenNiehler vermissen ihren Treffpunkt im Veedel

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03.06.2025 Köln. Das Projekt Offene Schulhöfe ist eingestellt. GGS Nesselrodestraße. Foto: Alexander Schwaiger

03.06.2025 Köln. Das Projekt Offene Schulhöfe ist eingestellt. GGS Nesselrodestraße. Foto: Alexander Schwaiger

Das Pilotprojekt war Ende des vergangenen Jahres aus Kostengründen eingestellt worden. Politischer Beschluss zur „kurzfristigen“ Wiederöffnung wurde bislang nicht umgesetzt. 

Die Schulhöfe sollen wieder öffnen – einem entsprechenden Dringlichkeitsantrag des Kölner Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt hatten alle im Schulausschuss vertretenen Fraktionen Ende Januar zugestimmt. Passiert ist seither wenig. Die Tore zu den potenziellen und in der Stadt an vielen Stellen so raren Spielflächen für Kinder und Jugendliche sind an den Nachmittagen weiterhin zu. Der Unmut darüber brodelt, bei direkt Betroffenen ebenso wie bei Politikern.

„Kein anderer Platz unseres Veedels bietet das, was uns der Schulhof gibt“, schreiben Lehrer und Eltern der Gemeinschaftsgrundschule Nesselrodestraße in Köln-Niehl in einem Offenen Brief, den die Kinder im Mai bei einem Besuch im Landtag an Politiker übergeben haben. „Unser Schulhof ist mehr als ein Ort, an dem sich die Schüler in den Pausen die Beine vertreten. Hier ist der Treffpunkt unseres Veedels, auch an den Nachmittagen und am Wochenende“, heißt es darin. Der Schulhof solle doch bitte wieder geöffnet werden, „für ein vielfältiges Freizeitangebot für unsere Kinder außerhalb ihres Zuhauses“. Unterschrieben wurde der Brief von Birger Heusinger, dem Schulleiter der GGS, und Johanna Künzi, der Schulpflegschaftsvorsitzenden. 

Kölner FDP wirft dem Ratsbündnis beim Beschluss zu den Schulhöfen „Mogelpackung“ vor

Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln warf dem Ratsbündnis in Sachen offene Schulhöfe zuletzt in einer Mitteilung „eine Mogelpackung“ vor. „Mit einem Federstrich Schulhöfe ohne jeglichen Finanzierungsvorschlag zur freien Nutzung wieder zu öffnen, nachdem man entsprechende Haushaltsmittel gekürzt hat – das ist keine seriöse Politik, das ist reiner Schwindel“, sagte Stefanie Ruffen, schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion.

Die Frage, „warum man in so verdichteten Räumen Plätze für Kinder und Jugendliche nachmittags abschließt“, beschäftige ihn schon seit Jahren, sagte Oliver Seeck, der schulpolitische Sprecher der Kölner SPD. Gerade jetzt im Sommer würden die Flächen am Nachmittag und Abend gebraucht. „Das Ratsbündnis nennt sich Gestaltungsbündnis und schafft es nicht mal, die Schulhöfe offen zu halten“, kritisierte Seeck.

Neun Kölner Schulhöfe, einer in jedem Stadtbezirk, standen der Öffentlichkeit seit Ende 2021 im Rahmen eines Pilotprojektes auch an den Nachmittagen und Abenden als Fläche für Sport und Spiel zur Verfügung. Im Dezember 2024 wurde es ohne Vorwarnung eingestellt. Der Grund: die knappen Kassen der Stadt Köln. Rund 500.000 Euro hätten das Auf- und Abschließen und die zusätzliche Reinigung gekostet, teilte die Verwaltung mit.

Oliver Seeck fordert neue stadtplanerische Konzepte Bewegungsraum werden

„Kosten in dieser Höhe sind natürlich zu hinterfragen“, betonte Seeck: „Alles auf Null zu setzen und den Ball an die Verwaltung und die Schulen abzugeben, ist aber keine Lösung.“ Seiner Ansicht nach bräuchte es Anreize für die Schulen, die offenen Schulhöfe günstiger zu organisieren. Auch sie müssten von den Ersparnissen profitieren und einen Teil des Geldes zu ihrer Verfügung bekommen. Und überhaupt: „Wir müssten Schulhöfe heute stadtplanerisch ganz anders konzipieren, als städtischen Bewegungsraum, der in der Schulzeit von Schülerinnen und Schülern genutzt wird und ansonsten der Öffentlichkeit zugänglich ist.“

Die Stadtverwaltung teilte mit, dass sie seit dem Beschluss des Schulausschusses am 27. Januar alle bisher beteiligten Schulen angeschrieben habe. Diese sollen mitteilen, „inwieweit sich sich vorstellen können, eine Schulhoföffnung unter anderen Voraussetzungen – zum Beispiel in Eigenregie der Schulgemeinde – fortzusetzen“. Dazu lägen noch nicht alle Rückmeldungen vor. Man tausche sich zudem „mit einzelnen Bezirken zu aktuell bereits in Eigenregie durchgeführten guten Beispielen in Schulen“ aus. Um welche Beispiele es da geht, verriet die Stadt auch auf Nachfrage nicht.

03.06.2025 Köln. Das Projekt Offene Schulhöfe ist eingestellt. Grund- und Hauptschule Baadenberger Straße. Foto: Alexander Schwaiger

03.06.2025 Köln. Das Projekt Offene Schulhöfe ist eingestellt. Grund- und Hauptschule Baadenberger Straße. Foto: Alexander Schwaiger

An der GGS Nesselrodestraße warten Schüler, Eltern und Lehrer dringend auf eine Wiederöffnung des Schulhofs. Die Enttäuschung sei groß gewesen, als der Schulhof kurz vor den Weihnachtsferien geschlossen wurde, sagte Schulleiter Birger Heusinger: „Wir würden den Schulhof gerne sofort wieder öffnen, da es einerseits wenig Alternativen in der Umgebung gibt und wir andererseits kaum Probleme mit Verschmutzung und Vandalismus hatten.“ Die Organisation über Eltern, Ehrenamtliche oder Vereine überfordert die Schule jedoch – und anderen geht das offenbar ebenso. „Es findet sich niemand“, sagt Heusinger. 

Nicole Dietz, die kommissarische Schulleiterin an der GGS Spoerkelhof in Köln-Merkenich, sieht die offenen Schulhöfe weniger positiv. Während der Projektphase sei die Fläche zwar „vielseitig genutzt“ worden und der Schließdienst habe gut funktioniert. Probleme gab es dennoch: Kinder seien auf das Dach der Toiletten geklettert, Fensterscheiben wurden eingetreten und es fanden sich immer wieder Flaschen, Zigarettenstummel und sehr viel Müll auf dem Schulhof. „Deshalb möchten wir an unserer Schule keine Schulhoföffnung mehr haben“, sagte Dietz. 

Eine Evaluierung des Projekt durch die Deutsche Sporthochschule Köln hatte aber ergeben, dass die Schulhoföffnung insgesamt sehr positiv angenommen wurde. Deshalb ist die Politik wohl auch einstimmig der Meinung, dass es damit weitergehen und die Öffnung möglichst auf mehr Schulen ausgeweitet werden soll. Doch wie? Die Kölner Grünen sehen einen „dringenden Bedarf“, so formulierte es Bärbel Hölzing-Clasen, die schulpolitische Sprecherin der Partei: „Der Antrag sieht vor, dass die Verwaltung Möglichkeiten entwickeln soll, den Beschluss ohne Haushaltsmittel umzusetzen. Dies muss nun geschehen.“

Die Kölner CDU, Bündnispartner der Grünen, argumentiert ähnlich: „Dieser Beschluss verpflichtet die Verwaltung, Wege aufzuzeigen, wie dieses Ziel umgesetzt werden kann“, sagte Helge Schlieben, der Vorsitzende des Schulausschusses. Dass die dafür notwendigen Schritte noch nicht erfolgt sind, sei unbefriedigend. „Wir erwarten nun, dass die Verwaltung konkrete Vorschläge sowohl zur organisatorischen als auch zur finanziellen Umsetzung vorlegt.“ Sollten weitere politische Beschlüsse oder zusätzliche finanzielle Mittel nötig sein, „sind wir selbstverständlich bereit, diese Fragen erneut zu beraten“.