Silvester in KölnPolizisten mit Feuerwerkskörpern beworfen - Feiernde stürzen durch Glasdach

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Dichtes Gedränge an der Frankenwerft, ein Mann zündet eine Silvesterrakete

An der Frankenwerft schossen Feiernde auch Feuerwerk in die Menge.

Trotz einzelner Zwischenfälle sprechen Polizei und Stadt von einer „alles in allem“ eher ruhigen Silvesternacht.

Der „ganz große Kelch“, so formulierte es ein Polizeisprecher am Neujahrsmorgen, scheint an Köln vorübergegangen zu sein. Glücklicherweise. Mit einem großen Feuerwerk und nach bisherigem Stand ohne größere Zwischenfälle ist die Stadt im Jahr 2023 angekommen.

Zwar sei ein Gesamtüberblick über alle Straftaten und verletzte Personen in der Silvesternacht wohl erst in einigen Tagen möglich, wenn alle Strafanzeigen eingegangen und ausgewertet seien, betonte der Polizeisprecher.

Hunderte Einsatzkräfte an Silvester in Köln unterwegs

Aber auch sein Kollege von der Feuerwehr berichtete am Sonntag bereits von einer relativ überschaubaren Einsatzlage. Es blieb – nach allem, was man bisher weiß – bei kleineren Delikten, Bränden und den für eine Silvesternacht üblichen Verletzungen, Schlägereien und Sachbeschädigungen.

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Neben Feuerwehr und Rettungsdienst waren hunderte Polizistinnen und Polizisten in der Stadt im Einsatz, dazu der städtische Ordnungsdienst und mehr als 500 Einsatzkräfte eines privaten Sicherheitsunternehmens. Bis fünf Uhr morgens erteilen Polizisten 83 Platzverweise, nahmen 21 Personen in Gewahrsam und leiteten Strafermittlungen unter anderem wegen Landfriedensbruchs und insgesamt sieben Widerständen ein. Zwei von fast 100 kontrollierten Autofahrern waren laut Polizei alkoholisiert unterwegs. Sie mussten Blutproben und ihre Führerscheine abgeben.

Partygäste am Heumarkt stürzen durch Glasdach

Für drei Gäste einer Party in der Altstadt endete die Silvesternacht im Krankenhaus. Wie die Polizei berichtet, waren die drei Feiernden gegen 2 Uhr am Heumarkt aus einer Wohnung durch ein Glasvordach gestürzt. Rettungswagen brachten sie in Krankenhäuser. Über den Grad und die Schwere der Verletzungen teilten Polizei und Feuerwehr nichts Näheres mit. Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe es nicht, teilte der Polizeisprecher mit.

Alle Hände voll zu tun hatte die Polizei vor allem an der Frankenwerft in der Altstadt. Unter den mehreren tausend Feiernden seien auch provokant auftretende Jugendliche gewesen, die Raketen in die Menge geschossen hätten. Auch am Görlinger Zentrum in Bocklemünd seien zwischen 20.30 und Mitternacht größere Gruppen junger Männer aggressiv aufgetreten und hätten Polizisten mit Feuerwerkskörpern beworfen, sagte der Sprecher. „Mit fortschreitendem Alkoholkonsum wurden die Einsatzkräfte vermehrt zu Schlägereien gerufen.“

Mindestens 40 Personen erlitten nach derzeitigen Erkenntnissen Verletzungen, darunter auch ein Polizist, der nach dem Biss einer 23-Jährigen in seinen Finger nicht mehr dienstfähig war. Die Frau soll gegen 3.30 Uhr am Hohenzollernring einem Mann im Streit gegen den Kopf getreten und versucht haben, sich mit dem Biss der Einlieferung in das Polizeigewahrsam zu widersetzen.

Die Stadt hatte gemeinsam mit Bundes-, Landes- und Wasserschutzpolizei, Kölner Verkehrs-Betrieben, Bahn AG, Abfallwirtschafsbetrieben und Dienstleistern für die Innenstadt ein Sicherheitskonzept abgestimmt. Die bereits bekannte feuerwerksfreie Zone im Umfeld des Kölner Doms wurde zwischen 22 und 2 Uhr auf den Bereich Komödien-/Marzellenstraße, Andreaskloster, Burgmauer sowie Ecke Trankgasse/Kardinal-Höffner-Platz erweitert. In dem gesamten Gebiet durften weder Böller, Raketen oder anderes Feuerwerk wie Wunderkerzen mitgenommen werden. In 83 Fällen hatten Jugendliche nach Angaben der Stadt Feuerwerkskörper dabei, die für ihre Altersgruppe nicht erlaubt gewesen seien.

Ein Schwerpunkt des Ordnungsdienstes habe bei so genannten „Bewacherkontrollen“ gelegen, teilte eine Stadtsprecherin mit. „Am Abend wurden an Check-In- sowie Sperrstellen 621 Security-Beschäftigte überprüft, aber keine Verstöße festgestellt.“

Auch der Zoll war am Samstag vom Nachmittag bis in den Abend hinein in der Innenstadt unterwegs, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Sicherheitsfirmen zu kontrollieren. Insgesamt 79 Beschäftigte von 30 Unternehmen seien von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit überprüft worden, berichtete ein Sprecher. Es hätten sich bei drei Firmen erste Hinweise darauf ergeben, dass einige Beschäftigte weniger als den Mindestlohn verdient hätten. „Die Befragung der Beschäftigten vor Ort ist nur der Einstieg in unsere Arbeit“, sagte der Sprecher.

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