Lisa Dukowski und Anna Heller möchten Trauernden das Gefühl geben: Ihr seid nicht allein. Was die beiden vorhaben und warum ihnen das Engagement ein Bedürfnis ist.
Reden, singen, kreativ seinWie zwei Kölnerinnen Trauernden helfen wollen

Reden, weinen, zusammen singen und trinken: Das alles können Besucherinnen und Besucher beim Kölner Trauertreff. Unser Foto wurde bei der Vorgängerveranstaltung „Trauer op Kölsch“ aufgenommen.
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Lisa Dukowski und Anna Heller wissen, wovon sie reden. Wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren und zu trauern. Dukowski, Marketing-Managerin und freiberufliche Trauerbegleiterin, hat mit Mitte 20 ihren Vater verloren, Heller ebenso, sie war 24 Jahre alt, als sie nach dem Tod des Vaters das Familienunternehmen übernahm. Beide Frauen verfolgen ein gemeinsames Ziel: Trauernde auf ihrem Weg zu unterstützen, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. Aus diesem Grund haben sie bereits in den vergangenen zwei Jahren „Trauer op Kölsch“ in Hellers Brauhaus mitveranstaltet, einen Abend, der sich dem Tod und aber dezidiert auch dem Leben zuwenden soll. Jetzt weiten sie ihr Hilfsangebot aus. „Der Bedarf ist da“, sagt Lisa Dukowski.
Trauertreff „Loss mer zosamme sin“
Dukowski konzipierte „Trauer op Kölsch“ einst im Kontext der bundesweiten Trauerwoche um Allerheiligen, initiiert vom Netzwerk „Trauer Taskforce“. Veranstaltungen gab es 2023 und 2024. Ab diesem Jahr heißt die Reihe Kölner Trauertreff, und sie besteht aus mehreren Formaten: ein großer, interaktiver Abend, ein intimerer Stammtisch und eine Kreativgruppe. Ziel ist die Stärkung einer zeitgemäßen, offenen, achtsamen Trauerkultur, die den Bedürfnissen einer vielfältigen Gesellschaft gerecht wird.
Die großen Trauer-Abende laufen unter dem Motto „Loss mer zesamme sin“ und sind als Mix aus Erfahrungsberichten, Gesprächen und gemeinsamem Singen angelegt. Rund 100 Menschen waren die letzten Male dabei, es gab sogar eine Warteliste. „Von 20 bis 80 Jahren war da alles dabei“, sagt sie.

Lisa Dukowski, selbstständige Trauerbegleiterin
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Anna Heller übernahm die Familien-Brauerei nach dem Tod ihres Vaters
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Der erste Treff findet am Montag, 27. Oktober, statt und ist mit dem Wort „The Sound of Grief“ überschrieben – welche Musik erinnert an den verstorbenen Menschen, welche Geräusche lassen einen zurückdenken, in Erinnerungen schwelgen. „Es werden Lieder mit besonderer Bedeutung gespielt, unter anderem das Stück von der Beerdigung meines Vaters“, erzählt die Trauerbegleiterin. Womöglich sollen auch zwei Musiker dazukommen.
Trauerstammtisch „Loss mer verzälle“
Der Trauerstammtisch wird dann ein bisschen anders ablaufen: kleiner, intimer, konzentrierter. Alle zwei Monate sollen sich zehn bis 20 Trauernde am zweiten Dienstag treffen können, der Fokus ganz stark auf dem Gespräch liegen. „Den haben wir darum auch mit ‚Loss mer verzälle‘ überschrieben“, erzählt Dukowski. Auch der Stammtisch wird seinen Platz im Brauhaus finden – der erste am Dienstag, 2. Dezember. „Wir sind hier nah am Leben, aber dennoch in einem geschützten Raum und können so ganz offen reden“, sagt sie.
Kreativgruppe „Loss mer frimmele“
Der dritte Baustein, den sich Dukowski und Heller überlegt haben, ist aktuell noch im Werden und kein ausgearbeiteter Plan: Sie wollen unter dem Motto „Loss mer frimmele“ (basteln) Kreativgruppen anbieten, in denen Kölnerinnen und Kölner ihrer Trauer übers Schreiben, Zeichnen, die Arbeit mit Wasserfarbe, Ton oder anderen Materialien Ausdruck verleihen können. Dafür sucht Dukowski aktuell nach Kooperationspartnern, die Lust haben, sich in der Unterstützung Trauernder zu engagieren.
Denn klar ist: Auch wenn das Ganze für die Kölnerin ein, wie sie sagt, „Herzensprojekt“ ist, muss es dennoch finanziell realisierbar sein. Der Trauertreff soll, so die Organisatorin, rein spendenfinanziert bleiben, Stammtisch-Besucher müssen eine Teilnahmegebühr bezahlen, ebenso, wer Teil einer Kreativgruppe sein möchte.
Aber warum braucht es überhaupt so unterschiedliche Angebote? Dukowski sagt: „Trauer kann still und düster sein, aber auch lebendig, wütend oder voller Liebe und Sehnsucht. Wir möchten Menschen die Möglichkeit geben, so zu trauern, wie es sich für sie richtig anfühlt.“
Informationen
Wann Der erste Trauertreff findet am Montag, 27. Oktober, statt, der erste Stammtisch am Dienstag, 2. Dezember. Weitere Termine werden über die Webseite trauer-treff.de kommuniziert, alternativ bei Instagram (@trauertreff.koeln).
Dabei sein und mitmachen Wer sich für eine der drei Veranstaltungsreihen anmelden oder Kooperationspartner werden möchte, kann sich per Mail unter hallo@trauer-treff.de melden.