Spezialistin für Bio-WeineWahl-Kölnerin ist Pionierin des Vin Naturel

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Surk-ki Schrade führt seit 2010 ihren Laden für Naturwein.  

Ehrenfeld – Wein getrunken hat Surk-ki Schrade schon immer gerne. 14 Jahre lang arbeitete die Ehrenfelderin als Regieassistentin und während ihre Kollegen nach Drehschluss ein Bier tranken, genoss Schrade ein Glas Rebensaft. 2008 besuchte sie dann eine Weinmesse in der französischen Hafenstadt Marseille, wo sie zum ersten Mal mit „Vin naturel“, Naturwein also, in Berührung kam: „Als ich erfuhr, was in regulärem Wein alles enthalten ist, war ich richtig sauer“, erinnert sich die 51-Jährige.

Immerhin dürfen bei der Herstellung von Wein etliche Zusatzstoffe zum Einsatz kommen – von beigemischter Hefe bis hin zur Hausenblase, der pulverisierten Schwimmblase von Fischen. Selbst bei Bio-Weinen ist die Liste der erlaubten Zusatzstoffe lang. Angeben müssen die Hersteller diese auf dem Etikett indes nicht. Schließlich gilt Wein nicht als Lebens-, sondern als Genussmittel und bei einem solchen sind die Regelungen zur Kennzeichnung der Inhaltsstoffe recht locker gehalten. Bei Naturwein ist das anders.

Naturbelassener Wein ohne Zusatzstoffe

Hier sind die Vorgaben eindeutig - naturbelassener Wein ist vergorener Traubensaft, ohne Schnickschnack, ohne Hefe, Schwefel oder andere Zusatzstoffe. Nach dem Besuch der Weinmesse setzte sich Surk-ki Schrade intensiver mit der Thematik des Naturweins auseinander und eröffnete 2010 ihr Geschäft „La Vincaillerie“ in der Leostraße: „Ich begann damals mit einer einzigen Palette Naturwein“, so Schrade, die in ihrem Laden zunächst nur Weinproben ohne reguläre Öffnungszeiten anbot.

Inzwischen ist ihr Sortiment auf 220 verschiedene Weine angewachsen, der Vin naturel avancierte vom Nischenprodukt zur beliebten Alternative, deren Potenzial vor allem junge Winzer erkannten: „Auch das Bewusstsein der Konsumenten hat sich geändert“, erklärt Schrade, „viele nehmen bewusster wahr, was sie zu sich nehmen und was in den Weinen enthalten ist.“

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Schrade wuchs in Frankreich auf

Für die in Frankreich aufgewachsene Wahlkölnerin gehe damit ein Traum in Erfüllung - als sie anfing, Naturwein anzubieten, gab es in Deutschland weniger als eine Handvoll Händler, die sich dem Vin naturel widmeten: „Die Szene war so überschaubar, dass man sich auf jeden Fall persönlich kannte“, erzählt Schrade, die inzwischen auch Bücher über Naturwein geschrieben hat. In ihrem Buch „Natürlich Wein“ erklärt sie nicht nur, was einen Vin naturel ausmacht, sondern stellt auch Winzer und Händler vor.

Der Arbeit von Surk-ki Schrade liegt dabei auch ein philosophischer Ansatz zugrunde: „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen selbstbewusster an die Dinge herantreten. Wenn es mir schmeckt, kann ich auch einen eiskalten Rotwein trinken“, erklärt sie, „wer verbietet mir das denn?“ Das Selbstbewusstsein, zu tun, was einem gefällt, und zu entscheiden, was einem nicht schmeckt oder gut tut.

Männerdominierte Weinszene 

Das sind die Grundpfeiler von Schrades Philosophie, die sich selbst in einer von Männern dominierten Szene durchsetzen musste: „Mir wurde oft gesagt, dass ich als Frau ohnehin keine Ahnung von Wein hätte“, erzählt die 51-Jährige, „aber jeder der sagt, er hätte Ahnung von Wein, ist ein Hochstapler. Dafür ist das Thema einfach zu breitgefächert und facettenreich.“ Inzwischen richtet Schrade mit dem „Wein Salon Naturel Cologne“ auch ihre eigene Naturwein-Messe aus und ist Vorsitzende des Vereins „Naturknall“, mit dem sie Aufklärungsarbeit leisten und weitere Veranstaltung zum Thema auf die Beine stellen möchte.

La Vincaillerie, Leostraße 57, geöffnet donnerstags und freitags von 14 bis 19 Uhr, sowie samstags von 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung: 0172-5926537. 

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