Security deutlich teurerStadt Köln will Mehrkosten für EM 2024 mit Fördergeldern für Amateursport bezahlen

Lesezeit 3 Minuten
Im Rhein-Energie-Stadion finden fünf EM-Spiele statt. Für die Stadt ist das eine große Herausforderung.

Im Rhein-Energie-Stadion finden fünf EM-Spiele statt. Für die Stadt ist das eine große Herausforderung.

Die Stadt will bei der Security auf Nummer sicher gehen, weshalb die EM deutlich teurer wird. Auf dem Rücken des Amateursports?

Die Stadt Köln muss für die EM 2024 rund 5,8 Millionen Euro mehr ausgeben als bislang geplant. Das geht aus einer aktuellen Beschlussvorlage hervor, in der die Stadt einen Vorschlag zur Deckung des offenen Betrags macht. Ein wesentlicher Grund sind die deutlich höheren Kosten im Sicherheitsbereich. Hier geht die Stadt nach der Ausschreibung inzwischen von rund 3,9 Millionen Euro aus – etwa 2,8 Millionen Euro mehr als bislang veranschlagt. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Zum einen hat die Stadt infolge eines Prüfberichts, der massive Sicherheitslücken im Straßenkarneval offenbart hatte, höhere Standards in der Ausschreibung für das Security-Personal angelegt.

Zum anderen steigen die Kosten in der Security-Branche derzeit massiv. Auch die Konkurrenzsituation treibt den Preis: Mit Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt liegen vier weitere Austragungsstädte in Westdeutschland, die nach Security-Personal für den Sommer suchen. Das wirkt sich auch auf die Kosten für die Fan-Zone am Heumarkt aus, die inzwischen statt rund anderthalb Millionen Euro fast vier Millionen Euro kosten soll.

Kontroverse in der Sportpolitik: Nimmt die Stadt dem Sport das Geld?

Einen Teil der Kosten will die Stadt mit den Gewinnen, die sie bei der EM erwartet, auffangen. Beim restlichen Anteil wird es kontrovers: Vorgesehen sind zum einen sogenannte „Transferaufwendungen“, das sind flexible Gelder aus dem Haushalt. Diese kommen unter anderem aus den Bereichen „Sportstättenunterhaltungsbeihilfe“ und „Baubeihilfe an Sportvereine“. Übrig bleibt dann noch ein Loch von rund 2,8 Millionen Euro. Und auch diese sollen, so der Vorschlag der Stadt, aus nicht verwendeten Unterstützungstöpfen für Sportvereine genommen werden. Die Stadt will die Durchführung der EM finanzieren, indem sie bei der Förderung des Amateursports spart?

Nein, sagen Sportpolitiker des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt. „Das Sportamt wird wissen, was es tut“, sagt etwa Ralf Klemm (Grüne): „Ich gehe nicht davon aus, dass notwendige Hilfen gefährdet sind.“ Er räumt aber ein, dass es „günstiger“ gewesen wäre, wenn der Sportausschuss vorab von dem Thema gewusst hätte. Aber es drängt, so die Verwaltung, die Durchführung der EM sei ohne einen Beschluss am Montag gefährdet. Florian Weber (CDU) betonte: „Priorität hat für uns, dass durch die Umschichtungen keine Leistungen für Kölner Vereine gekürzt werden.“

Die Mehrbedarfe seien aber plausibel, hieß es aus der Partei. In der Opposition rumort es. „Sportvereine stehen Schlange, vieles muss umgebaut werden“, sagt etwas Oliver Seeck (SPD). „Die EM bringt dem Amateursport nicht viel, da geht es eher um die wirtschaftliche Entwicklung und das Image der Stadt. Es geht nicht, dass Mittel aus diesem Topf verwendet werden.“ Er hätte eine Verschiebung der nicht benutzten Gelder zugunsten des Amateursports präferiert.

Kölner Verein mit Ascheplatz muss Mannschaften abmelden

Bei Mustafa Seker, dem Vorstand des FC Fenerbahce Köln, kommen Nachrichten wie diese nicht gut an. Auf einer Prioritätenliste für die Umwandlung in einen Kunstrasenplatz stand sein Verein vor zwei Jahren ganz oben, sei dann aber nach unten gerutscht. Vor anderthalb Jahren sah er sich gezwungen, die drei Herren-Mannschaften vom Spielbetrieb abzumelden, zu viele Spiele sind ausgefallen. „Plötzlich standen wir nicht mehr oben auf der Liste. Unser Platz ist kaum bespielbar“, sagt er.

In seinem Verein spielen nach eigenen Angaben rund 100 Jugendliche, auch etwa 80 geflüchtete ukrainische Kinder seien hier aufgenommen worden. Er würde gerne wieder eine Herren-Mannschaft aufbauen. Aber dafür braucht der Verein einen Kunstrasenplatz. Zwar kommt das Geld nicht aus dem Topf für Kunstrasen-Umwandlungen. Aber, und das stört Vereinsvorsitzende wie Seker, es kommt dem Amateursport nicht wie geplant zugute, obwohl viele Vereine auf mehr Unterstützung angewiesen sind.

KStA abonnieren