Stadtarchiv-Prozess in KölnArbeiter klauten Eisen, Überwachung gab es nicht

Das Stadtarchiv in Trümmern am Tag des Einsturzes
Copyright: dpa
Es war ein unerlaubtes Nebengeschäft, das den Bauarbeitern ein paar Euro zusätzlich einbrachte. Eisenteile, die für den Einbau in unterirdische Betonwände bestimmt waren, wurden zuhauf in einen Container geworfen und von einem Altmetallhändler abgeholt. Den Gewinn einer solchen Fuhre teilte die Kolonne unter sich auf; mal waren es 50 Euro für jeden, mal 200.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Polier soll das Treiben nicht nur geduldet, sondern vielmehr organisiert haben. Baggerfahrer Markus M. (39), von der 10. Großen Strafkammer als Zeuge im Archivprozess geladen, beschrieb am Freitag die Zustände auf der U-Bahn-Baustelle am Waidmarkt – teils mit erheblichen Erinnerungslücken, teils in nur mühsam verständlichem Bayrisch.
Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe
- Verkehrsausschuss entscheidet Land ebnet den Weg für 90 Meter-Züge in Köln
- Orientierung und Sichtbarkeit Haltestelle „Innere Kanalstraße“ in Ehrenfeld soll umbenannt werden
- Ost-West-Achse Entscheidung über Haltestellen-Ausbau vertagt
- Soziale Medien Kölner Verkehrs-Betriebe starten eigenen Tiktok-Kanal
- Deutschlandticket wird teurer Kölner Eltern fordern Option für günstigere Schülertickets
- Notfall am Steuer 58-jähriger Kölner landet mit Auto auf KVB-Gleisen und stirbt
- Für Generalsanierung Bahn will Bonner Hauptbahnhof stilllegen
Er selber habe durch den Eisenhandel insgesamt zwischen 500 und 1000 Euro eingenommen, sagte M. Als problematisch habe er die in der Wand fehlenden Teile jedenfalls nicht empfunden, es sei „genügend Eisen“ eingebaut worden.
„Überwacht hat uns keiner“
Der Einbau aller Teile haben den Firmen schlichtweg „zu lange gedauert“, sagte der Zeuge. Ob denn die Bauüberwachung der Kölner Verkehrs-Betriebe nichts bemerk habe, wollte der Vorsitzende Richter Michael Greve wissen. Es habe nie jemand nachgefragt, was es mit dem Eisen in dem offenen Container auf sich habe, antwortete Baggerfahrer M: „Überwacht hat uns keiner.“
Der auf der Anklagebank sitzende KVB-Mitarbeiter Manfred A. hörte der Vernehmung zu. Er muss sich wie seine Vorgesetzte Petra A, zwei Bauleiter und dem Polier wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die beiden Ingenieure der Verkehrsbetriebe sind nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ihrer Aufsichtspflicht nicht genügend nachgekommen.

Das Kölner Stadtarchiv nach dem Einsturz 2009.
Copyright: dpa
Ansonsten hätten sie den folgenschweren Fehler bemerken müsse, der zum Einsturz des Archivs geführt haben soll. Der Zeuge, der Manfred A. im Gerichtssaal offenbar nicht wiedererkannte, bezeichnete ihn als „ziemlich ausgefallenen Typ“. So sei der Überwacher einmal zu einem Grillfest erschienen, um mit seiner Ziehharmonika zu spielen. Die Staatsanwaltschaft stellte das Diebstahlverfahren bereits vor Jahren ein. Es bestehe kein Zusammenhang mit dem Einsturz.

