Glukose-TestsVergiftetes Pulver möglicherweise auch in Bilderstöckchen ausgeliefert

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Möglicherweise wurden auch an Kundinnen der Apotheke am Bilderstöckchen vergiftete Glukose-Tests ausgegeben.

  • Die Stadt Köln warnte am 23. September nur vor Präparaten der Heilig-Geist-Apotheke in Longerich.
  • Wie diese Zeitung erfuhr, könnten aber auch Kundinnen der Filiale im Bilderstöckchen das verunreinigte Pulver erhalten haben.
  • Der Gesundheitsausschuss tagt am 1. Oktober in einer Sondersitzung zum Thema.

Köln-Bilderstöckchen – Bei den Ermittlungen zum tödlichen Glukose-Fall in Longerich befragt die Polizei derzeit ungefähr 20 Mitarbeiter der Heilig-Geist-Apotheke, um herauszufinden, wie das todbringende Narkosemittel in das Behältnis mit dem völlig unbedenklichen Traubenzucker-Pulver geraten konnte. Eine schwangere 28-jährige Frau und ihr Säugling waren nach der Einnahme gestorben. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, könnten auch Kundinnen der anderen beiden Apotheken desselben Inhabers Glukosepulver erhalten haben, das in der Heilig-Geist-Apotheke abgefüllt wurde. Eine Stadtsprecherin bestätigte am Dienstag, dass die Glukose dort portioniert und dann an die beiden anderen Betriebe geliefert wurde.

Gesundheitsministerium schloss alle drei Betriebe

Die Stadt hatte in der offiziellen Pressemitteilung vom 23. September jedoch lediglich die Kundinnen der Heilig-Geist-Apotheke informiert. „Die Behörden warnen ausdrücklich davor, Präparate, die Glukose enthalten, die in der Heilig-Geist-Apotheke in der Graseggerstraße 105 im Stadtteil Longerich ausgehändigt worden sind, einzunehmen“, hieß es in dem Schreiben.

Warum die Stadt nicht auch die Kundinnen der Apotheke am Bilderstöckchen und der Contzen-Apotheke im selben Stadtteil warnte, ist unklar. Während die Stadt der Heilig-Geist-Apotheke nur den Verkauf selbst abgefüllter Ware untersagte, schloss das NRW-Gesundheitsministerium drei Tage später alle drei Betriebe. 

Abfüllende Apotheke steht auf Tests

„Die Kundinnen der anderen beiden Apotheken waren insofern gewarnt, als dass die abfüllende Apotheke ihren Namen auf die Verpackung schreiben muss“, sagte eine Stadtsprecherin. Sie hätten also sehen können, dass darauf Heilig-Geist-Apotheke stand.

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Die Politiker im Gesundheitsausschuss des Stadtrats treffen sich am Dienstag zu einer Sondersitzung. Die FDP-Ratsfraktion hatte diese beantragt. „Mit der von uns einberufenen Sondersitzung wollen wir aufklären, ob die Gesundheitsverwaltung der Stadt Köln als Aufsichtsorgan zu spät gehandelt hat oder wieso diese Schließung vom Landesminister verordnet werden musste“, sagte Fraktionschef Ralph Sterck.

Als Folge der Berichterstattung und behördlichen Warnung in der vergangenen Woche lieferte eine weitere Frau ein Tütchen mit Glukose bei der Polizei ab, das sie in derselben Apotheke gekauft hatte. Rechtsmediziner untersuchen seit einigen Tagen, ob auch diese Abfüllung vergiftet war. Womöglich am heutigen Dienstag soll der Staatsanwaltschaft das Ergebnis vorliegen. Bislang ist völlig unklar, ob das Narkosemittel vorsätzlich oder versehentlich in die Glukose geriet.

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