Gottesanbeterinnen verbreiten sich unerwartet schnell im Rheinland. Dabei kommt es teilweise zu kuriosen Situationen.
Rasante AusbreitungWenn die Gottesanbeterin im Kölner Untergrund auf die U-Bahn wartet

Eine Gottesanbeterin hat sich in ein Gebäude verirrt.
Copyright: Jana Nienhaus/NABU Bonn
Noch vor wenigen Jahren hätte man solche Meldungen über Gottesanbeterinnen in Nordrhein-Westfalen für absurd abgetan. Doch die Tiere breiten sich vor allem im Rheinland mit einer unerwarteten Schnelligkeit aus. Selbst der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zeigt sich überrascht von den aktuellen Zahlen. Hunderte Sichtungen seien im Sommer 2025 bei den Experten eingegangen – darunter auch kuriose Meldungen aus Köln und Bonn.
Die Ausbreitung der Gottesanbeterin ist in den vergangenen Monaten geradezu explodiert. Erst im Jahr 2023 wurde den Angaben des NABU Bonn die ersten Larven überhaupt in Nordrhein-Westfalen gefunden. Der Fund bei Königswinter war eine Sensation, zuvor hatten Experten nur vermutet, dass sich die auf Wärmegebiete beschränkten Fangschrecken im Zuge der steigenden Temperaturen in den Norden ausbreiten könnten.
Gottesanbeterin breitet sich rasant in NRW aus – Hotspot Rheintal
Ein Meldeaufruf des NABU Bonn hatte seinerzeit weitere Hinweise im Raum Bonn, Euskirchen, Düren und einige wenige Tiere in Köln ergeben. „Das Bild im Jahr 2025 ist völlig anders“, teilten die Experten weiter mit. Waren es 2023 nur 52 und 2024 108, sind in diesem Jahr 234 Hinweise eingegangen. Das entspricht einem Anstieg um 350 Prozent innerhalb eines Jahres.
Eine Karte des NABU Bonn zeigt die Meldungen von Gottesanbeterinnen in Nordrhein-Westfalen 2025:

Die Karte zeigt eine deutliche Häufung der Sichtungen von Gottesanbeterinnen entlang des Rheins.
Copyright: NABU Bonn
Die Ausbreitung schreitet vor allem in den klimatisch stark begünstigten Bereichen schnell voran. „Das gesamte Rheintal scheint bis Düsseldorf dicht besiedelt zu sein, auch im Siegtal bis Hennef gibt es zahlreiche Nachweise, ebenso wie am Eifelrand von Meckenheim bis Stolberg“, erklären die Experten. Die Meldungen reichen demnach sogar bis in den südlichen Niederrhein hinein. Hinzu kämen vereinzelte Meldungen aus dem Ruhrgebiet von Duisburg bis nach Hamm.
Doch wie aus den Daten hervorgeht, fasst die Gottesanbeterin auch in den Höhenlagen nach und nach Fuß. Aus der Eifel gebe es aktuell nur wenige Meldungen, dafür rückt den Angaben zufolge das Bergische Land in den Fokus. Hier wurden Gottesanbeterinnen in Wuppertal, Hückeswagen, Lindlar und sogar in Siegen gefunden.
Gottesanbeterin in Köln in der U-Bahn und in Bonn auf der Damen-Toilette
Dabei kommt es teilweise zu kuriosen Situationen. Denn die Gottesanbeterinnen halten sich aufgrund der klimatischen Bedingungen häufig dort auf, wo sich auch Menschen am häufigsten aufhalten. So würden die meisten Tiere nicht in der freien Natur, sondern in und an Häusern, in Fahrzeugen oder in Gärten gefunden.
Erstaunlich oft seien Gottesanbeterinnen an Haltestellen von Bus und Bahn angetroffen worden. „Die wohl ungewöhnlichsten Meldungen sind aus der U-Bahn in Köln, wo der Hinweisgeber das Tier an seiner Jacke fand“, berichtet der NABU Bonn.

Eine Gottesanbeterin auf einem Weg im Messdorfer Feld in Bonn.
Copyright: Christine Laemmer
Eine weitere Sichtung aus Bonn sei ebenso kurios gewesen. Demnach sei eine Gottesanbeterin auf der Damen-Toilette der Uni-Klinik Bonn gefunden worden. Das Tier hatte sich auf einem Toilettensitz niedergelassen. Der NABU Bonn hob hervor, dass es sich bei dem Exemplar um ein Männchen gehandelt habe.
Die meisten Meldungen stammten aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn. Insgesamt wurden demnach 52 Gottesanbeterinnen aus dem Kreis gemeldet. Aus dem benachbarten Bonn seien 45 gekommen, 25 aus Köln, 14 jeweils aus Düsseldorf und dem Rhein-Erft-Kreis, 9 aus Neuss und Düren, 8 aus Euskirchen, 7 aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Der Rest sei aus weiteren 19 Kreisen gemeldet worden, fast alle in NRW und einzelne in Rheinland-Pfalz.
Gottesanbeterinnen stehen unter besonderem Schutz und dürfen weder gefangen noch gehalten werden. Weibchen können bis zu 8 cm lang werden, die Männchen sind deutlich kleiner und erreichen eine Länge bis zu 6 cm.