Werner Dive ist gestorben. Gemeinsam mit dem FC Merowinger erfand er einst den berühmten Ballermann auf Mallorca. Ein Blick zurück.
NachrufWie der Kölner Werner Dive den Ballermann auf Mallorca erfand

Werner Dive hat mit dem FC Merowinger den Ballermann auf Mallorca erfunden.
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Wenn Werner Dive im Bäckerei-Café an der Bonner Straße sprach, geriet das Mallorca-Bild gehörig ins Wanken. So zurückhaltend und leise schilderte der 77-Jährige op Kölsch, was er und seine Vereinskameraden einst auf der Balearen-Insel begründet hatten. Saß 2022 beim Termin mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hier wirklich der Miterfinder des „Ballermanns“? Jener Ort, der berühmt-berüchtigt ist. Beim leisesten Zweifel wurde Werner laut: „Klar haben wir das erfunden. Vorher war ja nichts!“
Vorher, das war vor 1972. Da gingen die Vereinsfahrten des „FC Merowinger“ meistens an die Mosel oder den Rhein, erzählte Werner. Benannt nach der damaligen Kneipe „Merowinger Eck“, gehörten auch Fußball-Stars wie der verstorbene Torhüter Wolfgang Fahrian zu der Thekenmannschaft. Und weil man sich so gut verstand, gründete man noch einen Kegelverein. Doch die Fahrten nach Boppard oder Cochem erwiesen sich als zunehmend teuer, schilderte Werner, der eines Tages einen Neckermann-Katalog in der Hand hatte: Vier Übernachtungen im Hotel „Dunas Blancas“, inklusive Flug für 399 Mark. „Dat maache mer“, waren sich Kicker und Kegler einig.
Aus dem Badehaus wurde der Ballermann
Zur Sicherheit mit Gulaschsuppe und reichlich Kölsch im Handgepäck ging es dann los. Eine Vereinsfahrt, auf die jedes Jahr eine nächste folgte, und die den Strandabschnitt in El Arenal zunehmend veränderte. Der Treffpunkt „Balneario“ – übersetzt „Badehaus“ – wollte den Kölnern mit steigendem Alkoholpegel allerdings immer schwieriger über die Lippen. „Irgendwann haben wir dann Ballermann gesagt“, erzählte Werner Und: „Mer han uns so su jähn eine jeballert. Dat han mer den janzen Daach jemaht, et hätt jo nix jekost.“

Werner Dive im Jahr 2022
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In den Folgejahren wurden die Vereinsfahrten immer professioneller. Jedes Mitglied hatte im Handgepäck ein 20-Liter-Fass Kölsch dabei. „Wo mir sin es Kölle, ejal wo mir sin“: Werner und seine Kumpel brachten den Karneval auf die Insel. „Wir haben die Kellner im Hotel und am Strand verkleidet. Die kannten so was ja gar nicht, aber fanden es klasse.“ Immer mehr Touristen tanzten und tranken an der Playa de Palma, Bars Clubs und Restaurants folgten.
Der zweifelhafte Ballermann-Ruf störte Werner Dive
Werner Dive, der früher die Südstadtkneipe „Maischbottich“ betrieb, organisierte Frühschoppen und andere Feste mit 400 bis 500 Gästen im Hotel; zur „kölschen Woche“ kommen Stars wie Marita Köllner vorbei. Am 12. September geht es in diesem Jahr wieder „runter“ auf die große Balearen-Insel.
Dass der Ballermann heute einen zweifelhaften Ruf genießt, störte den Kölner beim letzten Termin sehr: „Dieser Film Ballermann 6 mit Tom Gerhardt“, sagte Werner und wurde einmal mehr op Kölsch direkt, habe „vill kapott gemacht“. So schlimm gehe es dort gar nicht zu, es sei einfach ein Ort für Party und Lebensfreude. „Die Lück, die darüber schänge, solle ze Huss blieve. Dat es en schön Insel!“
Nach einer Viertelstunde auf dem Meer wieder umgedreht
Als der Ehrenpräsident über die ersten Vereinsfahrten des FC Merowinger sprach, dann konnte er sich ein Grinsen oftmals nicht verkneifen. So mancher Spanier musste sich an die neue Kundschaft gewöhnen, so wie der Kapitän eines Ausflugsboots. „Wir hatten ihn vorher gefragt, ob er genug zu trinken an Bord habe. Er hat dann ja gesagt – und nach einer Viertelstunde auf dem Meer gedreht und ist zurück zum Hafen: Es war nichts mehr zum Trinken da.“
Jetzt ist Dive gestorben, und auf Social Media verabschiedeten sich Hunderte nach der Nachricht des Todes von der kölschen Ikone. „Mach et joot, Legende!“ Einer fasste es treffend so zusammen: „Ich hoffe, im Himmel gibt es Kölsch, sonst gibt es dort mit Werner einen Riesenärger.“