Zu wenig Geld vom LandKölner Studierendenwerk muss Sozialbeitrag anheben

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Ein Kaffee in der Vorlesungspause: Die Mensen der Studierendenwerke sind für die Studenten  wichtig. 

Köln – Das Studierendenwerk wird am Sonntag 100 Jahre alt, doch Zeit zum Feiern ist derzeit kaum. Denn die Corona-Pandemie hat die Einrichtung fest im Griff.

„Die Pandemie ist für uns eine riesige Herausforderung“, sagt der Geschäftsführer des Kölner Studierendenwerks, Jörg J. Schmitz, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Beratungen seien „durch die Decke gegangen“.

Allein 21.600 Anträge von Studierenden auf eine Überbrückungshilfe habe die Einrichtung 2021 bearbeitet, die Zahl der Beratungen sei um 62 Prozent auf 8000 gestiegen. „Die digitale Lehre hat die Studierenden sehr herausgefordert.“ Mehr Studierende hätten mit psychischen und finanziellen Belastungen zu kämpfen. Um die Antrags- und Beratungsflut zu stemmen, habe das Werk Mitarbeitende aus anderen Bereichen abziehen müssen. Andere Dinge mussten liegen bleiben.

Bafög-Reform soll Studierenden helfen – nicht nur in der Pandemie

Schmitz zufolge müsse die neue Bundesregierung dringend die wichtigste finanzielle Unterstützung für Studierende, das Bafög, reformieren. Denn in den vergangenen Jahren stellten immer weniger Hochschüler einen Antrag auf die finanzielle Hilfe. Schmitz plädiert für ein Drei-Körbe-Modell. Zunächst soll ein Sockelbetrag, der aus dem Kindergeld gespeist wird, allen Studierenden zugutekommen.

Zweitens sollen bedürftige Hochschüler von einem weiteren Bafög profitieren, das einfach und digital beantragt werden kann. Und drittens soll es für Studierende, die überhaupt nicht von den Eltern unterstützt werden können, ein Härtefall-Bafög geben. Die Studierendenwerke seien derzeit zum „Bafög 2.0“ im Gespräch mit der neuen Bundeswissenschaftsministerin Bettina tark-Watzinger. „Man muss abwarten, wie viele Ideen der Studierendenwerke wir platzieren können.“

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Nach wie vor beschäftigt auch das Thema Wohnungsnot das Studierendenwerk. Gut 5000 günstige Apartments kann das Werk anbieten, davon werden 3000 pro Jahr frei. Dem stehen aber 10.000 Anfragen von Studierenden gegenüber. „Wir brauchen mehr Flächen“, sagt Schmitz. Diese seien in Köln aber knapp und hart umkämpft.

Bei großen Projekten wie in Mülheim oder im Deutzer Hafen habe das Werk bislang immer das Nachsehen gehabt, weil sich die Stadt schwer tue, den gemeinnützigen Träger zu bevorzugen. Eine weitere Herausforderung sei, dass Architekten so günstig planen müssten, dass man die Wohnheimplätze schließlich billig Studierenden anbieten könne.

Studierendenwerke können günstige Mieten kaum noch halten

Schmitz fordert daher auch, dass das Land die Studierendenwerke besser finanziell unterstützt. Bislang würden Bauten mit maximal 38 Prozent gefördert, das Deutsche Studentenwerk verlangt aber mindestens 50 Prozent, damit günstige Mieten von 325 Euro Studierenden angeboten werden könnten. Das ist der Betrag, der im Bafög als Wohnkostenpauschale berechnet wird. „Mieten von 325 Euro anzubieten, gelingt uns kaum noch, weil die Grundstückspreise sehr hoch sind und die Baukosten explodieren“, sagt Schmitz. „38 Prozent Baukosten sind zu wenig. Die Förderung muss steigen.“

Jörg Schmitz

Jörg Schmitz

Angehoben werden müsse auch der allgemeine Landeszuschuss, der seit Jahren stagniere, obwohl die Ausgaben der Studierendenwerke stiegen. „In der Vergangenheit haben das insbesondere die Studierenden mit ihrem Sozialbeitrag ausgeglichen.“ Das Land habe den Zuschuss jüngst um 300.000 Euro erhöht, laut Studierendenwerke müsste der Betrag aber um neun Millionen Euro anwachsen. „In Köln bekommen wir derzeit fünf Millionen Euro vom Land, bräuchten aber 6,5 Millionen Euro. Dann könnten wir in den kommenden zwei bis drei Jahren auf Preiserhöhungen verzichten.“

„Wir werden weitere Erhöhungen vorschlagen müssen“

Weil das aber nicht so ist, müsse im Sommer der Sozialbeitrag für Studierende um fünf Euro erhöht werden. Auch die Preise in den Mensen und Cafeterien würden um zwei Prozent, die der Wohnheimplätze um 1,5 Prozent steigen. Das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein: „Wir werden weitere Erhöhungen vorschlagen müssen“, sagt Schmitz.

Wenn alles gut geht, sollen im Verlauf des Jahres die Feiern zum 100. Jahrestag der Einrichtung nachgeholt werden. Am 27. Oktober soll es im Rathaus einen Festakt geben. Zudem sind ein Betriebsfest und weitere kleinere Veranstaltungen geplant.

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