100 Jahre Kölner StudierendenwerkWarum die Mensa einst „Zum Heiligen Löffel” hieß

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (12)

Die Universität war in den 1920er Jahren eine Männerwelt; Studenten in der Gaststätte ohne Alkohol an der Claudiusstraße.

Köln – Die Bedingungen, unter denen die ersten Studierenden 1919 lernten, waren denkbar schlecht. Deutschland trug an den Folgen des Ersten Weltkriegs, viele Menschen, auch Studierende, litten Hunger. Nachdem die Kölner Universität 1919 wiedergegründet wurde, versorgten zunächst Schwestern des Heiligen Franziskus unter der Regie von Schwester Ignatia die Hochschüler mit einer Feldküche, heißt es in einer Chronik des Studierendenwerks. Die nur für männliche Studenten zugängliche Mensa wurde umgangssprachlich „Zum Heiligen Löffel“ genannt. Als Selbsthilfeorganisation wurde schließlich am 23. Januar 1922 von Studierenden und Dozenten die Kölner Studentenburse im Senatssaal der Universität Köln gegründet. Die Bezeichnung Burse knüpfte an die mittelalterlichen Wohn- und Kaufhäuser an, in denen Lehrende und Lernende lebten.

Die Burse, die seit 1923 in den Räumen Universität an der Claudiusstraße untergebracht wurde, bot zahlreiche Dienstleistungen an: Es gab neben der Mensa eine Darlehenskasse, eine Altbücherstelle, einen Übersetzungsdienst, eine Studierendenzeitung, eine Näh- und Flickstube und erste Wohnheimplätze. In der Weltwirtschaftskrise wurden den Studierenden belegte Brötchen und Milch angeboten. Nach 1933 wurde die Einrichtung, die seit 1928 Studierendenwerk heißt, von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet. Es kam zu Bücherverbrennungen an der Universität, jüdische Dozenten und Studierende wurden ausgegrenzt, verfolgt und ermordet. Nachdem die Uni, die seit 1934 in Lindenthal ansässig war, im Zweiten Weltkrieg von Bomben schwer getroffen wurde, wurde der Hochschulbetrieb eingestellt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nach dem Krieg wurde eine provisorische Mensa im Keller der Universität eingerichtet, das Essen teilten Schwestern des Roten Kreuzes aus. In den folgenden Jahren entstanden immer mehr Wohnheime. 1966 gab es bereits 1055 Plätze. Ein Jahr zuvor bezogen die ersten Studierenden das Studentendorf in Hürth-Efferen, 1973 kam das Unicenter mit 376 Apartments hinzu. Weil die Mieten in den 1970er und 1980er Jahren erhöht wurden, gab es mehrere Mietstreiks, bei den schließlich Außenstände von 2,2 Millionen Mark aufliefen. 1974 war die zentrale Mensa an der Zülpicher Straße mit gut 3700 Sitzplätzen eröffnet worden, weitere Mensen folgten.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Heute ist das Kölner Studierendenwerk für gut 89.000 Hochschüler in Köln zuständig. Es bietet gut 5000 Wohnheimplätze und hat im Jahr 2020 insgesamt 619.000 Essen in den Mensen ausgegeben, 8000 Beratungen (2021) durchgeführt und 14.500 Bafög-Anträge bearbeitet. 621 Mitarbeitende sind für das Werk tätig.

KStA abonnieren