Gute Aussichten für die Logistikbranche„Die Bedingungen in Köln sind einzigartig“

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Katja Wittke blickt positiv in die Zukunft.

Köln beherbergt 18 der 20 größten Logistikunternehmen Deutschlands. Nur: Bleibt das so? Oder wird sich die Lage sogar verbessern? Katja Wittke, Innovationsmanagerin bei der KölnBusiness Wirtschaftsförderung in den Bereichen Logistik und Großhandel, spricht im Interview über die aktuellen Gegebenheiten der Branche. Zudem erklärt die Expertin, wie der Standort für Top-Unternehmen auch künftig zu den ersten Adressen Europas gehören soll.

Frau Wittke, wie steht es zurzeit um den Logistik- und Großhandelsstandort Köln?

Sehr gut. Köln ist eine bedeutende multimodale Verkehrsdrehscheibe im Hinterland der großen Seehäfen Deutschlands und Europas. Das bedeutet, dass Köln im Prinzip alle Verkehrsträger miteinander verknüpft. Mit dem Airport KölnBonn steht einer der bedeutendsten Frachtflughäfen des Kontinents bereit. UPS, FedEx, Amazon, DHL. Sie alle schätzen diesen Flughafen, der als einer der wenigen Airports in Europa rund um die Uhr angeflogen werden kann. Dazu kommt der Rhein als größte europäische Binnenwasserstraße samt der Kölner Häfen. Außerdem stehen uns Bahnterminals sowie natürlich die Straßen zur Verfügung. Für  internationale Lieferketten ist es darüber hinaus von großer Bedeutung, dass es in Köln eine bedeutende Chemie- und Automobilindustrie gibt. 

Die KölnBusiness Wirtschaftsförderung

Die KölnBusiness Wirtschaftsförderung ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Köln. Sie ist erste Ansprechpartnerin für alle Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer in der Stadt. Darüber hinaus gibt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung Orientierung, wenn es um Verwaltung und Regelungen geht. Des Weiteren informiert und vermittelt sie in allen wirtschafts- und verwaltungsrelevanten Fragen und bietet mit vielfältigen Services individuelle Lösungen.

Das Team Immobilien und Flächen der KölnBusiness Wirtschaftsförderung unterstützt Sie gerne bei Ihren Anliegen. Wir verfügen über ein weitreichendes Maklernetzwerk und unterstützen Sie gezielt bei der Flächenfindung – kompetent und kostenfrei.

Kontakt koeln.business info@koeln.business 0221 99501-0

Ist Köln diesbezüglich also ein führender Standort?

In jedem Fall, die Infrastrukturbedingungen sind deutschlandweit einzigartig. Köln ist ein starker Logistik- und Großhandelsstandort, der über ein sehr dichtes Netz an wichtigen und wettbewerbsfähigen Logistikunternehmen verfügt. Im Herzen Europas ist die Stadt ein Drehkreuz für den internationalen Warenverkehr. 

Wie schätzen Sie die Bedingungen für die Logistik- und Großhandelsbranche in Köln ein?

Die Bedingungen sind optimal. Auch deshalb sind in Köln fast 5000 Logistik- und Handelsunternehmen mit rund 72.000 Mitarbeitern angesiedelt. Zusammen erwirtschaften sie jährlich rund 86 Milliarden Euro Umsatz, womit die Branche die umsatzstärkste der gesamten Stadt ist. Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Anzahl der Beschäftigen in dieser Branche seit 2008 um etwa 22 Prozent gestiegen ist. Dadurch wird eindrucksvoll belegt, wie stark Köln als Logistikstandort gefragt ist. Alleine 18 der 20 größten deutschen Logistikfirmen sind hier mit einer Niederlassung oder einem Verteilzentrum vertreten. Es lässt sich also sagen: Jeder ist in Köln oder will dort gerne hin. Die Gründe dafür sind offensichtlich. Als viertgrößte Stadt Deutschlands bietet Köln einen riesigen Absatzmarkt für Waren, die hierhertransportiert und vor Ort anschließend konsumiert werden.

Luftaufnahme The Ship 2 - c THE SHIP

Auf den Kölner Straßen wird sich zukünftig einiges in puncto Nachhaltigkeit tun.

Trotz dieser Bedingungen, was gilt es zu verbessern?

Es fehlen Flächen, da Köln eine stark wachsende Metropole ist. Aber davon sind auch andere bedeutende Branchen betroffen. Wir bei KölnBusiness haben es deshalb häufig mit Ansiedlungen und Betriebserweiterungen zu tun. Denn jedes Unternehmen möchte diese idealen Standort- und Infrastrukturbedingungen für sich nutzen. Dementsprechend werden nicht nur große Lagerhallen nachgefragt. Vielmehr geht der Trend hin zu nachhaltigen Transportketten, was KölnBusiness als spannendes Thema sehr eng begleitet.

Inwiefern?

Wir vermitteln Flächen in verkehrsgünstigen Lagen und Knotenpunkten. Es werden beispielsweise immer mehr Transporte auf die Bahn verlagert. Wenn diese umgeschlagen werden, brauchen wir aber auch Lagerflächen an den entsprechenden Terminals. Zudem haben wir während der Zeit der Coronapandemie gesehen, dass der Onlinehandel immer stärker in den Fokus gerückt ist. Deshalb brauchen wir im Stadtgebiet vermehrt Flächen für Mikro- und City-Hubs. Denn dadurch lässt sich die Ware viel besser auf E-Lastenräder umschlagen. Wir müssen also dafür sorgen, dass diese verkehrsgünstig gelegen sind. Schließlich ist es unsere Aufgabe bei KölnBusiness, die Unternehmen dabei so gut es geht zu unterstützen.

Geschäftsleute beim Netzwerken - c Getty Images  Luis Alvarez (1)

Die Vernetzung in der Branche ist gerade für Startups enorm wichtig, KölnBusiness hilft dabei gerne.

Sie haben einige innovative Logistik- und Handelslösungen angesprochen. Was ist diesbezüglich außerdem für die Zukunft geplant?

Köln ist tatsächlich bereits sehr stark im Bereich der innovativen Handelslogistik. Zudem besteht eine rege Startup-Szene in diesem Bereich. Unternehmen versuchen Transporte mit E-Lastenrädern sowie kleinen E-Fahrzeugen innovativ und nachhaltig zu gestalten. Das Potenzial ist aber noch längst nicht ausgeschöpft. REWE beispielsweise testet auf einem Privatgelände bereits ein autonom fahrendes Fortbewegungsmittel, das zukünftig Lieferungen ausfahren soll. Aber es werden auch weitere Pilotprojekte angeschoben, dazu zählen etwa unternehmensneutrale City-Logistik-Hubs. Insgesamt gesehen wird in den nächsten Jahren versucht werden, gemeinsam mit der Stadt, den Unternehmen und uns als Wirtschaftsförderung ein neues Gesamtnetzwerk in Köln aufzubauen. Darüber hinaus gibt es am Flughafen erste Projekte für ein E-Commerce-Hub. Wir blicken also sehr positiv in die Zukunft, zumal viele neu gegründete Firmen unbedingt nach Köln wollen, selbst wenn sie ihren Ursprung beispielsweise in Berlin hatten. Denn sie möchten diesen attraktiven Markt für sich gewinnen und ihre Geschäfte unbedingt auch hier durchführen können.  

Inwiefern kann KölnBusiness diesen und anderen Unternehmen der Logistik- und Großhandelsbranche dabei helfen?

Wir sehen uns primär als Multiplikatorin, Vernetzerin und Innovationstreiberin. Wir bringen die Leute also zusammen, beispielsweise während der Corona-Zeit bei einem digitalen Stammtisch. Wir konnten bereits junge Startups in ein etabliertes Logistiknetzwerk integrieren. Dadurch sind viele gemeinsame sowie innovative Projekte entstanden. Wir können Unternehmen aber auch auf andere Weise unterstützen.

Und zwar?

Zum Beispiel durch unser Immobilienportal, auf dem etwa verfügbare Lagerflächen und Ansiedlungsmöglichkeiten anschaulich präsentiert werden. Darüber hinaus unterstützen wir Unternehmen gerne auch bei Genehmigungsverfahren, bieten Informations- sowie Beratungsveranstaltungen an. Zudem initiieren wir zusammen mit der Stadt bedeutende Förderprojekte zu verschiedenen Trendthemen wie E-Commerce oder Onlinehandel. Ich persönlich bin darüber hinaus Teil der Kompetenzinitiative Innenstadtentwicklung, die dazu beiträgt, dass die Kölner Innenstadt weiterhin so lebens- und erlebenswert wie möglich ist. Nicht zuletzt sind wir eine Vermittlerin in der Kommunikation mit der Stadtverwaltung sowie ein Dreh- und Angelpunkt in puncto Verkehrsmanagement.

Mit welchen Akteuren arbeitet KölnBusiness außerdem zusammen, um den Logistik- und Großhandelsstandort Köln weiterzuentwickeln?

Uns ist die Zusammenarbeit mit ansässigen Hochschulen sehr wichtig, weshalb wir diese aktuell intensivieren. Sie alle bieten Studiengänge im Bereich Logistik an. Dadurch kann ein Innovationstransfer in die Unternehmen stattfinden, womöglich sogar für gemeinsame Projekte – gerade im Bereich der Digitalisierung.

Wie sehen Sie den Logistik- und Großhandelsstandort Köln in den kommenden fünf Jahren?

Köln wird aufgrund seiner erstklassigen Bedingungen immer zu den führenden Logistikstandorten in Europa gehören. Diese Vision haben wir. Hier werden weiterhin zukunftsfähige und innovative Unternehmen beherbergt sein, zusammen mit einem zeitgemäßen Güterverkehrsmanagement für die Stadt. Sie werden zukünftig ein höheres Digitalisierungsgrad haben, weshalb sie weiterhin hochwertige Arbeitsplätze anbieten können – da bin ich mir sicher.

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