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Brandanschlag in MöllnHaus der Geschichte wehrt sich gegen Vorwürfe

Lesezeit 3 Minuten
Außenaufnahme vom Haus der Geschichte an der Heussallee.

Das Haus der Geschichte in Bonn will mehrfach das Gespräch mit der Familie gesucht haben.

Ein Überlebender des Brandanschlags in Mölln wirft dem Haus der Geschichte vor, ohne Rücksprache mit der Familie Objekte ausgestellt zu haben. Das Museum gibt an, die Rückgabe bereits 2021 angeboten zu haben und signalisiert weitere Gesprächsbereitschaft.

Das Haus der Geschichte in Bonn wehrt sich gegen die Vorwürfe, die der Überlebende des rechtsextremen Brandanschlags in Mölln Ibrahim Arslan gegen das Museum erhoben hat. Arslan sagte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, das Haus der Geschichte habe Objekte aus dem abgebrannten Haus der Familie ohne deren Wissen ausgestellt und kündigte an, diese Objekte einzuklagen. Das Haus der Geschichte weist die Anschuldigungen zurück, signalisiert jedoch Gesprächsbereitschaft.

Kurz nach den Brandanschlägen auf zwei Häuser von türkischstämmigen Familien in Mölln, bei denen drei Menschen starben, hätte eine „Person aus dem kommunalen Bereich“ gemeinsam mit Politikern die Anschlagsorte besucht, schreibt das Haus der Geschichte in einer Stellungnahme. Die Person habe „verschiedene Objekte“ mitgenommen, die bei Aufräumarbeiten zurückgeblieben seien und ansonsten entsorgt worden wären. Darunter seien ein verkohlter Türbalken, ein grünes Telefon, ein Briefkasten und ein Tablett gewesen. Das Telefon beispielsweise stamme von dem Anschlagsort an der Ratzeburger Straße - nicht aus dem Haus der Familie Arslan. „Diese Objekte sind dem Haus der Geschichte bereits 1993 übergeben worden“, schreibt das Museum. 

Es gibt weiterhin das Angebot, mit Herrn Arslan über alle Themen in diesem Zusammenhang zu sprechen
Haus der Geschichte, Bonn

Einen Rechtsstreit zwischen der Familie Arslan und dem Haus der Geschichte gebe es nicht, die Anwälte beider Seiten stünden jedoch im Austausch. „Der damalige Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte hat sich in den zurückliegenden Jahren mehrfach um Gespräche bemüht“, schreibt das Museum. „Leider ist es dazu nicht gekommen.“ Im Jahr 2021 habe das Haus der Geschichte angeboten, das zweifelsfrei der Familie Arslan zuzuordnende Tablett zurückzugeben. Darauf sei jedoch seitens der Familie keine Reaktion erfolgt. „Unabhängig davon gibt es weiterhin das Angebot, mit Herrn Arslan über alle Themen in diesem Zusammenhang zu sprechen,“ so das Haus der Geschichte. 

Objekte sind Teil einer Ausstellung zu rechtsextremen Anschlägen

Ibrahim Arslan überlebte als Siebenjähriger schwerverletzt den Anschlag auf seine Familie. Seine Schwester, seine Großmutter und seine Cousine starben. Zum 30. Jahrestag der von Neonazis verübten Brandanschläge sprach er mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über seine Erinnerungen, die heutige Gedenkkultur und kritisierte den Umgang mit seiner Familie. Dass im Haus der Geschichte Objekte aus dem abgebrannten Haus ausgestellt wurden, habe er erst über eine Bekannte erfahren, so Arslan und nannte den Umgang mit seiner Familie „herabwürdigend“.

Die Objekte sind Teil einer Dauerausstellung zu Rechtsradikalismus und rechtsextremen Anschlägen und dokumentieren unter anderem die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), der Brandanschläge von Mölln und Solingen und den Anschlag in Hanau.  In der Ausstellung befindet sich unter anderem eine Gebetskette des ersten NSU-Opfers Enver Şimşek sowie das Autokennzeichen von Said Nesar Hashemi, der in Hanau starb, als Leihgabe der Familie. „In der Regel spricht das Haus der Geschichte betroffene Personen selbst an, wenn es mit Rücksicht auf Opfer und Angehörige mit zeitlichem Abstand möglich ist“, schreibt das Museum.