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Konzert in KölnBullet for My Valentine mischen ausverkauftes Palladium auf

Lesezeit 4 Minuten
Bullet for my Valentine-Leadsänger Matthew Tuck (links) und Bassist Jamie Mathias auf der Bühne im Palladium.

Bullet-for-My-Valentine-Leadsänger Matthew Tuck (links) und Bassist Jamie Mathias auf der Bühne im Palladium.

Die britische Metalcore-Band Bullet for My Valentine beginnt ihre Europatournee in Köln und liefert ein Sound-Feuerwerk ab.  

Lange bevor Bullet for My Valentine auf die Bühne kommen, ist es im Palladium schon laut. Die Fans füllen die gesamte Halle bis unter die Empore. Während die Roadies die Instrumente zurechtrücken und die Bühne herrichten, laufen Klassiker von Korn, Machine Head und System of a Down und alle singen so laut mit, als sei bereits ein Konzert im Gange. Es scheint an diesem Abend keine Geduld zum Warten da zu sein, bis es endlich losgeht. Dabei sind die meisten schon seit zwei Stunden für die beiden wirklich nicht leisen Vorbands Atreyu und Jinjer hier.

Besonders die ukrainische Metalband Jinjer macht Eindruck, allein schon, weil es ein kleines Wunder ist, dass eine Band aus dem von Russland angegriffenen Land hier auftreten kann. Was Power, Willen, Stärke und Ausstrahlung angeht, hätte sich der Abend aber auch allein wegen Frontfrau Tatiana Shmailyuk gelohnt. 

Zwei Stunden Vorbands helfen trotzdem nicht gegen die Ungeduld. Die Menschen hier können es nicht erwarten, bis Bullet for My Valentine auf die Bühne kommen und sie vom Gitarren-Sound überrollt werden. Als das Licht ausgeht, wird es kurz still. Und dann geht es so richtig los.

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Bullet for My Valentine in Köln: Vollgas ab der ersten Minute

Bullet for My Valentine nehmen es ernst mit dem Überrollen. Das Konzert knallt direkt ohne Anlauf los mit „Knives“, einem der härtesten Lieder vom aktuellen Album, das mit einer Gewehrsalve aus Schlagzeug, Gitarre und Gesang beginnt. Das Publikum im ausverkauften Palladium hält dieser Sound- und Lichtexplosion nicht nur stand, es erblüht förmlich darin wie andere Menschen unter einer warmen Dusche. Die Arme gehen nach oben, die Menschen springen, schreien und singen. Offenbar gibt es noch immer sehr viel nachzuholen aus den Corona-Jahren: tanzen, Haare schütteln, zugleich wildes und friedliches Geschubse vor der Bühne: Es ist von der ersten Minute an alles so wie es sein soll. 

Die Band aus Wales sieht ihre Wurzeln im Heavy Metal und nennt Metallica und Iron Maiden als Vorbilder. Meist wird Bullet for My Valentine dem Genre Metalcore zugerechnet, einer Mischung aus Metal und Hardcore Punk. Es geht also sehr schnell zur Sache, aber auch Tempowechsel, tiefe Gitarrenriffs und Bassdrums machen die Musik aus. Nicht-Metal-Fans mögen das alles für schrecklichen Krach halten, für die Menschen hier in der Halle ist es die ultimative Wellness-Behandlung. 

Das Konzert in Köln ist das erste der Europa-Tournee. An Übung scheint es aber weder auf noch vor der Bühne zu fehlen. Das Publikum ist im Flow, die Musiker spielen mit einer solchen Freude, dass allein das Zusehen Spaß macht. Zwar gab es im vergangenen Sommer einige Gastspiele auf Festivals, ein ausgedehnter Auftritt vor einer Halle voll eigener Fans war wie für alle anderen Bands wegen Corona aber lange nicht drin. Man hat sich vermisst. Und so liefern die Männer dem Publikum alles, was es hören möchte.

Die Band bringt alle Songs mit, die die Fans lieben

Die Gruppe aus Wales gibt es schon seit 1998, damals hießen sie „Jeff Killed John“ und waren anfangs eine Metallica- und Nirvana-Coverband. 2006 kam der Durchbruch mit dem Album mit „The Poison“, auf dem die eher ruhigeren Lieder „Tears Don’t Fall“ und „All These Things I Hate (Revolve Around Me)“ zu finden sind. Es folgten sechs weitere Studioalben, die Kracher wie „Waking the Demon“ „Your Betrayal“, „The Last Fight“ und „You Want a Battle? (Here’s a War“) hervorbrachten. Alle diese Songs bekommt man an diesem Abend zu hören. Die Musiker um Leadsänger Matthew Tuck und Gitarrist Michael Paget spielen nicht einfach ihr aktuelles Album runter, sondern kommen mit so vielen verschiedenen Geschenken, dass für wirklich jeden im Publikum das richtige dabei ist.

Aktuelles Album bringt die wilde Seite von Bullet for My Valentine hervor

Mit dem aktuellen Album, das die Band nach sich selbst benannt hat, haben Bullet for My Valentine offenbar zu ihrem wahren Wesen gefunden. Matthew Tuck selbst hat in einem Interview gesagt, dass es das bisher härteste Album sei, und dass die Band diese wilde Seite bisher nicht herauslassen konnte. So gab es in der Vergangenheit mehrmals Lieder in zwei Versionen: einmal mit Geschrei und einmal ohne, damit sich die Single besser an ein breiteres Publikum verkaufen lässt. Das hat man heute nicht mehr nötig, ganz im Gegenteil: Es wird sehr viel geschrien und die Leute lieben es. Insgesamt klingt nicht nur Tucks Stimme, sondern die ganze Band auf diesem Album und auf diesem Konzert zwar wilder, aber zugleich auch deutlich erwachsener als früher.

Und wie das so ist bei einer guten Party, will am Ende keiner gehen.  Aber irgendwann ist selbst das beste Konzert zu Ende und man wird von den freundlichen Ordnern hinaus aus dem Metal-Paradies auf die kalte Schanzenstraße geschoben. Mit fiependen Ohren und sehr zufrieden.

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