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Christine Drews' Roman „Großraumdisco“Liebeserklärung an die 80er Jahre

Lesezeit 3 Minuten
Autorin Christine Drews trägt einen roten Pullover und blickt in die Kamera.

Autorin Christine Drews hat mit Großraumdisco ihren zweiten Roman im DuMont Verlag veröffentlicht.

Am 21. März feiert der im DuMont Verlag erschienene Roman Premiere im Neven DuMont Haus. Christine Drews liest und spricht über die berührende Geschichte.

Moonwashed-Jeans, neonfarbene Stretch-Oberteile und viel zu viel Haarspray - willkommen in den 1980ern! Anni und ihre beste Freundin Vera können es in Christine Drews’ gerade erschienenem Roman „Großraumdisco“ gar nicht erwarten, ihr Abitur zu feiern und die Welt zu erobern. Doch dann muss Anni erkennen, dass Vera ausgerechnet in der Abi-Zeitung ihr größtes Geheimnis verraten hat. Anni kämpft seit einem Schicksalsschlag mit Zwängen, muss alles zählen. Und niemand außer Vera wusste davon.

Alle Versuche der Freundin, um Entschuldigung zu bitten, ignoriert Anni. Aus der norddeutschen Provinz flüchtet sie nach Bremen, um dort Psychologie zu studieren. Ihre Ängste und Zwänge begleiten sie. So erhofft sie sich, an der Uni auch neue Erkenntnisse über sich selbst zu erlangen. Wissen, was sie quält, darf aber niemand.

Drei souveräne verknüpfte Handlungsstränge

Parallel dazu erzählt Drews zwei weitere Geschichten. Zum einen ist da Christian. Er ist ein Yuppie, wie er im 80er-Jahre-Buche steht. Der erfolgreiche Banker macht tagsüber skrupellos die großen Deals klar. Er verdient viel Geld, das er jeden Abend beim Feiern verprasst. Ohne Alkohol und Kokain funktioniert er schon lange nicht mehr.

In einem dritten Handlungsstrang geht es um eine Frau, die an Darmkrebs erkrankt ist und versucht, trotz Schmerzen und Ängsten ihrer Familie mit ungebrochenem Optimismus zu begegnen. Wie diese Geschichten zusammenhängen, zeigt sich erst nach und nach.

Im Zentrum des Romans steht aber Ich-Erzählerin Anni. Die startet im Rahmen einer Hausarbeit an der Uni eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Zwängen – ihre eigene Geschichte verschweigt sie weiterhin. Und sie nimmt einen Studentenjob bei Radio Bremen an, wo sie für Rudi Carrells Comedy-Format „Rudis Tagesshow“ arbeitet. Es läuft eigentlich alles gut, doch ihrer Vergangenheit kann sie nicht davonlaufen.

Zu Beginn und am Ende des Romans begegnen wir Anni bei ihrem Besuch eines Treffens anlässlich des 35. Jahrestags ihre Abiturs in der ehemaligen Großraumdisco Cincinnati. Konnte sie ihre Dämonen besiegen?

Drews lebt mit ihrer Familie in Köln und hat vor zwei Jahren im DuMont Verlag ihren Roman „Freiflug“ über die erste Linienflugkapitänin der Welt veröffentlicht. Souverän verknüpft sie die unterschiedlichen Stränge und Zeitebenen ihres Romans. Sie fängt das Lebensgefühl der 1980er Jahre mit einem sehr guten Gespür ein und wird so manchen Leser in diese Zeit und eigene Erinnerungen zurückversetzen. Da schwingt eine gewisse Nostalgie mit, aber Drews vermeidet es, jene Jahre zur vermeintlich besseren Zeit zu verklären.

Doch auch, wer seine Jugend nicht in diesem Jahrzehnt erlebte, liest „Großraumdisco“ mit Gewinn. Es ist eine Geschichte über unseren Umgang mit Ängsten und Verletzungen – vor allem aber hat Christine Drews einen Roman über die Magie und den Wert der Freundschaft geschrieben.


„Großraumdisco“ ist im DuMont Verlag erschienen (304 Seiten, 23 Euro). Die Buchpremiere mit Christine Drews (Moderation: Anne Burgmer) findet am 21. März, 19.30 Uhr, im Neven DuMont Haus statt. Der Eintritt kostet fünf Euro plus Vorverkaufsgebühr. Tickets gibt es über koelnticket.de

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