Das Junge Buch für die StadtEine Chance für den Schlammspringer

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Der Schlammspringer ist eines der seltsamen Tiere, die vorgestellt werden.

Köln – Der Nacktmull ist nicht besonders hübsch, um ehrlich zu sein, ist er sogar ziemlich hässlich. Auch der Schlammspringer ist keine Schönheit. Er hat seltsame Glubschaugen und hält sich am liebsten an Land auf, obwohl er doch ein Fisch ist. Kuscheln möchte man mit beiden Tieren eher nicht. Und auch in Kinderbüchern trifft man sie selten an. Die Illustratorin Dorothee Mahnkopf findet das höchst ungerecht. Es sei schade, dass in Kinderbüchern oft dieselben Tiere auftauchten: Niedliche Häschen, Kätzchen, Ponys und Eichhörnchen. „Es gibt so viele interessante Tiere, die es nie durch das Casting für Kinderbücher schaffen, weil sie entweder hässlich sind oder ein bisschen komisch oder niemand sie kennt“, sagt Mahnkopf.

Eröffnung mit Ralph Caspers

Um das zu ändern, entwickelte sie mit der Autorin Andrea Schomburg, die sie 2013 auf der Buchmesse kennengelernt hatte, die Idee für ein Kinderbuch. „Auf das Thema besondere Tiere bin ich sofort angesprungen, wenn man sich einmal damit befasst, kann man gar nicht glauben, wie toll die sind“, erinnert sich Andrea Schomburg, die in Refrath aufwuchs und heute in Hamburg lebt. „Es war so, als hätte der Mondfisch in einem parallelen Universum darauf gewartet, dass jemand über ihn ein Buch macht.“ Der Mondfisch hat es dann auch auf den Titel ihres gemeinsamen Projekts geschafft. „Der Mondfisch in der Waschanlage“ heißt das zauberhafte Bilderbuch, das in diesem Jahr „Das Junge Buch für die Stadt“ ist.

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Andrea Schomburg und Dorothee Mahnkopf

Am Samstag um 12 Uhr wird die gemeinsame Literaturaktion von Stadtbibliothek Köln, Jungem Literaturhaus Köln und „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der Stadtbibliothek eröffnet. Andrea Schomburg wird dann mit Ralph Caspers über die elf besonderen Tiere sprechen. Und natürlich hat es auch der Nacktmull in die Auswahl geschafft. Die ist den beiden Kreativen übrigens nicht leicht gefallen. „Nach drei Wochen Recherche mussten wir uns bremsen, weil wir so viel wunderbare Wesen und Geschichten gefunden haben. Sehr viele Tiere konnten wir also nicht aufnehmen, sonst wäre es ein sehr dickes, überbordendes Buch geworden“, sagt Dorothee Mahnkopf.

Mahnkopf hat viel für Zeitschriften und Magazine gezeichnet. Der „Mondfisch“ ist ihr erstes Kinderbuch. „Kinder sind sehr genaue Beobachter, die auch Details bemerken, über die wir Erwachsenen vielleicht hinwegsehen. Das finde ich toll, und es fordert einen als Zeichnerin, sehr konsequent zu sein“, sagt sie. Aber wie zeichnet man einen Nacktmull oder einen Schlammspringer so, dass Kinder ihn auch anschauen mögen? Für die Illustrationen schaute sich Mahnkopf zunächst viele Bilder im Internet, in Naturbüchern und im Naturkundemuseum an. Wie sehen die jeweiligen Tiere tatsächlich aus, was sind ihre speziellen Farben, Formen und Bewegungen? „Ich habe dann versucht, sie erst einmal eher realistisch zu zeichnen, um dann in einem nächsten Schritt mehr zu dem Charakter vorzudringen.“

Dieser kristallisierte sich in der Zusammenarbeit mit Andrea Schomburg dann immer mehr heraus. Diese schrieb zu jedem Tier lustige, fantasievolle und sehr schön klingende Gedichte. Ein ergänzender Text liefert weitere Informationen zu dem Tier. „Durch die Gedichte und Geschichten von Andrea entstanden viele Bild-Ideen, wie umgekehrt Text-Ideen durch meine Skizzen. Der Pistolenkrebs, der so laut knallt, hat mich direkt an High Noon erinnert, deshalb hat er einen Sheriffstern und einen Cowboyhut“, so Mahnkopf.

Schon als Kind gereimt

Andrea Schomburg, die auch Kabarettprogramme mit Gedichten für Erwachsene macht, hat schon als Kind gereimt. „Es fasziniert mich, dass man in einer knappen und potenziell lustigen Form viel ausdrücken kann.“ Gerade durch die begrenzte Form sei man gezwungen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Bei Kindern stelle ich fest, dass sie Gedichte lieben. Manchmal ist ja auch das Reimwort sehr offensichtlich, dann sprechen sie das mit. Man kann Menschen mit Gedichten total anfixen. Man muss sie ein bisschen locken und dann erfreuen sie sich dran“, sagt Schomburg.

Der „Mondfisch“ soll unterhalten, er soll aber auch Anreiz zum Selberforschen geben. „Es ist die Hoffnung, dass Kinder sich danach selbst informieren und mehr wissen wollen. Kinder sind ja wahnsinnig an der Natur interessiert“, sagt Schomburg. Da könne man sehr gut einen Grundstein legen, mit der Natur gut umzugehen. „Wir wollen zeigen, wie toll die Natur ist – aber ohne erhobenen Zeigefinger, sondern aus einer persönlichen Begeisterung heraus.“

Im Tulipan-Verlag ist anlässlich der Literaturaktion „Junges Buch für die Stadt“ eine Sonderausgabe von „Der Mondfisch in der Waschanlage“ zum Preis von zehn Euro erschienen.

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