Abo

MuseumscheckDie Schokoladenseite Kölns

Lesezeit 4 Minuten
  • Das Schokoladenmuseum bietet nicht nur für Naschkatzen Genuss.
  • Die Beliebtheit des Museums ist bis heute ungebrochen - es ist das meistbesuchte der Stadt.

Köln – Überall lauert die Versuchung. Ein mal mehr und mal weniger intensiver Schokoladenduft empfängt einen in beinahe jeder Ecke des Schokoladenmuseums. Wer das Gebäude verlässt, ohne zumindest ein Stückchen Schokolade gekostet zu haben, muss über einen starken Willen verfügen.

Im Café gibt es köstliche Trinkschokolade, in der Ausstellung selbst darf man am Schokoladenbrunnen naschen oder sich eine Tafel nach  eigenen Wünschen herstellen lassen, und der Shop bietet ein schier unendliches Angebot aus Tafeln, Pralinen, Trinkschokoladen und anderem Süßkram.

Wie ein Schiff aus Glas und Metall scheint das Museum – erbaut nach Plänen des Architekten Fritz Eller – im Rhein zu schwimmen. Am Fluss entlang kann man Richtung Altstadt und Dom spazieren. Es ist die Kombination aus außergewöhnlicher Lage und  einem Produkt, das fast jeder liebt, die das Schokoladenmuseum zum meistbesuchten Museum in Köln macht. Schon von weitem begrüßt den Besucher zurzeit ein riesiger  Lindt-Hase und überhaupt ist der Kooperationspartner des Museums allgegenwärtig.

Doch wer meint, dieses Museum sei eine einzige große Werbeveranstaltung, irrt.  Denn hier kann man viel über alle Facetten des Themas Schokolade lernen.

Das zehn Meter hohe Tropenhaus vermittelt gleich zu Beginn, in welchem Klima Kakao wächst. Dann kann man den Weg  des Kakaos von der Ernte  bis hin zum Transport in die Schokoladenfabrik verfolgen. Herzstück des Museums sind die  Produktionshalle und das  Schokoladenatelier. Hier können die Besucher sehen, wie aus Kakaobohnen in einem langen Prozess die Schokolade wird, die wir alle im Supermarkt kaufen.

Dass Schokolade über Jahrtausende äußerst wertvoll war und keinesfalls ein Alltagsprodukt,  zeigt die Ausstellung „Braunes Gold – süße Verführung“. Bereits seit 5000  Jahren verarbeiten Menschen Kakao. Bei den Olmeken, Maya, Mixteken und Azteken spielte er in vielen Zeremonien eine große Rolle. Die Spanier brachten ihn schließlich nach Europa. Dort war er zunächst vor allem ein luxuriöses Getränk für den Adel. Erst mit der Industrialisierung wurde Schokolade zu einem Produkt für die Masse.

Wer sich lieber mit der jüngeren Geschichte befassen möchte, kann historische Emailleschilder und Schokoladenautomaten bewundern und die Entwicklung mancher Marken zum Kultprodukt nachvollziehen. Wussten Sie etwa, dass Milka lange Zeit mit einem Bernhardiner warb? An die lila Kuh dachte da noch niemand.

Kindheitstraum eines Schokoladenliebhabers

Hans Imhoff sanierte Stollwerck und gründete das Museum „Hans Imhoff hat sich seinen Kindheitstraum mit diesem Museum erfüllt“, sagt Museumsdirektorin Maria Mrachacz.

Das war 1993. Nach nur 13 Monaten Bauzeit, „pünktlich und zu dem vorher angesetzten Budget von 53 Millionen Mark“ wurde das Schokoladenmuseum eröffnet.

Hans Imhoff

Hans Imhoff  wurde 1922 als Sohn eines selbstständigen Schlossermeisters in der Kölner Fleischmengergasse geboren. Schon als kleiner Junge faszinierte ihn der Duft der Schokolade aus der nahe gelegenen Stollwerck-Fabrik. In Bullay an der Mosel gründete er  nach dem Krieg eine Schokoladenfabrik. Später sanierte er in Köln den  Stollwerck-Konzern.  Im Dezember 2007 verstarb  Imhoff in Köln. Das von ihm gegründete Museum wurde zunächst von seiner Frau Gerburg Klara Imhoff fortgeführt. Künftig leitet Tochter Annette Imhoff es gemeinsam mit ihrem Mann Christian Unterberg-Imhoff. Sie will unter anderem die Partnerschaft mit dem Schweizer Schokoladenhersteller Lindt ausbauen.

Auslöser für die Entscheidung, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen war ein Zufall – denn beinahe wäre ein Großteil der heutigen Exponate 1975, während des Umzuges der Firma Stollwerck nach Köln-Porz, auf dem Müll gelandet.

Viele  Kisten, die vermeintlich nur Schrott enthielten,  sollten weggeworfen werden. Imhoff sah sich den Inhalt genauer an und entdeckte wahre Schätze.

Nach dem Einzug in das neue Gebäude in Porz, beauftragte er den Kunsthistoriker und Museologen Professor Vaclav Hepner, den alten Bestand zu sichten und zu ordnen. Damals lag ein Hauptakzent der Sammlung auf Exponaten, die die Geschichte des Unternehmens Stollwerck dokumentierten. In der Folgezeit wurde das Konzept erweitert. Gesammelt wurden und werden Stücke, die sich mit der Kultur- und Industriegeschichte der Schokolade befassen.

KStA abonnieren