Toter Depeche-Mode-MusikerWas tat Andy Fletcher eigentlich hinter seinem Keyboard?

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Andy Fletcher  

London – Seine Rolle in Depeche Mode, damals noch ein Quartett, fasste Andy Fletcher einmal folgendermaßen zusammen: „Martin ist der Songwriter, Alan der gute Musiker, Dave der Sänger und ich dümple irgendwie herum.“ Dabei war Fletch, wie ihn seine Kollegen riefen, das dienstälteste Mitglied der Band.

Bereits 1977 hatte er, gleichermaßen von der Punk-Revolution angefixt wie von Kraftwerks kühler Elektronik, mit seinem Schulkameraden Vince Clarke in Nottingham die Band No Romance in China gegründet. Fletch spielte E-Bass, das Instrument der Stoiker. Kurz darauf traf er im Pub The Van Gogh, dem Jugendtreff seiner Geburtsstadt Basildon, Martin Gore wieder, man kannte sich aus Grundschulzeiten. Gemeinsam mit Clarke bildeten sie das Trio Composition of Sound, für das alle drei zum Keyboard wechselten: Die Musik sollte jetzt rein elektronisch sein. Wie Kraftwerk, aber mit Gefühl.

Andy Fletcher war der Manager von Depeche Mode

Als Vince Clarke kurz darauf Dave Gahan als Sänger rekrutierte einigte man sich auf den neuen Namen Depeche Mode.  Clarke verabschiedete sich schon nach einem Album, um erst das Duo Yazoo, dann Erasure zu gründen, Alan Wilder sprang für ihn ein, und lenkte den poppigen Sound in dunklere Gefilde.

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Mit den Alben „Violator“ (1990) und „Songs Of Faith And Devotion“ (1993) hatte Depeche Mode nicht nur den Synthie-Pop der 80er überlebt, die Band war größer als je zuvor. Gore schrieb immer verzweifeltere Songs, Gahan tänzelte heroinsüchtig über dem Abgrund, nur Fletch verharrte unerschütterlich hinter dem Keyboard und ließ die Fans rätseln, was genau er da tue?

Alan Wilder führte Depeche Mode in zunehmend dunklere Gefilde

Die Antwort war ganz einfach: Er hielt den Laden zusammen. Obwohl sie jedes Stadion der Welt füllen konnten, verzichteten Depeche Mode auf einen Vollzeitmanager, sie hatten ja Fletch. Der vermittelte nicht nur zwischen den Diven Gore und Gahan, er beherrschte auch die ungeliebte geschäftliche Seite der Musik: Ohne ihn gäbe es diese Band nicht mehr, und falls doch, würde sie wohl kaum noch im fünften Jahrzehnt zu den beliebtesten Acts der Welt gehören.

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Nun mussten Gore und Gahan geschockt den Tod ihres Bandkollegen im Alter von nur 60 Jahren bekannt geben,  Andy Fletcher starb unerwartet in der Nacht zum 27. Mai: „Fletch hatte ein wahres Herz aus Gold“, schreiben sie in ihrem kurzen Statement,  „und war immer da, wenn man Unterstützung, ein angeregtes Gespräch, ein gutes Lachen oder ein kaltes Bier brauchte.“

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