Der ewige James BondSean Connery feiert 90. Geburtstag

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Connery dpa

Der britische Schauspieler Sean Connery. 

London – 

Filme zu drehen, sagte Sean Connery, als er vor 14 Jahren den Preis fürs Lebenswerk des American Film Institute entgegennahm, das sei entweder Utopia – ein in Erfüllung gegangener Wunschtraum – „oder es ist, als müsste man Scheiße bergauf schaufeln“.

Letztere Erfahrung musste der Altstar am Set des Fantasy-Action-Films „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ machen. Schon am ersten Drehtag sei ihm aufgegangen, dass der Regisseur nicht ganz dicht sei und auch, dass er einfach keine Lust mehr habe, mit Idioten zu arbeiten.

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Erzählte Connery in charakteristischer Unverblümtheit der „Times“ – und verabschiedete sich in den Ruhestand. An diesem Dienstag feiert Sean Connery seinen 90. Geburtstag.

Er wird auf der Leinwand vermisst

Auf der Leinwand wird er seit 17 Jahren schmerzlich vermisst, aber hatte er nicht bereits zuvor, in seiner Paraderolle als „James Bond“, zuerst „nie wieder“ und dann „Sag niemals nie“ gesagt? Diesmal sollte er stur bleiben, leider.

Andererseits ist es ja gerade die unvergleichliche Kombination von Willensstärke und Eigenwille die den rauen Charme Connerys ausmacht: Andere Schauspieler mögen hinter ihren jeweiligen Rollen verschwinden, der Sohn eines Lastwagenfahrers und einer Putzfrau aus Edinburgh, hat sie sich zu eigen gemacht.

Zwar hatte Ian Fleming seinen Superspion als „dunkel, gut aussehend, mit etwas grausamen Zügen“ beschrieben, was ja durchaus auf den jungen Sean Connery zutraf. Aber nachdem der schottische Arbeitersohn für „Dr. No“ verpflichtet worden war, stritt der Autor jede Ähnlichkeit mit seiner Romanfigur ab: Er habe einen Commander der Königlichen Marine entworfen und keinen haarigen Stuntman.

Viel ist seitdem über Connerys bescheidene Anfänge geschrieben worden, seine ersten Jobs als Milchmann, Bademeister, Sargpolierer oder Aktmodell, als wären das lachhafte Kuriositäten und nicht einfach Dinge, die man eben macht, wenn man seine Miete zahlen muss, aber keinen höheren Abschluss hat.

Flemings Freundin machte sich für ihn stark

Für Connery als Bond hatten sich damals interessanterweise sowohl die Ehefrau des Filmproduzenten Albert Broccoli als auch Flemings Freundin vehement für Connery ausgesprochen. Noch im Alter von 69 Jahren sollte Connery zum „Sexiest Man of the Century“ gewählt werden.

Aber es ist nicht allein der Sex-Appeal, sondern Connerys bestechende schauspielerische Glaubwürdigkeit, mit der er das Publikum gleichermaßen davon überzeugen konnte, ein leicht versnobter englischer Geheimagent zu sein, ein unsterblicher ägyptischer Schwertkämpfer (in „Highlander“), der Vater des nur zwölf Jahre jüngeren Harrison Ford (in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“), ein Franziskanermönch von detektivischem Spürsinn (in „Der Name der Rose“), oder ein russischer U-Boot-Kapitän (in „Jagd auf roter Oktober“) – ohne jemals sein unzählige Male parodiertes schottisches Genuschel abzulegen.

Toupet zu tragen kam nicht infrage

Auch ein Toupet zu tragen kam für ihn nicht infrage, jedenfalls nicht außerhalb der Bond-Rolle, stattdessen erhob er die Halbglatze zum sekundären Geschlechtsmerkmal. Ja er konnte sogar ohne Abstriche am Charisma im bizarren Science-Fiction-Film „Zardoz“ als postapokalyptischer Killer in einer Art roten Windel auftreten.

Vor allem der jüngere Sean Connery bringt die Leinwand als Naturkraft zum Leuchten, tatsächlich steckte hinter der Erscheinung viel Arbeit: Die fehlende Schulbildung hatte er durch ein rigoroses Lese-Curriculum wettgemacht, und auch die Bond-Rolle hatte er nicht allein aufgrund seiner physischen Vorzüge, sondern vor allem wegen seiner Rolle im Disney-Kobold-Fantasyfilm „Das Geheimnis der verwunschenen Höhle“ bekommen. Darin spielt Connery nicht nur einen irischen Gutsverwalter, er singt sogar – und auch das viel lieblicher, als man das einem eiskalten Agenten zugetraut hätte.

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