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Doku über Golf-Profi Bernhard LangerEin Prophet seines Sports

4 min
Bernhard Langer auf dem Golfplatz

Bernhard Langer auf dem Golfplatz

Wenn ein Golfball vom Schläger am Abschlag getroffen wird, macht es „Klack“. Normale Physik: Ausholen, treffen, „Klack“. Doch bei Bernhard Langer ist das anders, dieses vermeintlich simple „Klack“ ist bei ihm eine Art „Super-Klack“. „Dieser Klang, wie es sich anhört, wenn er den Ball trifft, das ist einfach sehr besonders“, sagt dazu Martin Kaymer, ein zweimaliger Majors-Sieger und staunender Bernhard-Langer-Fan, in einer vorzüglichen Doku über das Leben von Deutschlands bestem Golfer, die ab dem 25. September zunächst frei bei Magenta TV zu sehen ist. Langer war und ist eine Art Prophet seines Sports in diesem Land, er machte ihn hier populär, er gewann große Turniere und gewinnt immer noch, Aufhören ist nicht vorgesehen. Langer ist 67. „Aber das macht ja nichts. Ich spiele weiter“, sagt er.

Zum Beispiel an diesem Wochenende bei einem Turnier Schwerin. Am Dienstag war die Premiere seines Films im Kölner Cinedom, Langer war vor Ort, der Titel ist passenderweise sehr programmatisch: „Der ewige Champion“. Im Anschluss staunte er darüber, sich selbst auf einer 222 Quadratmeter großen Leinwand gesehen zu haben: „Das habe ich noch nie erlebt.“ 700 Zuschauer im ausverkauften Saal applaudierten nach 97 Minuten Einblick in Langers Leben stehend. Und was macht Langer? Fährt am Mittwoch nach Schwerin, „trainieren“, die Bahnen und Löcher ansehen und studieren, „denn am Wochenende trete ich dort an, da muss ich mich ja vorbereiten“.

Ein Maurersohn wird Golf-Profi

Einen großen Abschied gab es aber bereits. Langer trat im April 2025 zum letzten Mal beim US-Masters in Augusta an, dem Wimbledon der Golfer. Die Doku setzt dort an – Langer hat seinen Sohn Jason als Caddie dabei, das produzierende Team der Kölner Dokumentarfilmfirma Broadview um Regisseur Michael Wech ist ganz nah dran. Das ist eine großartige Rarität, Augusta öffnet normalerweise nicht seine Türen für Kameras, auf der Anlage sind den Zuschauern noch nicht einmal Handys gestattet.

Langer verpasst den Cut, wird dennoch umjubelt, ist den Tränen nah. Vikki ist da, seine Frau, neben Jason auch noch seine drei anderen Kinder Stefan, Jackie und Christina sowie zwei seiner vier Enkelkinder.

Augusta 2025 bildet den klug gewählten Rahmen der Langer-Doku. Dazwischen breitet sich das Leben eines Maurersohns aus Anhausen bei Augsburg auf, der als Profi die Golfwelt erobert: Masters-Siege 1985 und 1993. 123 Erfolge bei internationalen Meisterschaften auf allen Kontinenten. Erste deutsche Nummer eins der Weltrangliste. 47-mal gewann er auf der Champions Tour für professionelle Golfer ab 50 – Rekord. Sechsmal feierte er einen Sieg beim Ryder Cup, Europa gegen die USA, fünfmal als Spieler, einmal, 2004, als Captain. Am Wochenende steigt die 45. Auflage dieses kontinentalen Vergleichs, diesmal in New York: „Es wird schwer für die Europäer“, sagt Langer.

Angefangen hatte alles tatsächlich in Köln, auf dem Golfplatz von Refrath, auf dem Langer vor 50 Jahren, mit 17, sein erstes Profiturnier gewann. Der Kölner Geschäftsmann Jan Brügelmann übernahm das erste Sponsoring, „nur deshalb konnte ich auf die Tour gehen“, also golfspielend durch die Welt reisen – „ohne Köln wäre das alles gar nicht passiert“, sagt Langer nach der Premiere.

Langer erzählt von der Kraft seines Glaubens

Der Film, seine Doku, lässt das Ende seiner Karriere genauso offen wie Langer selbst im Gespräch. Er werde noch weiter machen, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, vornehmlich in den USA, seinem Wohnort. Es ist einfach stets in ihm, das Golfspielen werde er nie lassen, auch wenn er irgendwann keine Turniere mehr spiele. Agil sieht er ohnehin aus, die Haare sind weiterhin lang, allerdings nun ergraut. Auffällig große Hände gehören zu seinem Körper, seine Verbindung zum Schläger.

In der Doku erzählt Langer von der Kraft des Glaubens, der ihm die Leere nach seinem ersten Masters-Erfolg nahm. Er ist bei einer Predigt zu sehen, dabei macht er sich Notizen. Von der Puttschwäche Yips ist lange die Rede, einer plötzlichen Muskelzuckung vor dem Einlochen, die ihn viermal heimsuchte, die er aber stets verdrängen konnte. Seine gesamte Familie und Superstars des Golfs kommen zu Wort: Nick Faldo, Gary Player, Lee Trevino, Curtis Strange und der brillante Entertainer Colin Montgomery, der beim Erzählen Faxen macht und dabei aussieht wie ein ergrauter Bastian Pastewka. Sie alle staunen über Langers Detailversessenheit, den heiligen Ernst bei der Sache, seine Disziplin, seine legendäre Ruhe – und sein Können.

Zum Abschied aus dem Kinosaal nimmt Langer die Stufen von der Bühne bis zum Ausgang im Steigerungslauf, vorbei an noch einmal stehend applaudierenden Menschen. Er hat ja noch was vor. Am Mittwoch ging es weiter nach Schwerin. Golfspielen.

„Bernhard Langer - Der ewige Champion“, 97 Minuten, ab 25. September bei Magenta TV. Einen Monat freier Zugang.