Warum ist das Gesäß mehr als nur ein Körperteil? Der kurzweilige Film zeigt kuriose Po-Fakten aus der Tierwelt. Und spricht offen über Tabus und Gesundheit.
TV-AusblickWas macht den Hintern so besonders? 3sat-Doku gibt Antworten

Auf 3sat läuft die Wissenschaftsdoku „Unser erstaunlicher Po – Warum die Natur das Hinterteil erfand. (Handout)
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In Australien leben Ameisen mit grünem Hinterteil. Sie schmecken zitronig. Und Indigene mixen daraus eine Nasenspülung. „Ein Po mit Zauberkräften“, heißt es dazu in der 3sat-Dokumentation „Unser erstaunlicher Po - Warum die Natur das Hinterteil erfand“. Der Fernsehsender zeigt den Film von Liam O'Rinn am Donnerstag um 20.15 Uhr, der bereits am 9. Oktober zu sehen war. Außerdem steht er in der Mediathek.
Reporter Anthony Morgan widmet sich gut 40 Minuten dem Hinterteil. Die Frage nach dem Warum stellt er gleich zu Beginn selbst - und gibt auch eine Antwort: „Weil wir dieses Thema meistens meiden. Denn es kann unangenehm sein.“
Lockerer Ton und tierische Einblicke
Um die Sache zu entschärfen, versuchen es die Macher mit Humor: Mehrfach werden Szenen einer Straßenumfrage eingeblendet, in denen Menschen andere Begriffe und Spitznamen für den Hintern nennen. Kinder erklären Po-Kuriositäten aus der Tierwelt. Moderator Morgan schlägt einen lockern Ton an. Und dann werden Grafiken und Animationen eingebaut, die den jeweiligen Sachverhalt auf eher spielerische Weise veranschaulichen sollen.
Zudem geht es viel um Tiere, also erstmal gar nicht um den menschlichen Po. Und neben besagten Ameisen finden sich im Tierreich hierzu eine ganze Zahl an weiteren Beispielen: Manche Insektenlarve schütze sich mit einem Fäkalschild, erfährt das Publikum. Andere Käfer feuerten aus dem Hintern Abwehrstoffe.
Einige Tiere scheiden zwischen den Kiemen aus, wie es heißt. Nacktschnecken seitlich, weil ihr Körper auch ohne Haus gedreht sei. Nicht jeder Hintern sei am Hinterteil, erläutert Meeresbiologin Maureen Berg. Unter dem Hashtag „invert butt“ sei das zeitweilig sogar mal ein Internetphänomen gewesen.
Widersprüchliche Thesen zur Po-Evolution
Überhaupt bringt die Dokumentation viele Protagonisten unter, die auch mal für unterschiedliche wissenschaftliche Erklärungsansätze etwa zur Entwicklung des Hinterns stehen. So argumentiert der Jenaer Zoologe Andreas Hejnol auf Basis von Würmern aus Seegurken, dass sich zunächst der Mund und erst später der After entwickelt habe. Entwicklungsbiologe Hans Larsson wiederum ist der Ansicht, bei allen sei es mit dem Anus losgegangen.
Aber auch der Mensch kommt nicht zu kurz: Die Filmemacher sind etwa bei einer Darmspiegelung dabei und sprechen mit einer Krebspatientin, die ohne After lebt. Als sie die Diagnose erhielt, sei sie 30 gewesen, „eine junge schöne Frau“. Dank eines künstlichen Darmausgangs müsse sie nicht in Windeln ausscheiden, berichtet sie recht offen. „Ich hatte keine Wahl.“
Warum es kein Tabuthema sein sollte
Überhaupt versucht die Dokumentation, Scham und Peinlichkeit zu nehmen. Der Arzt Sender Liberman betont, wie wichtig es sei, über mögliche gesundheitliche Probleme am, im und um den Hintern zu sprechen.
Der Film geht trotz der geringen Dauer vielen Facetten nach und ist dadurch sehr kurzweilig. „Unser Gesäß ist wie ein Vorratsbehälter“, hören die Zuschauer und Zuschauerinnen an einer Stelle. Der Hintern speichere Energie.
Anus-Atmung und weiches Kissen
Später geht es um die Frage, ob Menschen über den Darm atmen oder zumindest eine Zeit lang mit Sauerstoff versorgt werden könnten. Eine absurde Vorstellung? An Mäusen sei das schon getestet worden. Und es werden Schildkröten gezeigt, die von Natur aus über den Anus atmen.
In einem Selbstversuch beim Aktmalen geht Reporter Morgan zudem der Frage nach, was einen schönen Hintern eigentlich ausmache. „Es hat mit Fülle zu tun“, sagt die Künstlerin Clara Lieu. Im Grunde sei der Po wie ein großes Kissen. (dpa)

