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FamilienkonzertWarum Johannes Stankowski nicht mit grünen Haaren auftreten will

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Johannes Stankowski

Köln – Vielleicht braucht man gerade jetzt jemanden wie ihn, um sich Hoffnung und Lebensfreude zu bewahren. Wenn der Kölner Singer-Songwriter Johannes Stankowski auf die Welt blickt, sieht er den „schönsten Ball im All“, immer noch, voll mit „tausend schönen Dingen“. Mit seinen Liedern erweist er sich als Poet und einfühlsamer Träumer, der verführerisch Luftschlösser baut und doch fest im leb- und erlebbaren Alltag geerdet ist. Ob er im Traum fliegt, mit seinen Kindern in Badewanne, Schwimmbad oder Garten tobt, den bunten Herbst bewundert oder einen „Muckeltag“ daheim genießt, stets empfindet man beim Lauschen das wunderbare Gefühl von Daseinsfreude, Geborgenheit und Zuneigung.

Wohltuend unbeschwert klingen die Songs, und doch dürfte kaum etwas schwieriger sein, als den richtigen Ton, die fragile Balance aus Traum und Wirklichkeit zu finden. Stankowskis Lieder für Kinder und Familien, eigentlich aber für jeden, der seine Ohren und sein Herz öffnet, sind von der Überzeugung getragen, dass man die Welt nicht rundweg infrage stellen muss. Da ist er näher beim stimmungsvoll-affirmativen „Abendlied“ von Matthias Claudius als beim hintergründigen Christian Morgenstern oder beim surrealen Weltverdreher Lewis Carroll.

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Doch wie sie alle beweist auch er mit jeder Note, dass seine (nicht nur) jungen Zuhörer Besseres verdienen als das, was ihnen normalerweise in Liedern, Büchern oder Filmen als lärmend-überdrehter „Kinderkram“ geboten wird. In seinen dezent nostalgisch angehauchten Pop-Songs bündelt sich die Sehnsucht nach leichter, nie aber seichter Unterhaltung wie ein Gegenentwurf zur Schnelllebigkeit des Alltags. Wobei Stankowski nie anbiedernd den Clown gibt, vielmehr  auf Augenhöhe einfach nur „da“ ist.

Eine Frage der Ästhetik

Stets stilvoll gekleidet erscheint er auf der Bühne, was für ihn mehr ist als nur eine Frage von Ästhetik: „Im Zusammenhang mit kinder- und altersoffener Musik wird so etwas oft suboptimal gelöst. Sobald man einen schiefen Schlips oder grüne Haare hat, soll das kinderadäquat sein, doch ich empfinde das einfach nur als unästhetisch. Die Beatles sind bei „Ob-la-di Ob-la-da“ ja auch nicht mit Schnuller im Mund auf dem Plakat zu sehen. Es geht um gute Songs und darum, sie wertig zu vermitteln, und dazu gehört auch mal ein guter Anzug.“

Bevor der Sänger aus der Kölner Südstadt zum inspirierenden Erneurer deutsch gesungener Familienlieder avancierte, feierte er  Erfolge als Singer-Songwriter. Bis heute arbeitet er vielgleisig, komponierte fürs Kino, schreibt Musik fürs Fernsehen. In seine Rolle als Familienvater wuchs er eher langsam hinein: „Da habe ich gemerkt, dass diese Zeit unwiderruflich verloren und nicht wieder einholbar war. Das kommt dann in einem Lied wie  »Ganz für mich allein« durch: Sagt einfach alles ab und hört auf eure Kinder. So jung werdet ihr euch nicht mehr wiedersehen!“ Womit er keinem hineinreden will: „Ich ernähre mich zum Beispiel seit zehn Jahren rein pflanzlich, aber ich würde nie daraus ein Lied nach dem Motto machen, Leute, esst kein Fleisch mehr. Eher würde ich Synapsen streuen, sodass die Leute pastellige Hinweise über die Wertigkeit nichtmenschlichen Lebens bekommen.“

Lieder zum Träumen und Fliegen

Vor allem aber ist Johannes Stankowski ein begeisternder, empathischer Musiker. Und Liedersammler: „Lieder sind zum Singen in der Welt, zum Träumen und zum Fliegen“, verkündet er im Song „Ich sing’ so gern“, wovon sich nun etwa 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Philharmonie überzeugen können. Das Thema Corona will er nicht in den Vordergrund reden, sich lieber ganz auf das Konzert konzentrieren: „Mit Bläsern, Streichern und einem neunköpfigen Kinderchor, so dass die Kunst so hochwertig wie möglich transportiert wird.“

Johannes Stankowski & Band: Das große Familienkonzert, Philharmonie, 20.9., 11 Uhr. Die CDs „Tausend schöne Dinge“, „Alles wird weiß“, „Alles wird bunt“ und „Alles wird grün“ mit stimmungsvoll illustrierten Begleitbüchern aus dem Kölner Pänz Verlag.