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Fernab von „Stranger Things“Joe „Djo“ Keery zeigt im Kölner E-Werk musikalische Bandbreite

Lesezeit 3 Minuten
16.06.2025, Köln: KULTUR - Konzert DJO im E-Werk Köln - Back On You Tour - Schauspieler Joe Keery als Musiker unter dem Namen DJO.

Djo aliasJoe Keery im Kölner E-Werk

Der in der Rolle des Steve Harrington bekannt gewordene Schauspieler kann neben seinem darstellerischen Kerngeschäft auch Musik. – manches besser, anderes schlechter. Unsere Kritik.

Als Joe Keery – oder Djo, wie er als Musiker genannt werden möchte – mit E-Gitarre unterm Arm aus von feuerrotem Scheinwerferlicht durchbrochenen Nebelschwaden vor das ausverkaufte E-Werk tritt, erinnert nichts mehr an den netten Eisverkäufer Steve Harrington. Als der ist Keery in der Netflix-Serie „Stranger Things“ bekannt geworden. Er stimmt erste, schnell aufeinander wechselnde Akkorde an und setzt dazu in Manier eines erfahrenen Rockers auch direkt mit seinem Gesang ein. So versetzt Djo das Kölner Publikum an diesem Montagabend in eine ekstatisch-geladene Atmosphäre, die über den Abend hinweg analog zur musikalischen Bandbreite seiner Songs noch einige Temperamentwechsel erleben soll.

Eine bunte Vorband für einen bunteren Mainact

Bis es so weit ist, lässt der Sänger und Multiinstrumentalist allerdings erstmal andere diese Arbeit übernehmen. Vorband Post Animal wärmt das Publikum mit einer teils polyphonen Mischung verschiedenster Sounds auf. Von Funk über Country bis hin zu beinahe psychedelischen Klängen ist alles dabei. Ebendiese Diversität legt den Grundstein für das ebenso pluralistische Programm des Hauptacts.

16.06.2025, Köln: KULTUR - Konzert DJO im E-Werk Köln - Back On You Tour - Schauspieler Joe Keery als Musiker unter dem Namen DJO. Foto: Thilo Schmülgen

Schauspieler Joe Keery im Kölner E-Werk.

So stellt auch Djo schnell unter Beweis, dass er verschiedene Klänge im Angebot hat. Nach gerade einmal zwei Rocksongs, die an den Sound der frühen 00er-Jahre erinnern, wechselt er zum Pop. Bei den rockigen Liedern sind Djos E-Gitarre und das Schlagzeug dominant. Das ausgesprochen schlichte, nur aus einigen Scheinwerfern bestehende Bühnenbild wird durch die beeindruckende Arbeit derselben kompensiert. Doch während der Pop-Songs fährt die mal blendend-helle und blitzartige, mal durch clevere Farbübergänge überzeugende Lichtshow herunter. In den Vordergrund rückt dafür Djos klare, weiche Stimme, bis die Lieder beinahe balladesk klingen.

Zu diesem Zeitpunkt erinnern Djos Ausstrahlung und seine Songs an den ein oder anderen ruhigeren Mac-Miller-Song: Allerdings ohne einen vergleichbar markanten Eindruck zu hinterlassen. Über Originalität punkten diese Lieder keineswegs, dafür über eine unbestreitbare Eingänglichkeit.

Kein One-Hit-Wonder

Seine musikalische Multidimensionalität stellt Djo erneut unter Beweis, als er am Keyboard jazzige Töne erklingen lässt. Grundsätzlich schwingt aber in allen nicht-rockigen Songs dieselbe langsame, schwere Note mit. Ein gutes Beispiel dafür ist sein Song „Fly“. Der bildet nicht nur lyrisch eine gewisse Analogie zu Oasis („No, I don't look back in anger“), sondern eben auch auf der Ebene des Sounds – allerdings ohne musikalisch an den legendären Status der Brüder aus Manchester heranzukommen.

Kurz vor Schluss spielt Djo dann seinen mit Abstand bekanntesten Song „End of Beginning“. Anhand der begeistert-kreischenden Reaktionen aus dem Publikum wird klar: Für viele ist das der Höhepunkt des Konzerts. Dem Image des One-Hit-Wonders entgeht Djo freilich schon dadurch, dass zum Abschluss ein weiteres Mal das Genre wechselt – und drei sehr schnelle, sehr laute, sehr harte Rocksongs spielt. In diesen Klängen liegt die Stärke des Abends: Zwischen anorganischen, Synthie-Einspielern, rasend-schnellen Gitarrensoli und einer wilden Lichtshow verbleibt niemand im Publikum nicht-elektrisiert.