E-Werk in KölnFever Ray kontrolliert mit makabren Elektropop den Puls des Publikums

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Fever Ray, alias Karin Dreijer, im weißen Anzug auf der Bühne unter einer Laterne.

Fever Ray auf der aktuellen Tour „There's no place I'd rather be“.

Fever Ray hat im E-Werk eine Elektropop-Performance voller dunkler Romantik gemischt mit Horror-Elementen abgelegt. 

Markerschütterndes Dröhnen ging Fever Ray im E-Werk voraus. Langsam pulsierend dringt es in die Fans, während die Performer bedächtig ihre Plätze auf der Bühne einnehmen. Fever Ray, das Soloprojekt von Karin Dreijer, ist Elektropop aus Schweden. Und Fever Ray auf der Bühne geht noch einen Schritt weiter, ist dann eine musikalische Performance zwischen dunkler Romantik und erotischem Horror.

Dreijers aktuelle genderfluide Bühnenidentität hätte auch in die Rocky Horror Picture Show gepasst. Weißer Anzug, blasses knochiges Gesicht, schwarz umrandete Augen – Dreijer schwebte wie ein düsterer Schrecken zwischen zwei Sängerinnen umher. Die eine in schwarzen Strapse, die andere im beigen Body mit keltisch anmutenden Zeichen, führten sie synchron mit Dreijer immer wieder choreographierte Armbewegungen aus. Wie auch die Musik diverse Genres vereint, erinnerte die Choreo je nach Outfit der Tanzenden an Moulin Rouge oder eben einer sich räkelnden Hand aus dem Grab.

„Cut, cut, cut“ sangen die drei mit scharfer Betonung für den Song „Even it Out“ in die Mikros, einer der härteren Momente des am 10. März erschienen dritten Fever-Ray-Albums „Radical Romantics“. Kein Wunder, Nine-Inch-Nail-Mitglieder Trent Reznor and Atticus Ross produzierten den Song. Dreijer und die beiden Unterstützerinnen sangen mit enger, trotziger Stimme. Oder schrien, wie in „Shiver“. Ob aus Schmerz oder Lust blieb, wie so oft bei Fever Ray, offen: „I just wanna be touched, I just wanna shiver“ sangen die drei Schulter an Schulter, sich als verschmolzene Einheit im Scheinwerferlicht langsam nach rechts und links bewegend. 

Eine Straßenlaterne im Gothic-Stil war die einzige Requisite auf der Bühne, sie legte mit ihrem stets schimmernden Licht einen sanfteren Touch über das, was auf der Bühne geschah. Wenn die zwei Sängerinnen fast tantrisch das Publikum zum Mittanzen, Mitfühlen animierten, erinnerte die Laterne an den Sinn hinter all dem: Romantik und zwar radikal. 

Je später der Abend, desto mehr reinen Techno führte Fever Ray auf, das E-Werk wurde kurz zum, Rave – bis Dreijer und die Band die Stimmung wieder kippen ließen. Das Publikum hing ihnen an den Lippen, die Trommeln gaben seinen Puls vor. Dann erzwang Dreijer mit psychedelisch, minimalistischen Elektrosounds wieder die Antizipation auf den nächsten rhythmischen Bruch. Doch diese Erlösung gewährt einem Derijer nicht immer.

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