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FIFA-Friedenspreis an Trump?WM-Gastland USA als „Paradies für harte Männer“

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Als FIFA-Präsident Gianni Infantino 2018 zum ersten Mal Donald Trump im Weißen Haus besuchte, überzeugte er den US-Präsidenten mit einem Geschenk: einer überdimensionalen roten Karte, die Trump laut Infantinos scherzhafter Empfehlung „immer dann zücken kann, wenn er jemanden rauswerfen möchte“. Trump war begeistert und zögerte nicht, die Karte den versammelten Pressevertretern zu zeigen – eine Geste, die seine oft konfliktreiche Beziehung zu den Medien treffend widerspiegelte.

FIFA-Präsident Gianni Infantino (rechts) überreicht US-Präsident Donald Trump am 22. August 2025 im Oval Office des Weißen Hauses in Washington, DC, den Weltmeisterschaftspokal.

Am Freitag findet die WM-Auslosung im Kennedy-Center in Washington statt. Unter Maga-Vorzeichen und mit Village-People-Soundtrack.

Am Freitagabend werden im Kennedy Center in Washington die zwölf Vierergruppen für die größte Fußball-WM aller Zeiten in den USA, Kanada und Mexiko ausgelost. Begleitet von einem Unterhaltungsprogramm der Weltklasse, so die offizielle Verlautbarung der FIFA. Was die sich so unter Weltklasse vorstellt?

Zum Beispiel das: Heidi Klum wird moderieren. Robbie Williams, der sich als offizieller Musikbotschafter der FIFA verdingt, ein Duett mit Nicole Scherzinger singen – der ehemaligen Pussycat Doll werden Trump-Sympathien nachgesagt. Und nach erfolgter Auslosung geben dann die Village People noch einmal den inoffiziellen Maga-Song „Y.M.C.A.“ zum Besten, also jene Disconummer aus der Hochzeit des Studio 54, mit der Donald Trump seine Gäste in Mar-a-Lago Abend für Abend als Hobby-DJ zu belästigen pflegte, bevor er sich an den Umbau seines Landes zur Autokratie machte.

Als Kahn und Klinsmann mit den Village People tanzten

Bekanntlich hat Victor Willis, das einzig verbliebene Originalmitglied der Disco-Formation, damit gedroht, jeden Kommentatoren zu verklagen, der die schmissige Schwulenhymne als eine ebensolche zu bezeichnen wage. Aber davon soll hier auch gar nicht die Rede sein, eher wollen wir an den Einsatz der Village People zur ersten US-WM 1994 erinnern: Damals sangen und tanzten die schnauzbärtigen Machomänner gemeinsam mit Berti Vogts Nationalmannschaft.

„Far Away in America“ hieß das Lied zum Turnier, unvergessen der Auftritt bei „Wetten, dass ..?“: Bauarbeiter, Cowboy und Indianer und die anderen schwulen Stereotypen mimten mehr schlecht als recht zum Playback, dahinter taten es ihnen Kahn, Klinsmann und Matthäus mit dem gebremstem Enthusiasmus gestandener Heteros gleich und klatschten in ihrem jeweils eigenen Rhythmus: Näher sind sich der deutsche Fußball und die Lederszene nie gekommen.

Jetzt will FIFA-Präsident Gianni Infantino im Kennedy-Center erstmals den Friedenspreis des Weltfußballverbands vergeben. „Fußball vereint die Welt“ heißt der, unter welchem Vorzeichen bleibt unklar. Aller Voraussicht nach soll dieser Pokal an den verhinderten Friedensnobelpreisträger Donald Trump gehen, so gehört sich das unter unkorrumpierbaren Demokraten.

Wie hatten die Village People und ihre deutschen Kicker schon vor 30 Jahren die Vereinigten Staaten als WM-Gastland gelobt: „Es ist ein Paradies für harte Männer.“