Kommentar zu Islam-CartoonsSchick und Schwarzer: Eine traurige Debatte auf Augenhöhe

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Franziska Becker

Franziska Becker

  • Der Journalistinnenbund will Karikaturistin Franziska Becker für ihr Lebenswerk auszeichnen.
  • Doch auf Twitter löst diese Entscheidung eine Kritikwelle aus: Beckers Arbeiten seien frauenfeindlich und rassistisch
  • Die Debatte ist vor allem schrill und traurig. Ein Kommentar

Es ist immer noch erstaunlich, wie scheinbar unaufhaltsam sich Debatten um den Islam in schrillen Tönen verlieren. Jüngstes Beispiel: der „Karikaturenstreit“ um die Kölner „Emma“-Cartoonistin Franziska Becker. Auf dem Twitter-Account von Sibel Schick wird die seit den 70er Jahren aktive Karikaturistin kurzerhand abgeurteilt: „Sie ist hauptsächlich mit ihren islamfeindlich-rassistischen Comics bekannt.“

Das ist nicht nur holprig formuliert, sondern schlichtweg Unsinn; bekannt ist Becker für vieles, aber nicht für die nach aktueller Zählung sieben Comics, die sie für „Emma“ über ein „islamisiertes“ Deutschland zeichnete.

Auf der anderen Seite sieht es mit der Debattenkultur nicht viel besser aus. Dass „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer ihrer langjährigen Mitarbeiterin zur Seite springt, ist verständlich. Aber muss sie deswegen gleich Parallelen zum terroristischen Attentat auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ und den Streit um die Mohammed-Karikaturen ziehen?

Solche Überzeichnungen gehören zum natürlichen Besteckkasten einer Karikaturistin wie Franziska Becker. In der politischen Diskussion dienen sie vor allem dazu, seine Gegner für nicht satisfaktionsfähig zu erklären.

Auf traurige Weise debattieren Schick und Schwarzer also auf Augenhöhe; jede Seite versucht, sich gegen Kritik zu immunisieren und im Gespräch zu bleiben – ohne miteinander in selbiges zu kommen.

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