Die Villa des verstorbenen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass wird verkauft, entgegen seinem testamentarischen Wunsch.
Gegen letzten WillenVilla von Günter Grass steht zum Verkauf

Die Villa, in der Guenter Grass lebte, im Kreis Herzogtum Lauenburg. (Archivbild)
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Die Villa des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass in Behlendorf, Schleswig-Holstein, steht zum Verkauf. Der aufgerufene Preis für das Anwesen beträgt 1,6 Millionen Euro. Dieser Verkauf widerspricht jedoch dem erklärten letzten Willen des 2015 verstorbenen Künstlers. Grass hatte in seinem Testament festgelegt, dass das Haus nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, etwa in Form eines Museums oder als Veranstaltungsort.
Die Bürgerschaft der Stadt Lübeck entschied sich Anfang 2025 allerdings gegen die Übernahme der Immobilie. Zur Begründung wurde angeführt, dass der Unterhalt und die erforderliche Sanierung für die Stadt mit ihren begrenzten finanziellen Mitteln nicht tragbar seien. Der Leiter des Grass-Museums in Lübeck, Jörg-Philipp Thomsa, bezeichnete die Entscheidung des Gremiums laut NDR als „verpasste historische Chance“.
Anwesen mit Atelier und Karpfenteich
Das Anwesen befindet sich im Kreis Herzogtum Lauenburg, rund 50 Kilometer von Hamburg entfernt. Das zuständige Maklerbüro bewirbt das Objekt als eine „eindrucksvolle Villa aus prominentem Vorbesitz“. Die Wohnfläche von 354 Quadratmetern verteilt sich auf insgesamt elf Zimmer. Neben dem Haupthaus gibt es auf dem umzäunten Areal auch ein Atelier mit großen Fensterflächen.
Zum rund 21.600 Quadratmeter großen Grundstück gehören außerdem eine Streuobstwiese, ein Gemüsegarten, ein Bachlauf mit Brücke und ein Karpfenteich. Günter Grass lebte mit seiner Frau Ute seit 1987 in der Villa. Seit dem Tod seiner Witwe im Jahr 2021 ist das Gebäude unbewohnt.
Laut Angaben des Immobilienunternehmens sind viele Räume, darunter das Wohn- und Musikzimmer, weiterhin möbliert. Lediglich die Bibliothek des Schriftstellers wurde bereits in die Günter-Grass-Stiftung sowie in sein zweites Haus in Lübeck überführt.
Günter Grass (1927–2015) war einer der einflussreichsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Mit dem Roman „Die Blechtrommel“ (1959) gelang ihm der internationale Durchbruch, später folgten Werke wie „Katz und Maus“ und „Hundejahre“. 1999 wurde er für sein literarisches Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit trat Grass auch als politischer Intellektueller in Erscheinung und löste mit öffentlichen Stellungnahmen immer wieder Debatten aus. (jag)

