Interview mit Leopold Hoesch„Der Nummer-1-Film zu Corona soll aus Köln kommen“

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Leopold Hoesch

Leopold Hoesch

Herr Hoesch, zum 14. Mal in Folge sollte Köln Ort der Semi-Final Round of Judging der Internationalen Emmy Awards sein. Dieses Mal gab es die Sitzung aber nur virtuell. War es anders nicht möglich?

Im Vorfeld der Preisverleihung finden ja weltweit Emmy-Jurys statt. Fast alle Academy-Kollegen hatten sich im Sommer für die Online-Variante entschieden. Dem sind wir gefolgt. Die Television Academy hat daraufhin einen sehr gut strukturierten Ablauf entwickelt, über die Video-Konferenz-Plattform Zoom die Jury-Sitzungen durchzuführen.

Und wie ist die virtuelle Sitzung gelaufen?

Wirklich gut. Der Prozess wurde komplett aus New York online gesteuert. Die Jury-Mitglieder wurden durchgängig beim Sichten der Beträge beobachtet, um sicherzustellen, dass jedes Programm vollständig gesichtet wird. Erneut konnten wir eine beeindruckende Jury zusammenstellen, mit das Beste, wenn es um Dokumentationen in Deutschland geht. Aber die Feier am Abend hat natürlich gefehlt.

Sie sprechen vom Emmy-Cocktail, zu dem Sie immer einluden.

Wir haben bis zuletzt versucht, die Hoffnung aufrechtzuerhalten auf den Emmy-Cocktail in der Villa Marienburg. Aber es war schlicht nicht machbar, weil auch viele potenzielle Jury-Mitglieder, nicht nur die Schauspieler, sehr strikte Quarantäne-Auflagen haben. Ich bin traurig, weil wir dieses Jahr zum letzten Mal in die Marienburg gegangen wären. Sie steht danach nicht mehr zur Verfügung.

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Wie sind Sie als Produzent bisher durch die Corona-Krise gekommen?

Ich sah keinen seriösen Grund, warum wir Dokumentarfilmer von der Krise stark betroffen sein sollten, im Gegenteil eigentlich, das Informationsbedürfnis des Publikums ist sprunghaft gestiegen. Meine Angst war allerdings, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Krise ohne Grund an uns Produzenten weitergibt, da waren wir eine Zeit lang sehr besorgt und haben deswegen hohe Kredite aufgenommen, um die befürchtete Delle ausgleichen zu können. Die punktuelle staatliche Unterstützung durch zum Beispiel die KfW war für uns sehr hilfreich. So waren wir in der Lage komplett auf Kurzarbeit zu verzichten, was für die Stimmung im Team sehr gut war, auch wenn zwei Drittel der Kollegen immer noch von zu Hause aus arbeiten. Bisher kommen wir gut durch die Krise und der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat sich erfreulicherweise von seiner besten Seite gezeigt.

Und wie gehen Sie inhaltlich mit dem Thema Corona um?

Wir hatten uns früh entschlossen, nicht wie viele Kollegen zu versuchen, den ersten Corona-Film auf den Markt zu bringen, sondern eher den letzten. Und zwar Ende 2021, wenn wir hoffentlich wissen, wo wir dann stehen, das ist momentan nicht zu beurteilen. Ein Corona-Film, der letzte Woche fertig geworden wäre, wäre diese Woche schon wieder alt. Meine Vision war, dass der Nummer-1-Film zu einem weltweiten Ereignis dieses Mal nicht aus Amerika kommt, sondern aus Deutschland, genau gesagt aus Köln. Dieser mutige Pitch hat verfangen. Wir haben das Projekt bereits an das ZDF verkauft und beantragen jetzt Filmförderung. Durch unseren jahrelange Arbeit mit arte an dem Antibiotika Film „Resistance Fighters – Die globale Antibiotika-Krise“ haben wir einen zeitlichen Vorsprung bei medizinischen Themen, da wir mit medizinischen Institutionen in UK, USA und China gut vernetzt sind. Diese Zugänge sind jetzt hilfreich.

Das Gespräch führte Anne Burgmer

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