Ohne EnergieverlustDie Kölner Jazz-Highlights im September in Köln

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Cologne Contemporary Jazz Orchestra (CCJO). 

Köln – Die Cologne Jazzweek war in vielerlei Hinsicht ein herausragendes Ereignis und traf mit seiner stilistischen Bandbreite auf ein offenes, erlebnishungriges Publikum. Zwar suchten sich viele ihre jeweils bevorzugte Stilrichtung, ihre Bühne oder ihren Lieblingsclub, gleichwohl kamen allerorts Menschen aus unterschiedlichen Generationen zusammen – und dabei auch ins Gespräch. Da ist es gut, dass der Jazz im September darauf aufbaut und ein hochwertiges, breit aufgestelltes Angebot macht.

Jazzweek-Impulse

Das Urania-Theater bleibt auch nach der Jazzweek ein Jazz-Standort. Hier spielen die Caris Hermes Group (12.9.) sowie die „Klavier-Edelfedern“ Chris Hopkins und Martin Sasse im Duett an zwei Flügeln (24.9.). Das Filmhaus entdeckten manche erst durch die Jazzweek als attraktiven Spielort, hier bietet „Real Live Jazz“ gleich zwei Altsaxofon-Highlights: Theresia Philipp spielt im neuen Ensemble mit Trompeter Bastian Stein, Bassist Matthias Akeo Nowak und Schlagzeuger Felix Ambach (11.9.), Johannes Ludwig bringt seine aufregende Band Vagabond Souls mit Heidi Bayer (Trompete), Lisa Wulf (Bass), Alex Parzhuber (Schlagzeug) und den Gitarristen Gero Schipmann und Philipp Brämswig auf die Bühne (25.9.). Schön, dass der Salon de Jazz wieder da ist: Während montags die Reihe „Hammond Organ Grooves“ weitergeht (12.9.), bietet Clemens Gottwalds Quintett Prisma ein erstes Band-Highlight. Der junge Posaunist verknüpft Stile und Epochen zur „elektro-akustischen Explosivmischung“, diesmal sind Schlagzeugerin Mareike Wiening und Gitarristin Christina Zurhausen dabei (15.9.).

Große Ensembles

Das CCJO: Ein stolzes Jubiläum feiert das Cologne Contemporary Jazz Orchestra, kurz CCJO. Vor 20 Jahren entstand die Big Band im Stadtgarten aus der Idee, der Szene die stilistisch offene Chance zum Proben und Spielen zu schaffen. Daraus erwuchs einer der prägnantesten, großen Klangkörper in Köln, der sich aus sich selbst heraus ständig neu erfindet. Mehr als die Hälfte der Gründungsmitglieder blieben dem CCJO bis heute treu. Das Jubiläumskonzert im Stadtgarten (4.9.) steht unter dem Motto „Homegrown“, hier alle derzeitigen Mitglieder: Jan Schneider, Christian Winninghoff, Matthias Knoop, Matthias Bergmann (Trompeten), Peter Schwatlo, Andreas Schickentanz, Ben Degen, Wolf Schenk (Posaunen), Marko Lackner, Kristina Brodersen, Matthew Halpin, Francois de Ribaupierre, Marcus Bartelt (Saxofone), Jürgen Friedrich (Klavier), Johannes Behr (Gitarre), Volker Heinze (Bass) und Jens Düppe (Schlagzeug).

Spuren des CCJO: Viele CCJO-Mitglieder sind Impulsgeber im Kölner Jazz. Marcus Bartelt, Mitbegründer und bis heute aktiv in Leitung und Organisation, ist ein brillanter Baritonsaxofonist, der sein Instrument elegant und leichtfüßig einzusetzen weiß. Aktuell gibt es zwei vorzügliche neue CDs von ihm. Nachdem er beim CJS Kompositionswettbewerb 2022 den zweiten Preis gewann, spielt er im King Georg mit Martin Sasse, Martin Gjakonovski und Joost van Schaik (26.9.) im Rahmen der Sieger-Konzertreihe. Auch Saxofonist Lars Møller hat gute CCJO-Freunde: Im Jaki spielt er mit Johannes Behr, Volker Heinze und Jens Düppe (3.9.). Ein weiteres CCJO-Gewächs ist das Sextett von Andreas Schicketanz, das im King Georg mit Johannes Behr, Matthew Halpin, Lars Duppler, Volker Heinze und Silvio Morger die CD „Episodes“ vorstellt (22.9.).

Weitere Big-Band-Events: Das Projekt „Two Nations Under One Groove“ vereint im Stadtgarten zwei Jugendjazzorchester (16.9.): In dem reizvollen Experiment verknüpfen das Nationaal Jeugd Jazz Orkest (NJJO) und das Bundesjazzorchester BuJazzO ihre Stilistiken und mischen die Orchester für diesen Abend neu. Ebenfalls im Stadtgarten: das Blue Art Orchestra mit Georg Ruby (25.9.). Während die WDR Big Band in der Philharmonie ihr neues Projekt „The Chief Goes Latin“ von Bob Mintzer aufführt (24.9.), erfindet das weit unberechenbarere Stefan Schultze Large Ensemble aufregend vitale Großbildklänge: Im Loft wird „The Buchla Suite“ (4.9.) aufgeführt.

Festival: „Multiphonics“

Die (Welt-)Reise des Klarinettenfestivals „Multiphonics“ geht weiter (20.-23.9.). Im Stadtgarten, in der Urania und im Gloria dreht sich wieder alles um die Klarinette, das Programm ist reicher und einladender denn je: Aus Frankreich kommt Louis Sclavis, der kubanische Weltmusiker Paquito d’Rivera ist Gast der Paul Heller Allstar Bigband, die New York Gypsy All Stars entfesseln ihr funkelndes Klangfeuerwerk, und Annette Maye & Murat Coşkun präsentieren ihr neues FisFüz-Projekt „Schwarzes Meer“. Für den verstorbenen Rolf Kühn wurde kurzfristig angemessener Ersatz gefunden: Klarinettist Gianluigi Trovesi trifft auf Pianist Hans Lüdemann.

Weitere Highlights in Loft, Jaki und Artheater

Jeder Veranstaltungsort quillt an verheißungsvollen Acts über. Fürs Loft-Programm könnte man sich glatt für vier Wochen in einem nahen Hotel einmieten. Pianist Achim Kaufmann spielt sein neues Projekt „Querent Ore“, bei dem neben Tobias Delius, Elisabeth Coudoux, Dominik Mahning und Robert Landfermann den Texten und der Stimme von Gabriele DR Guenther eine tragende Rolle zukommt (5.9.). Tags drauf spielt Kaufmann im Duett mit Klarinettist Michael Moore (6.9.). Gleich mehrere Bachelor-Abschlusskonzerte im Loft versprechen frische Impulse, so von Victor Fox (9.9.), Leif Hofmann (23.9.), Nico Klöffer (25.9.) und Ying Yang (26.9.).

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Während der Jazzweek wurde das Jaki zum Publikumsliebling – und dürfte dies bleiben mit Konzerten wie dem Cologne Jazz Quartett (10.9.), Florian Herzogs „Almost Natural“ (17.9.), den „City Animals“ der angesagten New Yorker Vibrafonistin Yuhan Su (24.9.) sowie Heidi Bayers Korsh (26.9.). Auch das Artheater kuratiert wieder ein vorzügliches, junges Programm, so mit Trompeter Jakob Bänsch (mit Pablo Held, 20.9.) und dem Quartett der spannenden Saxofonistin Johanna Klein (27.9.). Last but not least: Das Chico Freeman-Antonio Faraò-Quartett (15.9.) beehrt das Alte Pfandhaus.

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