Kölner KlassikfestivalDas hat François-Xavier Roth alles mit Felix! vor

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François-Xavier Roth in Aktion 

Köln – Das Kölner Originalklangfestival „Felix!“, das in diesem Jahr seine vierte Ausgabe erlebt, wartet mit einigen Neuerungen auf – Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort gab sie jetzt anlässlich der Programmvorstellung bekannt. Da ist zum einen die zeitliche Ausdehnung auf eine knappe Woche (16. bis 21. August), welche Gewichtszunahme die Veranstaltung, so Langevoort, zu einem echten Pendant zum Neue Musik-Festival „acht Brücken“ mache (das an diesem Wochenende beginnt).

Roth leitet die Pariser Originalklang-Formation Les Siècles

Außerdem erhält Felix erstmals einen Kurator, und der ist kein Geringerer als Kölns Generalmusikdirektor François-Xavier Roth. Diese Wahl ist weniger eigenwillig, als sie auf den ersten Blick scheint: Roth ist nicht nur Gürzenich-Kapellmeister, sondern auch Gründer und Leiter der Pariser Originalklang-Formation Les Siècles, mit der er in historischer Aufführungspraxis vorzugsweise französische Musik vom Barock bis zur Gegenwart interpretiert. Da lag die Idee, ihn mit Felix in Verbindung zu bringen, sogar ziemlich nah – zumal auch Felix dezidiert kein Barock-, sondern eben ein Originalklang-Festival mit einer Epochenreichweite bis ins 20. Jahrhundert ist.

Nicht nur wird Roth mit Les Siècles in Köln erscheinen; vielmehr hat er der diesjährigen Festival-Programmatik überhaupt  einen persönlichen – genauer: einen sehr französischen –  Stempel aufgedrückt. Das betrifft nicht nur das Repertoire und die Interpreten, sondern auch, wie er im Gespräch mit Langevoort ausführte, die grundsätzliche „Idee“ des Ganzen. Die ist bezeichnet durch jene Affinität von Musik und Tanz, die Roth als für die Kultur seines Heimatlandes charakteristisch empfindet – von den Zeiten des Sonnenkönigs bis zu denen des legendären Ballettkönigs Sergei Djagilew. „Anders als in Deutschland“, so Roth, „verbindet sich Musik in Frankreich immer wieder mit anderen Künsten.“

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Tatsächlich sind  mit den Namen Ludwig XIV. und Djagilew zwei Schwerpunkte der Agenda benannt: Den Auftakt macht ein Konzert des Ensemble Correspondances unter Sébastien Daucé mit jenen Musiken, die anlässlich der Krönung von Louis-quatorze anno 1654 (mutmaßlich) erklangen und in mühsamer Rekonstruktion ermittelt werden konnten. Rosabel Huguet bettet sie in der Philharmonie in eine  spezifische Rauminszenierung. Und zum Abschluss, am 21. August, führt  Roth mit Les Siècles Strawinskys legendäre Djagilew-Ballettmusiken auf: „Feuervogel“, „Petruschka“ und „Le sacre du printemps“ („Sacre“ ist auch Gegenstand eines „Familienkonzerts“).

Ein weiteres Mal sind Les Siècles unter Roth am 19. August zu hören: mit Werken von Rameau, Berlioz und Ravel. Hier steht der Daphnis- und Chloé-Mythos im Zentrum. In Ravels  einschlägiger Ballettmusik versieht die Kölner Kartäuserkantorei den Chorpart. Les Siècles-Musiker treten auch am durchweg eintrittsfreien „Felix urban“-Tag (20. August) auf, an dem sich neun Ensembles mit sehr diverser Agenda an gleichfalls unterschiedlichen Spielorten der Innenstadt hören lassen.

Das Festival hat einen französisch imprägnierten Barockschwerpunkt

Tatsächlich hat das Festival auch einen – wiederum stark französisch imprägnierten – Barockschwerpunkt: Die Cappella Mediterranea unter Leonoard García Alarcón führt konzertant Monteverdis „L’Orfeo“ auf, Pierre Hantai spielt französische Cembalomusik des 18. Jahrhunderts, die Geigerin Amandine Beyer lässt mit ihrem Ensemble Gli Incogniti Musik von Georg Muffat erklingen, und Les Musiciens de Saint-Julien präsentieren englische Lieder und Tänze des 17. Jahrhunderts. Zu erleben sind ferner das Bläserensemble Sarbacanes (in dem Roths Sohn Felix als Hornist mitspielt) mit  Harmoniemusiken von Mozart und Beethoven und der Pianist Alexander Melnikov, der sich ausgesuchten Schmankerln von Rossini und Berlioz (in Liszt-Bearbeitung) widmet.

Die Alte Musik-Stadt Köln wird repräsentiert durch den Cantus Cölln unter Konrad Junghänel, der in der Philharmonie die Bach-Motetten singt. Der eher traurige Kontext dieses Konzerts: Nach 35 Jahren musikalischem Wirken gibt das gefeierte Vokalensemble an diesem 18. August seine Abschiedsvorstellung.

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